Schwarze Katze Rundbriefe 02.06.00

Schwarze Katze Rundbrief 02.06.00: A33-Widerstand
Schwarze Katze Rundbrief 02.06.00: A33-Camp sucht Mitbewohner


Schwarze Katze Rundbrief 02.06.00: A33-Widerstand

Schwarze Katze
Postfach 41 20
58664 Hemer

Infos über Widerstand gegen die A33 - wann kommt Widerstand gegen den Weiterbau der A46?

>>> Hüttendörfer

>> eine alternative Widerstandsform

> am Beispiel von Autobahnen (hier: A33)

Während mill. Menschen in den Vereinigten Staaten von Europa über Beschäftigungslösigkeit jammern, haben wir genug damit zu tun, den PlanerInnen der totalen Ausbeutung in die Suppe zu spucken. Seit 4 Jahren besetzen wir Gelände der A33-Trasse, während sich die riesige Autobahnwanderbaustelle langsam Räumung für Räumung durch die Landschaft frisst. Doch:

- WIR WOLLEN NICHT NUR DIE A33 VERHINDERN !!! -

Autobahnen sind neben vielen anderen Großbauprojekten riesige Abschreibungs-Objekte für das Großkapital. Und erstmal vollendet, rollt auf ihnen das Geld von unten nach oben, aber konzentriert! Die vielen kleinen PendlerInnen können jetzt gemütlich und allein in ihren blitzblanken Statussymbolchen mit 200 Sachen Abenteuer zur Arbeit düsen, wo sie mittlerweile einen Großteil damit verbringen, um für das Mittel und der Weg dorthin aufzukommen. In der Ortschaft, auf der Fahrt zur Videothek, stören keine fremden Lastwagen mehr, die Konsumgüter in einem gigantischen Ausmaß von Subventionsschwindel und Ausspielung von Arbeitskräften in Ost & West, Nord & Süd umherkarren. Wer nicht mitmachen will, bei der immer fortwährenden Zentralisierung aller gesellschaftlichen Aktivitäten, bleibt eben Zuhause hängen. Doch wozu gibt's Fernsehen oder die totale Kommunikation, den neuesten Gag des Kapitalismus nach Zinsen, Kanonen und Autos?

Was kann ich dagegen tun?

Wer sich melden will, der darf der achso abwechslungsreichen politischen Avantgarde der Dumpfdeutschen alle vier Jahre mit einem Wahlkreuz den Dienst erweisen. Wenn ich genug Zeit habe, kann ich mich sogar selber in einem Verband engagieren und habe es dort mit Leuten zu tun, die es soviel Menschen verschiedener Ansichten gleichzeitig recht machen wollen, dass nichts mehr dabei rumkommt. An die Behörden, die die Autobahnen planen, kann ich Einwendungen schreiben, doch dort ist der Anstrich der Leitplanken juristisch relevanter als der drohende Verkehrsinfarkt & Klimatod. Gegen den Planfeststellungsbeschluss, der alle Menschen einer ganzen Region angeht, können anschließend nur Leute mit Grundstücken auf der Trasse klagen. Aber nicht gegen das Projekt an sich, sondern nur verfahrenstechnische Feinheiten.

MITSPRACHERECHT DEFINIERT SICH ALSO NUR DURCH BESITZ u. IST SO GUT WIE NICHT VORHANDEN!

Und was passiert dann? Gelingt es dennoch die Maschinerie so aufzuhalten, schafft der Staat per Sofortvollzug vollendete Tatsachen. So werden Wälder abgeholzt, bevor die Planung rechtskräftig, oder Höfe werden abgerissen, bevor die Planfeststellung überhaupt begonnen hat. Kommt alles trotzdem ins Stocken, weil der Geldhahn zum X-ten male versiegt ist, sind die Sündenböcke schnell im Lager der KlägerInnen & GegnerInnen ausgemacht, die sich ja nur einen Spaß aus dem Verhindern machen und gegen den Fortschritt und überhaupt alles sind. Das kommt dann aus dem Munde von Leuten, die seit 33 Jahren alle Alternativen in der Schublade verschwinden lassen. Dass sich in der gewonnenen Zwischenzeit die politische Landschaft erst in Niedersachsen, dann in NRW nach Rot-Grün verschob, hat bis jetzt nullkommagarnix verändert.

Also: Alles umsonst? - Nein, die autonome Landjugend Borgholzhausen nimmt das nicht tatenlos hin:
- EIN HÜTTENDORF MUSS HER ! -

Der Konflikt hat jetzt ein provokantes Symbol, um das mensch nicht mehr drum herum kann. Klar, dass so der Konflikt auch forciert und polarisiert wird, aber das muss. Schließlich müssen die Dinge, um die es wirklich geht, zutage kommen. Das sind keine (Miss-) Verständnisprobleme über komplizierte Verkehrsargumente, sondern das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Denkmuster & Weltanschauungen, die subjektiv in sich schlüssig scheinen. Ein Hüttendorf, wo Menschen den Widerstand leben, und das als eine kleinen Eigenständige Welt der Betonpiste real im Wege steht, trifft den Nerv der Leute, die die A33 so oder so durchboxen wollen (obwohl es anders geht), und der ganzen Gesellschaft, die dahinter steht, am ehesten. Wer glaubt denn noch, dass die Irren, die es geschafft haben, dass ein 10 000 Seelen Kaff wie Dissen 3 (!) Autobahnanschlüsse bekommt, für irgendwelche ökologischen Argumente zugänglich sind; die finden das eben schön so.

Die kümmert auch die Ausbeutung andernorts nicht, weil sie eben zufällig auf der Siegerseite geboren sind; sich nur anpassen und alles nach-/mit-machen brauchen, was zumindest für diese Generation noch problemlos funktionieren wird. Leider ist diese "ehrenwerte" Gesellschaft so, dass sie sich mit ihren Entscheidungsträgern, Denkmustern und der duldenden bzw. tragenden Masse selbst reproduziert. Wer nach deren Spielregeln dort etwas ändern will, verläuft sich. So werden z.B. die politischen Schachspiele der GRÜNEN immer abstrakter und konkretisieren sich an Projekten immer weniger. Wogegen wir z.B. im SPIEGEL verrissen wurden, nur allzu symptomatisch für die Profilneurose der sog. linksliberalen Schicht, die sich einen warmen Platz im System ergattert hat: soviel zum Thema Kanalisation.

Mit unserem Widerstand greifen wir Denkmuster an. Schließlich steht übergeordnet hinter dem symptomatischen Verkehrsproblem eine bestimmte Lebensweise. Deshalb muss Widerstand eine eigene Kultur haben, denn uns bleibt nichts anderes übrig, als der uns völlig verschlossenen Gegenseite eine nonverbale Sprache in Form von zivilem Ungehorsam, Kunst, Hapenings und der Visualisierung von Ansichten & Zusammenhängen entgegenzusetzen. Letzteres bedeutet, dass wir mit unseren Aktionen und Provokationen Reaktionen hervorrufen, die das System entlarven und das Individuum zur Selbstreflektion anreizen. D.h. es werden bei ihm Wiedererkennungsmuster im eigenen Erfahrungshorizont bezüglich Repressionen bei der freien Entfaltung der Persönlichkeit angesprochen. Hier schließt sich der Kreis von Polarisierung und Konfliktforcierung.

Mit viel Phantasie lässt sich ein großer Apparat ins Stocken bringen. Also wartet nicht, bis nach nie endenden Redeschlachten die letzte Autobahntrommeltruppe umgedreht ist, macht euer eigenes Teil: DIE ANDEREN SOLLEN SICH IHRE ZÄHNE AN UNS AUSBEISSEN !

Wir kämpfen weiter um unsere Inseln (amtsdeutsch: rechtsfreie Räume), wo sich viele verschiedene Leute & Gruppen treffen und sich mit ihren Ideen auseinandersetzen. Genau solche Schmelztiegel sind den Herrschenden ein Dorn im Auge, wie sich an vielen überflüssigen Räumungen, Kriminalisierungsversuchen & Prozessen zeigt. Doch oft waren jene, die sich & ihr System so gerne beweihräuchern und uns in die böse Ecke stellen, nicht in der Lage, uns mit ihren eigenen Mitteln zu zerschlagen und begingen bei Einsätzen Rechtsbeugung. Damit legitimieren sie sogar selber unseren Widerstand, weil wir uns auch nicht mit den vom System gestellten, scheinheiligen Methoden begnügen. Nur mit dem Unterschied, dass wir nicht etwas kaputt machen müssen, sondern schützen wollen!

Wir brauchen dringend Spenden für Prozesse, Verfahren und Agitprop: Knr. (...) (Schwarze Katze Anmerkung: Kontonummer ist anders als im Original weggelassen worden, da nicht mehr gültig.)

Herausgegeben vom
Hüttendorf gegen die A33
Stockkämper Str. 22a
33829 Borgholzhausen


Schwarze Katze Rundbrief 02.06.00: A33-Camp sucht Mitbewohner

nachfolgend eine Weitergabe der Geländebesetzer der A-33:

>>> Hüttendorf gegen die A-33

>> Hilfe, unser Hüttendorf steht leer!

> Wenn ihr nicht einzieht, ziehen wir aus.

Seit 7 Jahren besetzen wir Gelände der A33-Trasse, während sich die riesige Autobahnwanderbaustelle langsam Räumung für Räumung durch die Landschaft frisst. Vor 2 Jahren zog ein Dutzend Leute vom Hüttendorf in Borgholzhausen in den Tatenhausener Forst und besetzte dort eine Fläche auf der A33 Trasse, um dort ein neues Hüttendorf zu errichten. Der Tatenhausener Forst ist ein ökologisch bedeutsames Gebiet und in der regionalen Diskussion um die A33 von besonderem Interesse, weil es von der EG als Flora-Fauna-Habitat Gelände ausgewiesen wurde. Die BRD will hier die A33 durchbauen.

Momentan sieht es tatsächlich so aus, als hätten wir den aktuellen Platz dort durchgesetzt, was bedeutet, dass dieses Hüttendorf eine lange Perspektive haben kann. Die Liste der sich bietenden Möglichkeiten scheint unendlich und richtet sich fast ausschließlich nach den Träumen und Ideen der dort lebenden Menschen.

Leider hocken hier mittlerweile nur noch 3 Personen völlig vereinsamt im Wald und kriegen nicht mehr besonders viel auf die Reihe. Die übliche Szeneunterstützung gibt's zwar immer noch, doch Solidaritätsbekundungen und gelegentliche Besuche tragen kein Hüttendorf.

ALSO, WO BLEIBT IHR ????

Wir können zu dritt nicht dafür sorgen, dass dieser Freiraum (das Hüttendorf) bestehen bleibt.

Nur wenn sich Personen finden, die hier einziehen oder das Hüttendorf übernehmen wollen, kann es weitergehen. Das gilt auch für Leute/Szenen, mit denen ein Zusammenleben in Vergangenheit nicht stattgefunden hat.

Lasst uns jetzt gemeinsam eine Zukunft fürs Anti-A33 Hüttendorf aufbauen. Kommt so schnell wie möglich vorbei und erhaltet einen vom Aussterben bedrohten Freiraum wie ihr es für richtig haltet!!

Herausgegeben vom
Hüttendorf gegen die A33
Stockkämper Str. 22a
33829 Borgholzhausen

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Hallo zusammen!

Zur Zeit reisen drei Ex-Hüttis durchs Land und versuchen ein letztes mal motivierte Menschen zu finden, die ins A33-Hüttendorf einziehen. Dafür suchen sie Räumlichkeiten und Interesse um Diavorträge zu halten und etwas über das Leben im Hüttendorf, fürhere Aktionen etc. zu erzählen.

Wenn in nächster Zeit niemand einzieht, bedeutet dies das endgültige Ende fürs A33-Hüttendorf!