Schwarze Katze Rundbrief vom 05.06.01 (jetzt neu gestaltet)

1.) Nationaler Widerstand Ostfriesland macht Front gegen AG Antinationalismus Sauerland
2.) Schwarze Katze Radiosendung zu Gesellschaftsveränderung und Linux
3.) Kampf gegen die Residenzpflicht
4.) Schwarze Katze Homepage überarbeitet + neue Texte
5.) An die linken alternativen Pädagogen (Kinderfrühling Berlin)
6.) "Libertad - Freiheit für die politischen Gefangenen" unterstützt Online-Demo gegen Lufthansa

1.) Nationaler Widerstand Ostfriesland macht Front gegen AG Antinationalismus Sauerland
AG Antinationalismus Sauerland: Der Nationale Widerstand Ostfriesland verbietet es Juden auf ihrer Internetseite zu sein:

"Desweiteren ist es folgenden Personen nicht gestattet diese Internet-Präsenz zu Betreten bzw. zu Verwenden oder zu lesen:

Anhänger des Jüdischen Glaubens
Journalisten
Polizisten
Staatsangestellten (Beamte in jeder Position)
Nicht Nationaldenkenden Bürgern
Anhängern der Antifa
Links-Orientierten Menschen
Mitgliedern einer Strafverfolgenden Einheit

Also 88 Kameraden und noch viel Spaß auf unseren Seiten."

Also wir als "nicht nationaldenkende Bürger" und "Anhänger der Antifa", die wir als AG Antinationalismus nun mal sind, dürfen uns die Seite des Nationalen Widerstands Ostfrieslands nicht angucken. Na sowas! Da wir Anordnungen von ostfriesischen Nazis erstmal grundsätzlich nicht beachten, haben wir uns über ihr "Verbot" hinweggesetzt und uns ihre Seite mal angeguckt. Ein germanischer Recke mit schwarz-weiss-roter Fahne und Kette an der Hand begrüsst uns erstmal. Wohl ihre Traumvorstellung die alte deutsche Fahne als Gefangener zu schwenken? Vom nationalistischen Symbolkram hatten wir erstmal genug und guckten uns ihre Linkliste "die anderen" an. Und was fanden wir da? Ein Männchen, welches zu einem zerschlagenen Hakenkreuz mit der Aufschrift "Gegen Nazis" hingeht und darauf pisst.

Dadrunter sind 6 Antifa-Links zur Antifa Aurich, Aktionsbündniss Brandenburg (im Original mit 2 s - SS gefällt denen wohl so gut, dass sie die Regeln der RECHTSschreibung ausser Kraft setzen), zum Monatsmagazin Antifa, zur Antifa Essen, zur Antifaschistischen Aktion Berlin zu sehen. Halt! Da fehlte doch noch was! Das Wort Sauerland stand da auch noch. Sauerland? Da kommen wir doch her! Und wer da draufklickt kommt auf unsere Internetseite. Unter den Links haben die ostfriesischen Nationlisten noch geschrieben: "So, daß müßte an Dreck reichen."

Da wir noch weitere Grundlagentexte über Nationalismus und warum das daneben ist, auf unsere Internetseite setzen werden, freuen wir uns über die kostenlose Werbung und die daraus resultierende Erhöhung der Zugriffszahlen. Vielleicht werden einige Nazis ja durch unsere Texte nachdenklich und schmeissen ihre nationalistische Ideologie, die immer zu Krieg und Vernichtung geführt hat, in den Mülleimer der Geschichte, wo sie hingehört.

2.) neue Schwarze Katze Radiosendung
Do., 7.6.01, ab 20 Uhr auf den Frequenzen von Radio MK: Schwarze Katze Bürgerradio im Doppelpack: zweistündiger Bericht über die 1. Oekonux Konferenz in Dortmund, wo sich die freie Softwarebewegung und AktivistInnen aus sozialen Bewegungen einfanden, um über Selbstorganisation, Software und freie Gesellschaft zu diskutieren.

Darunter spannende Interviews: eine Friedensaktivistin erzählt über das Manifest gegen die Arbeit, die Gründe ihres Abschieds von den Grünen und ihre Erkenntnis, dass sich gesellschaftsverändernde Bewegungen nur jenseits von Parlamenten entfalten können. Sie kritisierte den Reformismus der SPD, der Grünen und der PDS als Weg der Anpassung an das herrschende System. So sagt sie in der Sendung:" Ich halte den Staat für eine verfehlte, zumindest überholte Entwicklung und wir brauchen ganz neue Organisationsformen. Small is beautiful."

Sehr ausführlich stellt ein anderer Interviewpartner die "Sozialistische Selbsthilfe Mühlheim" vor, ein Projekt, in welchem StudentInnen, Arbeitslose, sog. Behinderte und andere Menschen schon zwanzig Jahre (!) eine Alternative zur "normalen" Arbeitshetzte vorleben. Dabei geht er auch auf die Kritik an der bestehenden Gesellschaft ein.

Ein Linux-Aktivist verschafft Klarheit darüber, was Oekonux ist (ÖKOnomie und LiNUX) und zeigt die Verbindung zwischen freier Software und Gesellschaftsveränderung auf. Seine Vision: eine Gesellschaft, in der keiner mehr arbeiten muß. Wie das gehen soll - selber hören...

3.) Die Grenze im Revierpark - Was ist eigentlich Residenzpflicht?

Besuche von Verwandten und Freunden, der Gang zum Arzt, wenn man krank ist, Teilnahme an politischen Demonstrationen, das Training im Fußballverein..... für Deutsche ganz selbstverständliche Tätigkeiten. Nicht jedoch für Flüchtlinge, wenn sie für diese Tätigkeit eine Grenze überschreiten müssen, nämlich die Grenze eines Regierungsbezirks. Als Flüchtling braucht man dafür eine Genehmigung der zuständigen Ausländerbehörde. Dadurch wird man in der Gestaltung seines Lebens von anderen abhängig. Wer ohne Erlaubnis eine Bezirksgrenze überschreitet und dabei kontrolliert wird, wird bestraft. Dazu muß man übrigens genau wissen, wo diese Bezirksgrenzen verlaufen. Ein Beispiel aus dem Ruhrpott Spazieren gehen kann strafbar sein. Denn genau durch den Revierpark Vonderort verläuft die Grenze zwischen zwei Regierungsbezirken, dem Regierungsbezirk Düsseldorf und Münster, die Stadtgrenze zwischen Oberhausen und Bottrop. Diese Grenze darf von Flüchtlingen nicht überschritten werden.

Praktisch heißt das, Flüchtlinge aus Bottrop oder Essen dürfen z.B. nicht ins Freibad nach Vonderort, geschweige denn ins Centro. Was für Osterfelder völlig normal ist, zum Markt oder Einkaufen nach Bottrop zu fahren, kann für Flüchtlinge aus Osterfeld eine Geldstrafe und bei Wiederholung die Abschiebung bedeuten. Speziell für Flüchtlinge und Ausländer gibt es viele Auflagen, wie sie ihren Alltag zu gestalten haben. Eine davon ist die Residenzpflicht. Offiziell werden für die Residenzpflicht unter anderem folgende Gründe genannt: Die Flüchtlinge sind für das Asylverfahren, die Sozialverwaltung und für das Arbeitsamt besser erreichbar. In dieser offiziellen Begründung stecken aber schon sehr viele Widersprüche. Es ist für die Flüchtlinge praktisch nicht möglich zu arbeiten. Das Asylverfahren findet in dem Ort statt, in dem sie gemeldet sind.

Die Auflagen in Form der Residenzpflicht haben mit dem Asylverfahren nichts zu tun. Und weiter: Die öffentliche Sicherheit und Ordnung ist dadurch besser geschützt. Das Sicherheitsargument entlarvt ein diskriminierendes und ausländerfeindliches Vorurteil: Flüchtlinge sind potentiell kriminell, die unter Kontrolle gehalten werden müssen. Eine politische Betätigung, die sich in der Praxis nicht allein auf den Regierungsbezirk beschränkt, wird quasi unmöglich. Denn die Flüchtlinge werden bestraft, wenn sie es wagen über die Residenzgrenze hinaus zu politischen Versammlungen oder Veranstaltungen gehen. Egal ob es dabei um die Situation in ihren Heimatländern geht oder um ihre Behandlung hier in Deutschland. Durch diese Auflagen, die Residenzpflicht, werden Flüchtlinge kriminalisiert. Im letzten Jahr fand in Jena ein Kongreß von Flüchtlingen statt, doch selbst einige der Organisatoren erhielten keine Genehmigung daran teilzunehmen. Daher hat die Karawane für Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen beschlossen gegen die Residenzpflicht zu kämpfen, bis diese abgeschafft ist. (...)

Quelle: Likedeeler - Zeitstreitschrift für Greifswald # 5
www.likedeeler-online.de

4.) Schwarze Katze Seite überarbeitet

Wir habens geschafft! Unsere Internetseite ist jetzt komplett runderneuert worden. Sie hat jetzt keinen Frame (Rahmen) mehr. Das hat den Vorteil, dass sie besser aussieht und von Suchmaschinen leichter gefunden werden kann.

Auch neue Texte sind online gesetzt worden:

- Staatsschutz gegen Antifas
- Zwangsarbeiter weiter ohne Geld
- Rot-Braunes Bündnis in Russland
- Atomkonsens ist Nonsens
- Ein Leben lang war sie der schwarzen Fahne treu
- anarchistische Konferenz in Südkorea
- AA/BO-Rückblick
- Die sanfte Tour der Autonomen
- Unser tägliches Brot gib uns heute - Ernährungstip
- 90 Zitate statt wie bisher 70
- An die linken alternativen Pädagogen
- Besuch der Kaserne in Hemer
- Schwarze Katze Rundbrief vom 20.4.01 (Hausbesetzung in Münster)
- Flugblatt für eine libertäre Gesellschaft

Auf die Texte könnt ihr über http://schwarze.katze.dk zugreifen.

5.) An die linken alternativen Pädagogen

(aus: Schwarz Roter Kain Kalenda 1983)

Kinder haben kein Recht auf Selbstbestimmung? In dieser Gesellschaft werden Kinder unterdrückt, werden ihnen ihre Rechte genommen, sie werden in Schulen, Elternhäuser, Heime gesteckt und dort jahrelang festgehalten. 1/4 ihres Lebens verbringen die Menschen so unter der Kontrolle von Eltern, Jugendämtern, Erziehern, werden sie mit der Ausrede unterdrückt, dass sie ja noch nicht selber über ihr Leben entscheiden können. Ihre Rechte als Menschen werden ihnen verwehrt, so müssen sie zwangsweise 10 Jahre und mehr) in die Schule, dürfen sich nicht die Menschen aussuchen, mit denen sie zusammenleben wollen, ihr ganzes Leben läuft total von den Erwachsenen bestimmt ab.

Woher nehmt ihr euch das Recht dazu?

Kein Gesetz, keine Bestimmung, keine Schulordnung dieser Welt ist gerechtfertigt, sie sind dazu da, um uns zu unterdrücken und zu kontrollieren. Es gibt sowas wie Menschenrechte, aber die haben für Kinder wohl keine Gültigkeit. Denn jeden Tag werden Millionen von Kindern ihrer Rechte beraubt...

minderjährig = minderwertig?

und ihr "linken"? Ihr seht das, habt das früher selbst alles lange genug mitgemacht, habt euch gewünscht älter zu werden, um da rauszukommen. und jetzt fällt euch nix anderes ein, als selber Erzieher und Lehrer zu werden. Alternativ natürlich, aber was heisstn das? Ihr gebt Zensuren und fördert damit das konkurrenz- und Leistungsverhalten, ihr geht nicht gegen die Ursachen an, wenn die Kids in der Schule randalieren - sondern ihr bestraft die Kinder wenn sie euch nerven.

Warum rennt ihr 5 mal inna Woche für 8 Stunden in Schulen, Erziehungs- und Freizeitheime und irgendwelche "Projekte", um dort Kinder und Jugendliche zu "betreuen" um sie dort "überlebensfähig" zu machen - das heisst angepasst, weil man so am besten durchkommt; die Spielregeln sind klar, alternativ oder nicht: wer sich auflehnt wird bestraft oder "therapiert", wer Liebe will, wird enttäuscht, wer ruhig ist fällt nicht auf.

Mich ärgern diese "fortschrittlichen" Erzieher mehr als konservative, weil sie unehrlicher sind: sie geben vor, anders zu sein und spielen doch das gleiche Spiel mit. Das Schema ist da, sie müssen auch mitmachen, weil sie sonst rausfliegen.

Wenn Lehrer keine Zensuren geben wollen, wenn sie die Schulpflicht abschaffen und die Kinder selbst bestimmen lassen wollen, passen sie nicht ins System und werden auch daraus entfernt. Kein Erzieher kann seinen Job machen, wenns ihm wirklich um die Kinder geht.

Ich habe niemals zu irgend ´nem "Pädagogen" soviel Vertrauen gekriegt, dass ich ihm meine wirklichen Probleme erzählt hätte. Kein Lehrer, kein Erzieher innem Heim und kein Betreuer hat jemals echtes Interesse daran gehabt. Wie kann man auch Vertrauen haben, weenn die Machtverhältnisse klar und unverändert sind und wenn man weiss, dass der Typ um 4 Feierabend hat und nach Hause geht und abends liegst du im Zimmer und fühlst dich einsam, aber kein Betreuer, keine Eltern, kein Lehrer, der dich streichelt und in den Arm nimmt.

Es kann immer nur eine oberflächliche Beziehung sein, denn wir sind euer Job und wenn ihr mal nen anderen Job kriegt seid ihr weg. erst müsst ihr mal euer Denken ablegen, euer Kind-Erwachsenen-Denken. Ihr seid nicht da oben, auch wenn ihr uns unter euch seht. Ihr steht solange auf der anderen Seite, wie ihr für sie arbeitet; direkt oder indirekt an dem System mitarbeitet, das uns kaputtmacht.

Und solange ihr glaubt, besser als die Kinder zu sein, nur weil ihr älter seid und vielleicht studiert habt. klar ihr habt mehr "Erfahrung" und seid erwachsener aber genau das wollen wir ja gar nicht werden!

Wir wollen unser Leben nach unseren Vorstellungen leben können, ohne den Zwang erwachsen werden zu müssen, wollen nicht in der Schule unselbständig gemacht werden und eure Theoriescheisse lernen, die uns nur zum "weiterkommen" nützt.

Ihr seid scheinbar trotz (wegen?) eurer grossen politischen Ansprüche nicht in der Lage, uns das beizubringen, was wir wirklich brauchen (wie man redet, denkt, liebhat, repariert, schreit und zärtlich ist) und auf Schulen zu verzichten.

Deshalb akzeptieren wir eure (auch alternativen) Institutionen nicht, wir brauchen euch (so) nicht und lernen lieber von uns, als uns eure scheisse anzuhören. eines Tages wird es keine Erzieher mehr geben - denn wir brauchen keine Pädagogen (auch keine alternativen)!

Kinderfrühling Berlin

1975 haben über 500 Schüler in der BRD Selbstmord als tragischen "Ausweg" aus den Zwängen dieser öffentlich-rechtlichen Gesellschaft begangen. Der häufigste Grund sind schlechte Zeugnisse. Die Anzahl der Selbstmordversuche von Schülern wird auf 20-30.000 pro Jahr geschätzt (Jahrbuch für Lehrer 77, S. 20) Die Zahlen haben seit den Siebzigern nicht abgenommen, sondern noch zugenommen. Tatsache ist auch, dass die Schule viele Schüler krank macht; sie leiden unter Schlaflosigkeit, dauerndem Erbrechen, Nervosität etc. Schüler die ihre Erfahrungen mit "Pädagogen" schildern möchten, können sich jederzeit an die Schwarze Katze wenden.

6.) Let's go.to/online-demo
Links im Netz und andere Verknuepfungen

"Die Bewegungsweise einer Information ist nicht identisch mit der Bewegungsweise einer Auseinandersetzung. Ist das erste vielleicht auch eine Frage der Menge und Geschwindigkeit, ist das zweite vor allem eine Frage der Tiefe und praktischen Orientierung."

Vor Jahren plakatierte der inzwischen laengst verblichene linksradikale Mailboxverbund Spinnennetz diesen Satz. Er hat seine Aussagekraft ueber die Jahre nicht verloren. Das Gegenteil ist der Fall. Die Geschwindigkeit, mit der uns Informationen ueber Ereignisse und Aktivitaeten - der Linken, mehr noch aber ueber die unterdrueckerischen Massnahmen der verschiedensten Staatsapparate rund um den Globus - vorliegen, ist realtime. Nahezu alles ist heute erfahrbar, soweit es elektronisch verfuegbar ist. Das hat unsere Wahrnehmungsweise veraendert, nicht aber unbedingt unsere Praxis. Wie nie zuvor entlarvt sich der Vorbehalt, es muessten erst mehr Infos vorliegen, bevor etwas zu machen waere. Denn an schnellen Meldungen mangelt es nicht, auch nicht an einer Fuelle von Hintergrundinformationen. Es ist alles da - es kommt aber immer noch darauf an, was wir aus den Nachrichten machen. So ist Information nichts, wenn sich aus ihr keine Konsequenzen ergeben. Und so sind es die Muehen realer Aktivitaet, das Planen, Agitieren und Organisieren, aus denen alles entspringt.

Als Geisterfahrer auf der Datenautobahn fuehlen wir uns nicht, wenn wir die Online-Demonstration gegen das deportation.business propagieren. Das Internet hat sich laengst als oeffentlicher Raum etabliert. Dort werden Geschaefte gemacht, Kriegspropaganda betrieben, Ideologie produziert - alles wie in der wirklichen Welt auch. Ein oeffentlicher, aber kein freier Raum, wie die Strasse nicht uns gehoert, sondern sie immer wieder erobert werden muss. Das Internet ist schon jetzt fuer uns ein Medium der gegenseitigen Information, der Vernetzung von Aktions- und Solidaritaetsgruppen, der Verabredung zur gemeinsamer Praxis. Mumia Abu Jamal, Chiapas, Seattle, Prag oder auch Porto Alegre stehen als Namen und Orte fuer einen zunehmend weltweit sich elektronisch vernetzenden Widerstand, der sich im virtuellen Raum verstaendigt um real zu handeln. Mit der ersten Online-Demo in Deutschland gehen wir einen Schritt weiter. Im Internet kollektiv solidarisch handeln gegen staatlichen Rassismus und Menschenmisshandlung, eroeffnet, wie wir hoffen, neue Aktionsformen, die auch zu ganz anderen Anlaessen und anderen Zwecken zur Wirkung kommen koennen.

Denkbar sind aehnliche Proteste gegen Firmen, die sich beispielsweise weigern Zahlungen an NS-ZwangsarbeiterInnen zu entrichten oder ihren Profit mit der Produktion von UEberwachungs- und Repressionstechnologien erwirtschaften. Auch wenn der online-Protest in seiner Materialitaet nicht zu fassen ist, kann er durchaus handfeste Folgen haben. Trotz der Symbolik bleibt der reale Ausgangspunkt die Teilnahme vieler. Um die Simulation einer Realitaet geht es dabei nicht, sondern den virtuellen Raum mittels massenhaften und realen Protest zu nutzen - um in die herrschenden Verhaeltnisse zu intervenieren. Und die sind ebenfalls alles andere als virtuell. Dabei greifen wir in Deutschland erstmals Erfahrungen der zapatistischen Solidaritaetsnetze in Mexiko und us-amerikanischer Internet-AktivistInnen auf. Beide setzten erfolgreich an unterschiedlichen Orten - hier die website des mexikanischen Finanzministeriums, dort der Kampf um den Namen einer Domain im Internet - auf die massenhafte Protestabstimmung per Mausklick. Die neuen "Sitzblockaden" auf dem Datenhighway machen also Sinn und koennen eine politische Wirkung haben. Nur eins sind sie nicht: Ersatz fuer den Protest in der harten Realitaet der herrschenden Verhaeltnisse. Wenn geglaubt wird, dass der Mausklick im Internet die Anstrengung des offline-Aktivismus ersetzt, wird die Form zum Inhalt und erliegt der gute Gedanke der Verblendung der Simulationsindustrie.

Denn kein Mausklick macht satt, keine Internet-Blockade ersetzt die reale Demontage der Herrschaft. In diesem Sinne: let's go.to/online-demo ist eine unserer Kampagnen. Eine andere versucht Solidaritaet und Unterstuetzung mit dem Hungerstreikkampf der politischen Gefangenen in der Tuerkei zu organisieren. Am 19. Dezember wurden innerhalb weniger Stunden 31 (!) Gefangene massakriert, als tuerkische Militaers ihre eigenen Gefaengnisse stuermten und hunderte Gefangene in Isolationszellen verschleppten. Die Bilder der rauchender Knaeste waren auf allen tuerkischen Kanaelen online. Und der Hungerstreik geht weiter - 22 Gefangene starben bislang. Das ist die Hardware...

Stop Deportation.Class!
Freiheit fuer alle politischen Gefangenen weltweit!

Redaktion "So oder So"/Libertad!