Schwarze Katze Rundbrief 30.04.15

Die Welt ist nichts, Gott ist nichts. Ich bin auch nichts. Das macht aber nichts.
Max Stirner

1.) Anarchistische Ursprünge des 1. Mai
2.) 60 Jahre Allzeit Bereit - Pfadfinder in Hemer
3.) Ich hab' Mein' Sach' auf Nichts gestellt
4.) Wir leben das, was wir auch selber sind
5.) Religion als Prinzip der Herrschaft
6.) Über das Elend linker Politik

1.) Anarchistische Ursprünge des 1. Mai
Schwarze Katze


Die Ursprünge des 1. Mai liegen in den USA. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts kamen mit der Einwandererwelle aus Europa viele in ihrer Heimat verfolgte Sozialisten und Anarchisten in die USA. Sie spielten eine wichtige Rolle bei der Neuorganisation der nordamerikanischen Arbeiterbewegung. Einer der bekanntesten war der ehemalige SPD-Abgeordnete Johann Most, der sich mittlerweile dem Anarchismus zugewandt hatte. Die Anarchisten wollten damals wie heute eine Gesellschaft ohne Herrschaft des Menschen über den Menschen aufbauen. Vor allem in Chicago, einem der grossen Industriezentren, wurden sie zur treibenden Kraft der Arbeiterbewegung. Viele Gewerkschaften und Zeitungen wurden von ihnen ins Leben gerufen.

Bereits in den 60ger Jahren des 19. Jahrhunderts wurden von Anarchisten und anderen Sozialisten die Forderung nach einem 8-Stunden-Tag in den USA erhoben. In einigen Bundesstaaten war der 8-Stunden-Tag sogar Gesetz, wurde in der Praxis jedoch nie realisiert. 1884 wurde die Forderung auf dem Allunionstag der Gewerkschaften erneut gestellt und eine landesweite Kampagne beschlossen. Durch eine grossangelegte Streikoffensive und einen landesweiten Generalstreik am 1. Mai 1886 sollte die Forderung nach dem 8-Stunden-Tag endgültig durchgesetzt werden. Die Anarchisten wurden, wie ein Chronist der Arbeiterbewegung schrieb, zum Motor und der revolutionären Spitze der gesamten Bewegung.

Am 1. Mai 1886 wurde der Generalstreikaufruf von 350.000 Arbeitern befolgt, davon 40.000 aus Chicago. Die Unternehmer setzten Streikbrecher, Polizei und privat angeheuerte Söldnertruppen gegen die Streikenden ein. Am 3. Mai fand in der Nähe der Landmaschinenfabrik McCormick eine Massenveranstaltung der Holzarbeitergewerkschaft statt. Die Polizei überfiel die Versammlung und erschoss 4 Arbeiter. Einen Tag später versammelten sich aus Protest darüber tausende auf dem Chicagoer Haymarket. Als die friedliche Versammlung sich aufzulösen begann, wurde sie von einer Polizeieinheit angegriffen. Augenblicke später detonierte eine Bombe, die von einem Unbekannten geworfen wurde. Bis heute ist nicht geklärt, ob es sich um einen Provokateur handelte. Die Polizei eröffnete sofort das Feuer auf die fliehenden Männer, Frauen und Kinder. Der ganze Platz war von Leichen übersät. Auch sieben Polizisten wurden durch eigene Kugeln getötet.

Nun hatten Staat und Unternehmer endlich einen Vorwand um gegen die Arbeiterbewegung vorzugehen. Hunderte von Arbeiterführern, egal ob sie Anarchisten, Sozialisten oder Kommunisten waren, wurden verhaftet. Den prominentesten Anarchisten wurde wegen der Haymarket Vorfälle der Prozess gemacht. Obwohl bewiesen war, dass keiner der Angeklagten die Tat hätte begehen können, wurde gegen sie ein Schauprozess eröffnet. Da es keine Beweise für die Mordanklage gab, hiess es danach, sie seien an einer Verschwörung beteiligt gewesen und hätten Artikel verfasst, in denen zum Umsturz der bestehenden Verhältnisse aufgerufen worden sei. Damit seien sie verantwortlich für die Tat, da sie die Täter inspiriert hätten. Am 20. August 1886 wurden die Todesurteile gegen die Angeklagten verkündet. Die Schlussreden der zu Unrecht Verurteilten wurden als "Anklagen der Angeklagten" weltberühmt. Sie waren ein Manifest gegen die Ausbeutung und für eine freie, menschliche Gesellschaft ohne soziale Ungerechtigkeit.

Parsons, Engel, Fischer und Spiess wurden am 11. November 1887 gehenkt. Louis Lingg beging einen Tag vor seiner Hinrichtung Selbstmord. Die anderen Angeklagten wurden zu Haftstrafen verurteilt und nach 7 Jahren vom neuen Gouverneur, ebenso wie die Hingerichteten, für unschuldig und zu Opfern eines Justizmordes erklärt.

Also nochmal kurz zusammengefasst: Die Ursprünge des 1. Mai liegen in der Bewegung für den 8-Stunden-Tag und im Kampf der amerikanischen Arbeiter für ihre sozialen Rechte.

Schwarze Katze, Postfach 41 20, 58664 Hemer, www.infoladen.de/katze


2.) Ausstellung 60 Jahre Allzeit Bereit - Der deutsche Pfadfinderbund in Hemer
im und am Felsenmeer Museum Hemer
Klick auf die Bilder, dann werden sie grösser.

Fotos: Schwarze Katze, 26.04.15

Pfadfindertag und Pfadfinder Ausstellung in Hemer
Fotos und Bericht: Schwarze Katze, 26.04.15

Stockbrot, Kinder und Jugendliche in Kluften, Trommeln und eine Pfadfinder-Ausstellung. Das war der Pfadfindertag in Hemer. Am Sonntag, 26.04.15 fand von 11-18 Uhr der Pfadfindertag und eine Ausstellung über 60 Jahre Pfadfinder in Hemer statt. Zusammengetragen wurden die Ausstellungsstücke aus sechs Jahrzehnten Pfadfinderarbeit vom Stamm Hademare und vom Ring Rote Erde.

Unter anderem sind viele Fahrten ins europäische Ausland und das Bundeslager in Hemer-Ihmert mit 2.000 Pfadfindern dokumentiert. Besonders auffällig wirken die Pfadfinderzelte im und vor dem Felsenmeer Museum. Wem Bogenschießen, Stockbrot am offenen Feuer, Kuchen und die Ausstellung nicht reichte, konnte das Pfadfinderheim im Steinbruch Hemer-Westig besuchen.


Plakat zum Pfadfindertag in Hemer

Die Ausstellung "60 Jahre Allzeit Bereit - Der deutsche Pfadfinderbund in Hemer" läuft vom 19.04.15 - 17.05.15 im Felsenmeer Museum, Hönnetalstraße 21, 58675 Hemer.


Pfadfinderhut aus Wollfilz mit breiten Krempen
bietet Schutz vor Regen, Wind und Sonne


Pfadfinderlager 2009 in Wrexham/Maelor,
dem Partnerschaftskreis vom MK (Märkischer Kreis)


Kompass


Pfadfindermesser


Zeitschrift Ring Rote Erde


Bundeslager 2011


Anfänge 1955


Pfadfinderaktivitäten 2014


Tafel über die Aktivitäten 1955


Beim Bundeszeltlager zelteten 2.000 Pfadfinder in Hemer


Mütze mit eingesticktem Logo und Schriftzug vom Ring Rote Erde Heme


Pfadfinderbücher


Pfadfinder Halstücher


Standardwerk von 1908: Scouting for Boys von Robert Baden-Powell


Bundeslager Deutscher Pfadfinder Bund 1997 in Hemer


Pfadfinderzelt von oben...


...und von unten fotografiert.


Schwarzzelt im Inneren vom Felsenmeer Museum


Heiliger St. Georg - Schutzpatron der Pfadfinder


Die Gitarre muss dabei sein.


Pfadfinderkluft

3.) Ich hab' Mein' Sach' auf Nichts gestellt
Der Einzige und sein Eigentum, Max Stirner

Was soll nicht alles Meine Sache sein! Vor allem die gute Sache, dann die Sache Gottes, die Sache der Menschheit, der Wahrheit, der Freiheit, der Humanität, der Gerechtigkeit; ferner die Sache Meines Volkes, Meines Fürsten, Meines Vaterlandes; endlich gar die Sache des Geistes und tausend andere Sachen. Nur Meine Sache soll niemals Meine Sache sein. „Pfui über den Egoisten, der nur an sich denkt!"

Sehen Wir denn zu, wie diejenigen es mit ihrer Sache machen, für deren Sache Wir arbeiten, Uns hingeben und begeistern sollen.

Ihr wißt von Gott viel Gründliches zu verkünden und habt Jahrtausende lang „die Tiefen der Gottheit erforscht" und ihr ins Herz geschaut, so daß Ihr Uns wohl sagen könnt, wie Gott die „Sache Gottes", der Wir zu dienen berufen sind, selber betreibt. Und Ihr verhehlt es auch nicht, das Treiben des Herrn. Was ist nun seine Sache? Hat er, wie es Uns zugemutet wird, eine fremde Sache, hat er die Sache der Wahrheit, der Liebe zur seinigen gemacht? Euch empört dies Mißverständnis und Ihr belehrt Uns, daß Gottes Sache allerdings die Sache der Wahrheit und Liebe sei, daß aber diese Sache keine ihm fremde genannt werden könne, weil Gott ja selbst die Wahrheit und Liebe sei; Euch empört die Annahme, daß Gott Uns armen Würmern gleichen könnte, indem er eine fremde Sache als eigene beförderte. „Gott sollte der Sache der Wahrheit sich annehmen, wenn er nicht selbst die Wahrheit wäre?" Er sorgt nur für seine Sache, aber weil er Alles in Allem ist, darum ist auch alles seine Sache; Wir aber, Wir sind nicht Alles in Allem, und unsere Sache ist gar klein und verächtlich; darum müssen Wir einer „höheren Sache dienen". - Nun, es ist klar, Gott bekümmert sich nur um's Seine, beschäftigt sich nur mit sich, denkt nur an sich und hat sich im Auge; wehe Allem, was ihm nicht wohlgefällig ist. Er dient keinem Höheren und befriedigt nur sich. Seine Sache ist eine - rein egoistische Sache.

Wie steht es mit der Menschheit, deren Sache Wir zur unsrigen machen sollen? Ist ihre Sache etwa die eines Andern und dient die Menschheit einer höheren Sache? Nein, die Menschheit sieht nur auf sich, die Menschheit will nur die Menschheit fördern, die Menschheit ist sich selber ihre Sache. Damit sie sich entwickle, läßt sie Völker und Individuen in ihrem Dienste sich abquälen, und wenn diese geleistet haben, was die Menschheit braucht, dann werden sie von ihr aus Dankbarkeit auf den Mist der Geschichte geworfen. Ist die Sache der Menschheit nicht eine - rein egoistische Sache?

Ich brauche gar nicht an jedem, der seine Sache Uns zuschieben möchte, zu zeigen, daß es ihm nur um sich, nicht um Uns, nur um sein Wohl, nicht um das Unsere zu tun ist. Seht Euch die Übrigen nur an. Begehrt die Wahrheit, die Freiheit, die Humanität, die Gerechtigkeit etwas anderes, als daß Ihr Euch enthusiasmiert und ihnen dient?

Sie stehen sich alle ausnehmend gut dabei, wenn ihnen pflichteifrigst gehuldigt wird. Betrachtet einmal das Volk, das von ergebenen Patrioten geschützt wird. Die Patrioten fallen im blutigen Kampfe oder im Kampfe mit Hunger und Not; was fragt das Volk darnach? Das Volk wird durch den Dünger ihrer Leichen ein „blühendes Volk"! Die Individuen sind „für die große Sache des Volkes" gestorben, und das Volk schickt ihnen einige Worte des Dankes nach und - hat den Profit davon. Das nenn' Ich Mir einen einträglichen Egoismus.

Aber seht doch jenen Sultan an, der für „die Seinen" so liebreich sorgt. Ist er nicht die pure Uneigennützigkeit selber und opfert er sich nicht stündlich für die Seinen? Ja wohl, für „die Seinen". Versuch' es einmal und zeige Dich nicht als der Seine, sondern als der Deine: Du wirst dafür, daß Du seinem Egoismus Dich entzogst, in den Kerker wandern. Der Sultan hat seine Sache auf Nichts, als auf sich gestellt: er ist sich Alles in Allem, ist sich der einzige und duldet keinen, der es wagte, nicht einer der „Seinen" zu sein.

Und an diesen glänzenden Beispielen wollt Ihr nicht lernen, daß der Egoist am besten fährt? Ich Meinesteils nehme Mir eine Lehre daran und will, statt jenen großen Egoisten ferner uneigennützig zu dienen, lieber selber der Egoist sein.

Gott und die Menschheit haben ihre Sache auf Nichts gestellt, auf nichts als auf Sich. Stelle Ich denn meine Sache gleichfalls auf Mich, der Ich so gut wie Gott das Nichts von allem Andern, der Ich mein Alles, der Ich der Einzige bin.

Hat Gott, hat die Menschheit, wie Ihr versichert, Gehalt genug in sich, um sich Alles in Allem zu sein: so spüre Ich, daß es Mir noch weit weniger daran fehlen wird, und daß Ich über meine „Leerheit" keine Klage zu führen haben werde. Ich bin [nicht] Nichts im Sinne der Leerheit, sondern das schöpferische Nichts, das Nichts, aus welchem Ich selbst als Schöpfer Alles schaffe.

Fort denn mit jeder Sache, die nicht ganz und gar Meine Sache ist! Ihr meint, Meine Sache müsse wenigstens die „gute Sache" sein? Was gut, was böse! Ich bin ja selber Meine Sache, und Ich bin weder gut noch böse. Beides hat für Mich keinen Sinn.

Das Göttliche ist Gottes Sache, das Menschliche Sache „des Menschen". Meine Sache ist weder das Göttliche noch das Menschliche, ist nicht das Wahre, Gute, Rechte, Freie usw., sondern allein das Meinige, und sie ist keine allgemeine, sondern ist - einzig, wie Ich einzig bin.

Mir geht nichts über Mich!


4.) Wir leben das, was wir auch selber sind
Schwarze Katze Interview mit Etnoki Mondo auf dem Friedensfest 2014
Interview: Schwarze Katze,  05.07.14
Fotos: Schwarze Katze, 06.07.14


Schwarze Katze: Ich bin jetzt beim Friedensfest und beim Friedensfest ist ein besonderer Ethno-Shop. Welcher denn?


Etnoki Mondo: Der Etnoki Mondo Shop. Genau. Wir machen Marktstände, alles Mögliche. Etnoki Mondo steht eigentlich für Ethno-Kitsch. So hat meine Schwester mal unseren Wohnstil bezeichnet. Wir haben gedacht wir verkaufen unsere Welt, die wir auch lieben, an andere weiter. So kam der Name Etnoki Mondo. Wir haben nur das „h“ weggelassen in Etnoki Mondo, das hörte sich irgendwie lustiger an. Das las sich lustiger, daher kommt das her.


Schwarze Katze: Es gibt hier besondere Musikinstrumente.


Etnoki Mondo: Ja, vor allem Didgeridoos in erster Linie. Weil ich spiele unheimlich gerne Didgeridoo. Seit 12 Jahren und das gebe ich unheimlich gerne weiter. Und ich habe Instrumente gefunden, die ich qualitativ gut finde und die ich zu einem günstigen Preis abgeben kan und daher verkauf ich die hier.


Schwarze Katze: Stellst du die selbstgemachten Unikate aus Stoff, Filz, Fimo und Holz selber her oder wie kommt das zustande?


Etnoki Mondo: Also ich selber mach sie nicht. Aber wir sind vier Leute, die den Shop zusammen betreiben und unsere Welt leben und weitergeben und das sind vor allem die Maria und Dési die filzen und ganz viel Fimo machen.


Schwarze Katze: Warum seit ihr gerade auf dem Iserlohner Friedensfest?


Etnoki Mondo: Das ist eine gute Frage. Eigentlich gehen wir immer überall hin, wo es uns gefällt und wo wir Spaß haben. Die Friedeninitiative hier in Iserlohn hat auch schon eine lange Geschichte, die kenn ich selber von früher sehr gut und das ist auch ein Grund, warum wir mit dahin gekommen sind.


Schwarze Katze: Wenn jetzt Hörerinnen und Hörer beim Ethno-Shop bestellen möchten, wie können sie das tun?


Etnoki Mondo: Wir haben einen Internet Shop, der läuft aber nur zweitrangig, weil wir gerne mit den Menschen in Kontakt kommen und das geht über das Internet nur semi-mässig, da man keinen direkten Kontakt hat. Wir haben eine Internet Adresse: www.etnoki-shop.de da findet man das auch. Oder auch http://etnoki-mondo.de da findet man mehr über unsere Welt, nicht nur über unseren Shop.


Schwarze Katze: Unserer Hörerinnen und Hörer können nicht sehen, was ich gerade sehe. Könntest du einige Teile beschreiben?


Etnoki Mondo: Wenn man bei uns reinkommt, ist es erstmal bunt. Wir haben keinen wirklich vollgestopften Stand. Das ist auch gar nicht unsere Absicht, weil wir nicht möglichst viele Produkte an die Leute bringen möchten, sondern dass die Leute bei uns verweilen. Wir haben hier Didgeridoos stehen, Klamottenständer, Räucherwaren, lustige Fotobücher im Ethno Design, Maultrommeln, alle möglichen Arten von Percussion Instrumenten. Wir haben insgesamt einen Ethno Look Design. Wir haben tibetanische Gebetsfahnen hier rumliegen, Filzsachen hab ich gar nicht erwähnt. Wir haben eingefilzte Seife oder sogenannte Filzstifte, das ist ein Bleistift, der eingefilzt ist.


Schwarze Katze: Trägt sich das Ganze schon finanziell?


Etnoki Mondo: Naja, wir werden nicht reich davon. Es reicht nicht, dass wir nur davon leben. Aber es macht uns in erster Linie Freude. Das ist der Grund, warum wir damit angefangen haben.


Schwarze Katze: Was macht ihr denn sonst noch so?


Etnoki Mondo: Wir haben in erster Linie unsere Welt. Wir haben nicht nur unseren kleinen Shop. Wir beschäftigen uns mit wesensgemässer Bienenhaltung. Bei uns kann man Maurerarbeiten oder Gartenlandschaftstätigekeiten sozusagen buchen. Sowas machen wir auch gerne im Austausch. Wir machen Dreadlocks. Wir leben das, was wir auch selber sind.


Schwarze Katze: Was ist denn wesensgemässe Bienenhaltung?


Etnoki Mondo: Das ist Bienenhaltung auf natürliche Art und Weise. Das heisst wir legen es nicht darauf an viel Honig zu kriegen, sondern darauf, dass es den Bienen wirklich gut geht. Und wenn ich keinen Honig hab, hab ich keinen Honig. Es geht darum, dass es den Bienen gut geht und mit den Bienen in Kontakt zu kommen. Weil ich denke, dass wir von den Bienen und der Natur noch eine ganze Menge lernen können, wenn wir uns auf die Bienen – auf die kleinen Wesen – einlassen.


Schwarze Katze: Dann gibt es von dir auch noch Feuershows, die du auch schon in Iserlohn durchgeführt hast.


Etnoki Mondo: Ganz genau. Wir machen Shows, wir gehen auf verschiedene Märkte. Wir machen öfter wenn wir auf Märkten sind auch eine Feuershow mit dabei oder wir haben eine Spielwiese, wo wir einen Mitmachzirkus gestalten, also alles mögliche, auch Feuershows, klar natürlich. Wir trommeln, wir machen abends immer ganz viel Musik, das ist auch ein grosser Spaß. Auch gestern abend, das war der Stand, wo am längsten was los war, da abends die Musik-Session gelaufen ist. Und da sind wir auch immer gerne bis zun Ende mit dabei.


Schwarze Katze: Welche Internetseiten würdest du denn so empfehlen?


Etnoki Mondo: Wir beschäftigen uns da mit verschiedenen Dingen, da wir uns mit unserer Lebenseinstellung bewusst auseinandersetzen. Es gibt zum Beispiel die www.utopia.de - da gibt es ganz viele Informationen zum Austausch bezüglich Nachhaltigkeit und dergleichen. Auch in der Ernährung, um sich da grundlegend ein paar Gedanken zu machen. Es gibt noch eine Seite, mit der wir uns auch sehr intensiv beschäftigen, das ist www.foodsharing.de wo man statt Essen wegwerfen einfach teilen kann, ist auch eine schöne Seite. Oder was wir auch mit empfehlen ist www.footprint-deutschland.de wo man seinen ökologischen Fußabdruck einfach mal berechnen und sehen kann wieviel man doch an Spuren hinterlässt. Wir versuchen auch möglichst viel bei uns selber zu gucken und möglichst viel Fair-Trade Klamotten zu beziehen. Es gelingt nicht immer, das muss ich ganz klar sagen, weil wir dabei auch gleiczietig versuchen uns nicht verrückt zu machen. Das ist ein Spannungsfeld in dem wir drin sind. Wir versuchen möglichst viel Sachen selber herzustellen, immer mehr und wir schauen wie wir das bei uns zeitlich funktioniert ohne uns dabei fertigzumachen.


Schwarze Katze: Läuft das auch in Richtung Selbstversorgung?


Etnoki Mondo: Am liebsten ja. Unser Garten wird immer voller von allem möglichen Pflanzen und anderen Dingen. Und das ist ein grosser Punkt. Wenn man wirklich komplett selbstversorgt leben möchte, muss man das von morgens bis abends durchleben.


Schwarze Katze: Wie findest du das Friedensfest?


Etnoki Mondo: Das ist eigentlich eine ganz schöne Sache. Ich bin gerne auf dem Friedensfest. Es ist nicht immer meine Musik, das muss ich ganz offen zugeben. Aber trotzdem bin ich immer gerne hier. Es gibt viele nette Menschen hier und das ist wirklich schön. Das macht wirklich Spaß. Wir sind immer wieder gerne hier.


Schwarze Katze: Vielen Dank für das Gespräch.


Etnoki Mondo: Ich danke auch.


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Interview zum Anhören (mp3, 5,5 MB, 5.42 Minuten)
http://schwarze.katze.dk/download/mp3/ff1402.mp3

5.) Religion als Prinzip der Herrschaft
Pour ma Classe, 11.04.12

Monotheistische Religionen zeichnen sich dadurch aus, dass sich der "Gläubige" *1 einer einzigen, kosmischen Zentralgewalt unterwirft.

Diese Gewalt bestimmt das Leben und es gibt stets eine Überlieferung mit gewissen Verhaltensgrundsätzen, die den Rahmen des Lebens strikt regeln. Diese Ergüsse sind nicht konsequent erfüllbar, was die Fehlbarkeit des "Gläubigen" offensichtlich machen soll. Das wiederum führt zu der absurden Annahme, der "Gläubige", dem etwas fehlt (Die Unfehlbarkeit), braucht deshalb Gott, Jahwe, Allah und wie sie alle heißen, um das Leben zu meistern.
Die Gesellschaft hat in ihrer Masse stets so argumentiert, dass der Mensch das Problem sei – nicht aber die zur jeweiligen Zeit vorherrschende Idee. Man könnte annehmen, dass die Stellung einer Idee über den Menschen durch die Religionen entstanden ist, weil diese lebensfeindliche Umwertung Grundlage aller Religion ist.
Im Folgenden wollen wir auf einen speziellen Sachverhalt eingehen, der etwas mit der Zentralgewalt der einzelnen "Glaubensrichtungen" zu tun hat.

Zuerst einmal fällt auf, dass es immer den einen "Herrn" gibt. Der ist aber stets anonym, was mit dem "Bildnisverbot" begründet wird, welches in diversen Religionen existiert. Man kann ihn nicht wahrnehmen und wer das versucht betreibt sowieso "Blasphemie".
Nun, vielleicht sollte man, um ein besseres Verständnis von der antizivilisatorischen Wirkung von Religion zu erlangen das Ganze einfach wörtlich nehmen. Da wird kein "Gott" angebetet – selbst in der Religion nimmt keiner Gott als elementares Wesen (Im Grunde wissen das sogar die verballertsten "Gläubigen") ernst. Nein, es geht eher um die Unterwerfung unter das Prinzip der Herrschaft. Die sklavische Lebensunlust der religionsstiftenden Schreiber hat sie in eine Zwickmühle gebracht. Zur Zeit der Niederschreibung der religiösen Texte hatten sie bereits "weltliche" Herren – denen musste man schmeicheln und so erfanden sie die unfassbaren, gestaltlosen Götter. Stets wandelbar und mit ihrem fleischgewordenen Sprachrohr des "weltlichen" Herrschers. Damit war zB der entsprechende König zufrieden.
Ärger gab es vielleicht mit "Jesus" aber wie das so ist, mit den Ausnahmen und den Regeln.

Zum Zweiten ist dadurch in Frage gestellt, ob die verschieden benannten Religionen in einer gesunden und lebensbejahenden Weltsicht als verschiedenartig gehandhabt werden sollten.

*1 das Wort "Gläubige" ist deshalb in Anführungszeichen gestellt, weil es bei nüchterner Betrachtungsweise zu Missverständnissen führen kann. Das rührt daher, dass es einfach viel zu ungefährlich wirkt. Irgendwo beginnt in unserem Leben immer ein bißchen Glauben und so denken wir, dass es ganz alltäglich ist, zu "Glauben". Leider nutzen das die Religionen aus, um uns näher und sinnvoller zu erscheinen, wenn sie von sich behaupten, ebenfalls "Glauben" zu sein.
Das Problem ist, dass der Gläubige ohne religiösen Realitätsverlust einfach einen Sachverhalt annimmt und den nachprüfen kann – sein Leben, seine Sozialisation, seine Libido sind dadurch noch nicht zerstört. Wenn ein "Gläubiger" allerdings sein Leben einem Buch unterwirft, oder der Auslegung dessen durch seine "Herren", dann geht's mit ihm den Bach herunter. Dieser Umstand wird in den depressiven Handlungsweisen der meisten "Gläubigen" sichtbar. Religionshörige Menschen sind zu 100% verhaltensgestört und nicht in der Lage ein Leben zu führen, dass in irgendeiner Art und Weise erfüllend oder genuss- und wohlbefindensfördernd ist. Die Tatsache, dass diese Psychopathen nicht in der Lage sind, das einzusehen, weil sie entweder vergessen haben, was Lebensgenuss ist, oder schlimmer noch, es vor ihrem Eintritt in ein religiöses Sterben, nie erfahren haben, macht die Sache nicht besser.
Also muss ein Wort her, dass tatsächlich in seiner Wirkung und Bedeutung ausstrahlt, was ein "Gläubiger" darstellt. Wie man sieht, ist das in diesem kurzen Text bisher nicht der Fall.

6.) Über das Elend linker Politik
Saul 2005, Quelle: http://politsekten.blogspot.de/


Ab und an passiert ja noch was, es gibt gelegentlich ja noch Demos. Schaut man sich diese notfalls als Zaungast an so bekommt man als Politveteran einiges geboten. Demos, unabhängig um was es geht, ziehen stets Prediger an. Die haben mit der Demo selbst nicht unbedingt was zu tun, aber hier sind Linke versammelt, sollt man zumindest annehmen und damit ein Werbeumfeld für ihre Parteiblättchen. Die versuchen sie unters Volk zu bringen und natürlich wollen sie für ihren Verein werben. Komm zu uns, bei uns kannst politisch arbeiten und wir wissen wo s langgeht. Das weiß die Konkurrenz mindestens genau so gut, nach eigener Einschätzung sogar besser. Was n Jammer auch, die Zeiten als es viele Jugendliche und Schüler gab, die nach einer politischen Perspektive suchten und beeindruckt über eine geschlossen auftretende Organisation waren, sind lange Geschichte. Sehr erfolgreich sind diese Prediger nicht gerade, deren Zielgruppe scheint schlauer zu sein als sie selbst, zudem sie selbst teils ihre beste Antiwerbung darstellen. Das mußt ja irgendwann so kommen. Jahrelange aufopferungsvolle frustige Politarbeit ohne wirkliche Erfolgsaussicht, sowas hinterlässt irgendwann auch sichtbare Spuren. Schau dir den Dealer eines Trotzkistenblättchens an. Macht Sektierertum alt und unansehnlich? Man könnt s meinen.


Man muß nicht an dem Zeug von Wiedergeburt glauben, es gehört trotzdem zum Allgemeinwissen und dann könnt man sich fragen, was hat der in einen früheren Leben verbrochen und wofür muß er heute mit harter frustiger Agitationsarbeit büßen? Andere die regelmäßig am 1. Mai ihre Stände aufbauen sind auch nicht ansprechender, nicht mal bei Linksruck. Schau dir diese Milchfressen an, manchen erinnern sie an die eigene Jugend. Sinnlos mit denen zu reden, weder hören sie dir zu, noch würden sie was begreifen. Haben sich halt ihre eigene Scheinwelt geschaffen und ihren Lebenssinn gefunden. Gut, das lässt sich von den Zeilpredigern auch sagen, die unbeeindruckt ob jemand zuhört oder die Konsumenten unbeeindruckt weiterziehen, ihren frommen Wortmüll in die gleichgültige Welt rausschreien. Predigen ist unkommunikativ, man hört nicht zu und will auch gar nicht ernsthaft mit wem reden. Selbst kennt man ja die Wahrheit und muß sie den anderen eintrichtern. Und sich keine Gelegenheit entgehen lassen. Versuchst mal mit so ner Linksruckkapp zu reden, dann versucht er gleich dich vollzumüllen. Dann darfst n kostenlosen Vortrag angelesenen Wortmülls erwarten, aber das muß man sich ja nicht antun, zumal dieses Verhalten einen an frühere Zeiten erinnert. Man kennt das schon. Bemerkenswert war auch das Auftreten der Werber auf den Montagsdemos. Fleißig dabei ihr Blatt zu verticken, selbst wenn schon niemand mehr da ist den man agitieren könnte und es im weiteren Verlauf der Aktion so aussah, als könnten sie ihre Flugis gleich an sich selbst verteilen.

Man könnt meinen, sie leiden unter der Zwangsvorstellung ihre politische Haltung irgendwie legitimieren zu müssen. Nur wo und bei wem? Man könnt grad meinen, es gäbe irgendwo eine linke Institution die Zensuren verteilt und bei der regelmäßig Leistungsnachweise abzuliefern sind um als Linker gelten zu dürfen. Wenn ich mich als links bezeichne, dann muß ich irgendwas als Aktion vorweisen, selbst wenn es unsinnig ist? Nun ja, das muß der Gläubige auch. Die Glaubensgemeinschaft verlangt von ihren Gläubigen auch stete Ersatzhandlungen nach deren Sinn und Zweck nicht gefragt wird, dafür wird als Lohn wenigstens das Paradies und 72 Jungfrauen versprochen. Dem Linken wird die klassenlose Gesellschaft versprochen und da scheint bekanntlich die Sonn ohn Unterlass. Wollen wir das denn? Wenn eine Hitzewelle zu lang dauert, dann wünscht man sich irgendwann doch ne Abkühlung.

Es ist das altbekannte Elend linker Politik. In einer nichtrevolutionären Situation ist keine revolutionäre Politik möglich, sie kann nur im Sektierertum enden. Erinnern kann man an die 70iger als etwas zuviel von Revolution geredet wurde und je mehr davon geredet wurde, desto irrealer wurde sie. Jeder redet davon aber keiner hat sie gesehen. Es ist auch das Elend linker Ideologien. Als sie von den 68zigern wiederentdeckt wurden, sah es nach einer hoffnungsvollen Sache aus. Wer dann in den 70igern versuchte damit was zu bewirken oder wenigstens die Welt zu erklären, endete beizeiten im Frust oder im Sektierertum. Manchen blieb immerhin noch der real existierende Sozialismus als Rettungsanker. Als 89 die Insel unterging wurds endgültig Zeit den Anker zu lösen, nicht alle konnten das und so wurden sie zu tragischen Gestalten, über die einfach die Geschichte achtlos hinweggegangen ist. Die zu Stein gewordene Ideologie ist ihnen weggebrochen, die Mauer auf den Kopf gefallen und nun sitzen sie da mit ihrer Ideologie die offenbar die letzte Basis verloren hat. Wenigstens das Internet verschafft ihnen eine neue Möglichkeit zu predigen und ihre Existenz mittels einer Webseite nachzuweisen.

Predigen oder Aktionismus?

Bewegung entsteht immer dann wenn was passiert, wenn einige damit anfangen. Dann kommt der Rest schon. Man kann 100 Bücher gegen AKWs schreiben, erst als der Bauplatz in Whyl besetzt wurde entstand die Anti AKW Bewegung. Das lief auch 80 so, man hatte genug vom Agitieren und die Beteiligten schrieben keine langen Texte gegen Wohnungsnot, sondern besetzten Häuser. Ebenso schrieben sich die Beteiligten wegen der Startbahn nicht die Finger wund, sie bauten die erste Waldhütte und nach und nach kam der Rest. Die Autonomen führten keine lange Diskussion am Zaun, sie machten ein Seil fest und schon war der Zaun offen.

Es lassen sich viele solcher Fälle anführen, sogar den auf den ersten Blick unpolitischen Fall der Writer. Auch das begann nicht etwa mit der Forderung nach legalen Wänden, erstmal nahmen sich die Sprüher die Flächen und erst als sie für einige zum Problem wurden, bekamen sie die legale Wand regelrecht nachgeschmissen.

Oder auch die Montagsdemos, da kannst dich jeden Montag hinstellen, es wird nichtmal zur Kenntnis genommen, dagegen brachte schon die unausgesprochene Drohung beim Agenturschluß, die Leut könnten den Laden stürmen, die Bullen auf Trab.

Sicher wurde hier vorher mobilisiert, es muß ja irgendwie angekündigt werden, aber es wurd nicht monatelang gepredigt. Im Fall der Writer lief es genau umgekehrt. Es wurde weder informiert, noch gepredigt. Die Leut griffen zu Edding und Dose ohne erst Flugis zu verteilen oder irgendwem überzeugen zu wollen. Im Gegenteil, sie forderten niemand auf mitzumachen. Trotzdem entstand daraus eine globale Bewegung.

Hier gibt es trotzdem eine Einschränkung, dazu muß man jung sein. Ist nicht unbedingt was für alte Säcke. Nun sind die Beteiligten selbst älter geworden und die Jugendlichen sind heute nicht mehr wie früher leichte Beute für die Politwerber. Man kann s ihnen schlecht verübeln wenn sie eher auf Konsum und Handy stehen als auf folgenlose Latschdemos. Hat man dagegen was zu bieten, dann kommen sie sogar, wie etwa zur Hanfparade oder zu ner Nachttanzdemo. Nur kommen sie eher als Zaungäste, nicht unbedingt um sich in die Politarbeit zu stürzen und irgendwo haben sie sogar recht.

Die traditionelle Linke setzt genau aufs Gegenteil, nur keine Aktion die möglicherweise die Leute abschreckt. Sie setzt auf die Überzeugungskraft ihrer ewigen Wahrheiten und sie scheinen zu glauben, wenn wir endlich 90 Prozent der Bevölkerung überzeugt haben und sie unsere Zeitung lesen, dann ist die Revolution da. Und so werden ihre Vereine zum Hamsterrad in dem man sich abstrampelt aber keinen Schritt voran kommt. Das haben nicht Wenige auch versucht, sie standen auf der Gass und hielten den Massen ihr Parteiblatt entgegen. Wer noch halbwegs bei Verstand war, mußte irgendwann einsehen, so geht es nicht. Das kannst machen bis du alt und grau bist ohne irgendwas zu bewirken. Das kann man immer noch beobachten, besonders im Unibereich. Da produzierte die MG fast schon eine Tageszeitung und hatte genug Deppen die das Blatt verteilten. Danach folgte Linksruck die auch zunächst unerfahrenes Jungvolk fanden, die sich in die Werbearbeit einspannen ließen. Irgendwann liefen sie dem Verein davon, der Frust über diese sinnlose Tätigkeit übersteigt irgendwann doch die Überzeugungskraft der Vordenker.

Selbst an der Uni scheint sich was verändert zu haben. Zur Demo kamen sie und Livegruppe gehört heut zur Demo. Die hört man sich noch an und dann gehen sie. Die Parteiwerber hatten hier genau soviel Erfolg wie die Agitatoren in vergangenen Zeiten vorm Werktor.

Trotzdem, wir geben nicht auf. Wir haben unsere Webseite, wir produzieren weiter unsere Zeitung und wir suchen Mitkämpfer. Jung und unerfahren aber voll jugendlichen Idealismus, die wollen wir. Die Politveteranen stören nur, was soll man mit denen? Die stellen ja unsere Dogmen in Frage und pissen unsere Heiligen an. Haben wir erstmal einige Junge erwischt, dann dürfen sie mitpredigen und ihre Freunde mit Parteiwerbung versorgen, bis sie keine mehr haben. So kann man auch kontraproduktiv wirken und wer durch diese Mühle durch ist, hat meist auf Jahre von jeder Politik die Nase gestrichen voll.

PS: Über Aussteiger.

Sekten mögen keine Aussteiger. Nicht in erster Linie weil sie als Verräter und Deserteure gelten, klar, das auch. Wenn sie einfach nur den Verein verlassen und die Klappe halten geht s ja noch. Gefährlich für die Sekte werden sie, wenn sie sich zu Wort melden. Schon deswegen, weil sie über Insiderwissen verfügen, das dem Verein peinlich ist. Das müssen nicht mal brandheiße Infos über finstere Machenschaften sein. Es reicht schon wenn Außenstehende erfahren, was die Sekte gerne verschweigt, sie will ja nach außen ein geschlossenes und erfolgreiches Bild bieten. Wie es intern zugeht, der Frust, die Erfolglosigkeit, wie wenig von ihren Blättern verkauft werden, oder wie intern mit den Mitgliedern umgegangen wird, wenn sie nicht die Erwartungen erfüllen, sowas bekommst in ihren Propagandazeitungen bzw. Onlineseiten nicht zu lesen. Oder wie wenig wirklich hinter dem scheinbar beeindruckenden Auftritt in der Öffentlichkeit steckt, wie dünn die Basis für die großen Parolen wirklich ist. Das sollen die Neuanzuwerbenden besser nicht erfahren, sie könnten ja dann auf die Idee kommen, wie bei der Werbung, viel Verpackung und wenig drin.