1.) Termine Radiosendungen
- Do., 30.11.00 20-21 Uhr: Gay Wave - Das schwule Magazin für den Märkischen Kreis
- Do., 30.11.00 21-22 Uhr: Menschenrechtsverletzungen
- Fr., 1.12.00 20-21 Uhr: Schwarze Katze Magazin: Schwarze Katze gegen Waldsterben, Aktion gegen Jäger erfolgreich beendet, deutsche Leitkultur - nein danke! (kompletter Text steht unter Punkt 3), Kampagne gegen C&A wegen Wiederaufnahme des Pelzverkaufs, Kurzbericht über die Antira-Demo in Menden
Die Politik scheint schizophren zu sein. Vor wenigen Wochen noch waren die Zeitungen voll von Meldungen über fremdenfeindliche Angriffe von Neonazis. Man gab sich betroffen über solche Untaten. Toleranz gegenüber ausländischen Mitmenschen wurde vor allem von PolitikerInnen gefordert.
Heute gibt es kaum noch Meldungen über neonazistische Übergriffe in den Zeitungen. Dafür wird nun über "Zuwanderung" und "deutsche Leitkultur" geredet. Die, welche sich eben noch scheinheilig für Toleranz aussprachen, betreiben heute selber eine auf Ausgrenzung basierende Politik gegen Flüchtlinge und Hilfesuchende. Es ist so, als würden "Gib Nazis keine Chance" und "Ausländer raus" in einem Atemzug genannt. Während Politiker mit der einen Hand mehr Härte gegen rechte Gewalt fordern, ordnen sie mit der anderen die Abschiebung von Flüchtlingen an, die in ihren Heimatländern von staatlicher Folter und Verfolgung bedroht sind.
Es bestätigt, was viele von Anfang befürchtet haben: Die Kampagne gegen Rechts war nichts als ein hohler Werbetrick, um Deutschlands Ansehen im Ausland zu wahren, um den Wirtschaftstandort abzusichern.
"Deutsche Leitkultur" ist der zentrale Begriff, den die CDU in die Runde geworfen hat: er legt nahe, dass "deutsche" Kultur über anderen steht. Damit sind die CDU gedanklich nicht weit von den Neonazis entfernt, die von sich als der weißen Herrenrasse reden andere Kulturen als minderwertigen Völker beschimpfen. Praktisch bedeutet das: Wer nach Deutschland kommt, soll sich anpassen, soll seine eigene Kultur und Identität über Bord werfen, soll ein "ordentlicher Deutscher" werden. Schlager statt kurdischer Musik? Bei solchen Wortschöpfungen ist es kein Wunder, wenn sich Neonazis aufgefordert fühlen, fremden Menschen zu zeigen, was für sie Leitkultur bedeutet.
Das Grundrecht auf Asyl für politisch Verfolgte soll nach Willen der CDU nun ganz abgeschafft werden: kein Mensch soll mehr einen individuellen Anspruch darauf haben, dass ihm oder ihr in Deutschland Schutz vor Verfolgung gewährt wird, so wie es das Asylrecht besagt. Von oben herab soll nun entschieden werden, wer "rein" darf und wer nicht. Als Rechtfertigung dazu dient das Bild vom ausländischen Schmarotzer, auf das sich die CDU beruft. Mit Sprüchen wie "Deutschland ist kein Einwanderungsland" und "Kinder statt Inder" (Jürgen Rüttgers) hat sich die CDU schon seit Jahren an der Stimmungsmache gegen Fremde beteiligt: es wird so dargestellt, dass Flüchtlinge, quasi mit der Hängematte im Gepäck, nur hier her kommen, um sich auf Staatskosten ein schönes Leben zu machen.
Das Ziel wird nicht einmal verheimlicht: Eine Einwanderung, die sich an den "Bedürfnissen" der Bundesrepublik Deutschland orientiert. In Deutschland ist nur noch der oder die willkommen, welche sich für die Wirtschaft verwerten lässt, z.B. indische InformatikerInnen. Gefordert sind "AusländerInnen", die Deutschland "nützen" - und nicht belasten. Menschen, welche vor staatlicher Gewalt, vor politischer oder geschlechtsspezifischer Verfolgung im eigenen Land fliehen, gehören nicht dazu.
Wir wollen eine solche Politik nicht mehr hinnehmen, die auf Ausgrenzung basiert und Rassismus wieder hoffähig macht! Wir wenden uns gegen die Auswahl von Menschen nach wirtschaftlichen Maßstäben: jeder Mensch hat ein Recht auf Schutz vor Gewalt und Verfolgung!
4.) Schwarze Katze: Schule und anderer Unfug, den sich Erwachsene ausdenkenWenn LehrerInnen gefragt werden, warum wir dies oder jenes pauken müssen, wiederholen sich zwei typische, nicht sehr einfallsreiche Antworten: a) "dass ist nun mal so" und b) "das ist Erziehung", und die sei die Sache von Erwachsenen. Aha...so einfach ist das in ihren Augen: Kinder brauchen eine, die entscheidet, was gut für sie ist und was nicht. Immer muss einer da sein, der uns sagt, was wir zu tun haben. Dass muss wohl auch der Grund sein, warum wir nie gefragt werden, ob wir jeden morgen zur Schule wollen, ob wir uns in der fünften Stunde irgend einen langweiligen Vortrag anhören wollen, ob wir unseren Nachmittag für Hausaufgaben verschwenden wollen oder ob wir am Montag einen Vokabeltest schreiben wollen. Alles Mögliche müssen wir tun, nur eines dürfen wir nicht: uns aus freiem Willen entschieden, ob, wann und wo wir was lernen wollen. Mir ist jedenfalls noch kein Schüler und keine Schülerin bekannt, der je die Wahl gelassen wurde, ob sie in die Schule gehen möchte oder nicht.
In der Schule werden wir ständig bevormundet, immer entscheiden andere für uns, die von sich auch noch behaupten, schon zu wissen, was für mich und dich gut ist: Das, was wir lernen, wird uns von anderen vorgesetzt. Der Lehrplan, nach dem sich LehrerInnen zu richten haben, legt fest, mit welchen Themen wir uns in einzelnen Fächern beschäftigen müssen. Der Stundenplan legt fest, wie lange wir uns in der Schule aufhalten müssen, und nicht wir selbst. LehrerInnen bestimmen, welche Aufgaben wir zu rechnen haben. Nicht wir, sondern andere entschieden, welche Anschaffungen die Schule macht. Und wenn uns LehrerInnen gnädigerweise zwischen drei verschieden Büchern entscheiden lassen, ändert dass nichts daran, dass wir überhaupt eines lesen müssen. Zwang bleibt Zwang.
Vor allem Noten sind dazu da, um uns unter Druck zu setzen, um uns Angst zu machen, damit wir das tun und lernen, was die LehrerInnen wollen. Denn wer im Kunstunterricht kein Bild malen will oder kann, weil er unter Zwang nicht kreativ sein kann, bekommt eine 6 für "Arbeitsverweigerung." Und auch wer zu kritisch ist, wer sich gegen die LehrerInnen auflehnt, wird von diesen mit der Androhung einer schlechten Note eingeschüchtert. Doch schon der Gedanke an die Benotung reicht bei vielen aus, um ihnen Angst zu machen, etwas "Falsches" zu sagen. Viele SchülerInnen leiden unter Denkblockaden, Redehemmungen, unter Angst - und das nicht nur in der Schule. Immer wieder hatte ich selber Angst mich zu melden, obwohl ich mir der Antwort so sicher war. So sichern sich die LehrerInnen ihre Macht, so sichern sie sich, dass keiner ihnen zu stark widerspricht oder gar auf die Idee kommt, für sich selbst zu entscheiden. Sie brauchen Noten, damit sie weiter über uns und unser Leben entscheiden können.
Noten führen auch zur Vereinzelung: sie lenken unser Interesse auf die eigene Note, den eigenen Vorteil. Noten sind eine Ursache, warum sich jeder Schüler nur für sich interessiert oder warum immer wieder manche versuchen, sich bei den LehrerInnen einzuschleimen - "was geht mich die da drüben an, ich hab ja meine 2." So wird gezielt ein Keil zwischen die SchülerInnen getrieben, welcher verhindert, dass sie sich zusammen tun und als Gruppe eine Gefahr für die LehrerInnen darstellen. Denn was würde passieren wenn eine ganze Klasse auf die Idee käme, sich zu weigern, noch länger Klassenarbeiten zu schreiben oder in die Schule zu gehen? Die Angst vor der 5 in Mathe, dem Stress mit den Eltern und die Ausgrenzung durch MitschülerInnen, bringt die SchülerInnen dazu, Sachen zu pauken, für die sie gar kein eigenes Interesse aufbringen. LehrerInnen, ob sie wollen oder nicht, nutzen diese Ängste gegen uns aus. Noten sind da notwendig, wo uns das, was wir lernen, von aussen aufgezwungen wird.
In Ländern wie England müssen SchülerInnen Schuluniformen tragen, alle sehen sich gleich. In der Schule zwingen LehrerInnen allen von uns den einen Weg auf, den sie für richtig erachten. Dass jede von uns einzigartig ist, andere Wünsche und Fähigkeiten hat, dass jeder sein eigenes Lerntempo hat, wird von LehrerInnen Tag für Tag übergangen. Es ist für sie normal, dass einige auf der Strecke bleiben. Und wenn am Ende des Jahres mal wieder einer oder eine hängen bleibt, ist diese Schülerin selbst schuld - und nicht etwa die LehrerInnen. Dabei müssten die LehrerInnen das wirkliche "Versagen" bei sich selbst suchen, weil sie sich nicht genug bemüht haben, auf die Persönlichkeit des Kindes einzugehen.
Immer wieder hören wir LehrerInnen sagen, dass Schule für uns da sei. Fast jeder ist schon mal der berühmte Satz zu Ohren gekommen, dass wir nicht für LehrerInnen, sondern "für uns und unser Leben" lernen würden. Solche Sprüche von LehrerInnen sind verlogen: Wenn Schule für uns SchülerInnen da sein soll, warum dürfen wir dann nicht für uns entscheiden? So wie Schule sich heute darstellt, ähnelt sie eher einem Gefängniss für Kinder: ein straffer Zeitplan, eine feste Sitzordnung, LehrerInnen, die mit Noten über unser Leben entscheiden, keine Freiheit, das zu lernen und zu machen, was wir wollen. Menschen, welche sich nicht selbst entscheiden dürfen, können sich niemals zu einer eigenständigen Persönlichkeit entwickeln. Schule verbaut uns den Weg zu einem freien Leben, indem sie uns jeden Tag aufs Neue lehrt, dass wir uns unterzuordnen haben, dass andere entscheiden, was für uns gut ist und dass wir Sachen tun müssen, die wir gar nicht wollen. Und das ist kein Fehler von Schule, sondern ihr oberstes Ziel: eine Gesellschaft, in der ArbeiterInnen im Betrieb nichts zu melden haben, in der sich Freiheit darauf beschränkt, alle vier Jahre zwischen Parteien wählen zu dürfen (die sich nicht wirklich voneinander unterscheiden), kann eben keine Menschen gebrauchen, die sich nicht von anderen herum kommandieren lassen wollen.
Durch Schule bekommen viele Kinder und Jugendliche psychische Probleme: Stress, ständige Unruhe, Kopfschmerzen, Niedergeschlagenheit, Aggressivität oder Lustlosigkeit. Schule macht krank - und es ist unübersehbar warum: Jeden Morgen um die gleiche Zeit aufstehen müssen, stundenlang in Klassenzimmern sitzen müssen, Noten, Klassenarbeiten, Hausaufgaben, die ständige Angst vorm Versagen. Wenn diese SchülerInnen dann mit ihren Eltern zum Arzt gehen, bekommen sie in der Regel Medikamente verschrieben, z.B. gegen Kopfschmerzen. Und SchülerInnen, die sich weigern, in die Schule zu gehen, werden von Psychologen als "verhaltensgestört" erklärt. Dies sind nur zwei unterschiedliche Fälle, aber die Antwort der Erwachsenen lautet immer gleich: das Kind ist das Problem - und nicht etwa die Schule. Doch es ist das Schulsystem, welches SchülerInnen ein engt und krank macht, es sind LehrerInnen, die uns unterdrücken. Wie sollen wir uns an einem Ort wohl fühlen, den wir unter Zwang besuchen müssen? Wie soll Lernen Spaß machen, wenn wir nicht selber festlegen können, was uns interessiert? Wie sollen wir uns selber verwirklichen, wenn wir nicht die Freiheit haben, Lernprozesse von uns aus und gemeinsam zu gestalten, ohne LehrerInnen?
Kein Mensch auf der Welt kann besser wissen, was für dich gut ist, als du selbst. Und diese Fähigkeit können uns Erwachsene nicht absprechen, nur weil wir jünger oder unerfahrener sind. Erwachsene, ob Eltern oder LehrerInnen haben kein Recht, über unser Leben zu bestimmen. Sie haben nicht zu entscheiden, ob wir zur Schule gehen, was wir lernen und wo wir leben wollen. Lernen ist etwas, das jede einzelne und jeden einzelnen von uns betrifft, es ist ein wichtiger Teil unseres Lebens: jeden Tag gibt es etwas zu lernen - egal wie alt du oder ich sind. Lernen bedeutet (Weiter-)Entwicklung. Und diese Entwicklung sollte in unseren Händen liegen - und nicht in der von LehrerInnen oder sonst wem. Es ist unsere Entscheidung, wie und was wir lernen wollen, und mit wem wir lernen wollen. Denn es ist ein riesiger Unterschied, ob ich mich freiwillig mit Menschen zusammen tue, die ich mag, oder ob ich zwangsweise in eine Klasse mit ganz vielen anderen gesteckt werde, mit den mich nichts verbindet. Wir wollen Lernen und Bildung - aber keine LehrerInnen, die über uns bestimmen wollen. Das kann nur bedeuten: weg mit Erziehung, Noten und Schulzwang - für ein freies Leben ohne Schule und Erziehung.
"Die Bildung gehört denen, die sie brauchen: also schnappen wir sie uns!"
Pfoten hoch - und lasst euch nicht unter kriegen!
Wenn du dich jetzt noch immer - oder erst recht für Schulkritik interessierst, schreib an Schwarze Katze, Postfach 4120 in 58664 Hemer, mail uns oder besuch uns im web: http://schwarze.katze.dk