Kind Gottes, nimm diese Strafe
Schwarze Katze, April 2010

Schläge auf den nackten Po
Der erzkonservative katholische Bischof Walter Mixa hat es mal wieder in die Medien geschafft. Allerdings nicht wie üblich mit seinen reaktionären Sprüchen, sondern mit einer eidesstattlichen Versicherung von ehemaligen Heimkindern. Die früheren Insassen des Kinder- und Jugendhilfezentrums St. Josef in Schrobenhausen berichten von Fausthieben auf den Oberarm, Ohrfeigen und von Schlägen auf den nackten Po. Tatwerkzeuge waren laut ihren Aussagen bei den Prügelorgien die bloße Faust, Stock oder Teppichklopfer. Ein Opfer spricht von den "schlimmsten Jahren" ihres Lebens. Ein anderes Heimkind erinnert sich an die Nonnen: "Die Schwestern drohten stets mit der Aussage: 'Warte nur, bis der Stadtpfarrer kommt." Weiter: "Meistens stand er im Raum, krempelte die Ärmel hoch und sagte, ich habe gehört, du hast dich danebenbenommen. Dann gab es Gebrüll und Schläge."

"In dir ist der Satan, den werde ich dir schon austreiben!"
Ein heute 41jähriger erinnert sich in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung an seine Jugendzeit und seine Begegnung mit dem ehemaligen Stadtpfarrer und jetzigen Bischof Walter Mixa: "Einmal hat er einen Kochlöffel genommen. Dieser ist abgebrochen, dann nahm er die Hand." Während der Schläge soll Mixa gesagt haben: "Kind Gottes, nimm diese Strafe", oder: "In dir ist der Satan, den werde ich dir schon austreiben!" Der heutige Famlienvater, der von 1972 - 1980 im christlichen Kinderheim leben musste, sagt aus, dass Mixa ihm mindestens 50 mal die Hose herunterzog und danach 5 bis 7 Mal mit einem Stock auf den nackten Po geschlagen haben soll.

"Er hat mir mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen."
Eine Mitarbeiterin der Hilfsorganisation SOS-Kinderdorf bekräftigt diese Aussagen des Heimkindes mit eidesstattlicher Versicherung, dass sich dieser ihr schon vor langer Zeit anvertraut hat. Insgesamt gibt es eidesstattliche Versicherungen von fünf Frauen und einem Mann, die angeben während ihrer Zeit im Kinderheim vom christlichen Hardliner Mixa geschlagen worden zu sein. In einer eidesstattlichen Versicherung von Jutta Stadler aus Pfaffenhofen heisst es: "Er hat mir mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen." Sie berichtet auch von brutalen Übergriffen zweier Klosterschwestern: "Ich hatte am ganzen Körper blaue Flecken". Als sie einmal ihre Suppe nicht essen wollte, habe eine Klosterschwester ihr die heisse Suppe "über den Kopf gegossen". Über den früheren Stadtpfarrer Mixa sagt sie, dass dieser öfter sein Auto zum Kinderheim gebracht habe: "Dieses musste dann von jeweils vier Kindern stundenlang geputzt werden".

"So hat er uns geschlagen"
Hildegard Sedlmeyer war als 15jähriges Mädchen im von Nonnen geleiteten Kinderheim St. Josef untergebracht. Oft nahm das Jugendamt Famlien ihre Kinder weg und schickte sie in dieses Kinderheim. Das ehemalige Heimkind legt sich mit folgender Aussage mutig mit dem mächtigen und einflussreichen Kirchenmann an: "Er hat mich am Kittel gepackt, aus dem Bett hochgerissen und mit der Faust mehrmals auf den Oberarm geschlagen." Die heutige 48jährige spielt die abscheuliche Tat nach: "So hat er uns geschlagen, mein Arm hatte viele blaue Flecken."

"Dann ist der Tag schon gelaufen"
Hildegard Selmeyer, die in Stadtbergen bei Augsburg lebt findet klare Worte über Bischof Mixa: "Wenn ich sein Bild in der Zeitung sehe, dann holen mich die Demütigungen wieder ein, dann ist der Tag schon gelaufen." Hildgard Sedlmeyer ist klar, dass eine falsche eidesstattliche Aussage mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft wird: "Kein Problem", sagt die Frau, die nach eigenen Angaben mehrmals von Mixa geschlagen wurde, Ich sage Herrn Mixa vor Gericht gerne ins Gesicht, was er mir angetan hat." Ein anderes Heimkind sagt in seiner eidesstattlichen Erklärung: "Am meisten geschlagen wurden jene Kinder, deren Eltern nie kamen". Der heute 44jährige Maler berichtet weiter: "Ich musste mich über einen Bock beugen. Dann hat mir Herr Mixa mit einem Teppichklopfer 35 Schläge auf das Gesäß gegeben." Trotz Stoffhose habe er danach "beim Sitzen mehrere Tage Schmerzen" gehabt. Sein grösster Wunsch ist, dass sich Herr Mixa bei allen Betroffenen entschuldigt.

Bischof droht Heimkindern mit Justiz

Der Bischof leugnet bisher die Prügelattacken während seiner Zeit als Stadtpfarrer. Der fromme Christ droht den ehemaligen Hemkindern mit "zivilrechtlichen und strafrechtlichen Schritten". Die grüne Bundestagsabgeordnete Claudia Roth besteht auf einer Aufklärung: "Anstatt schon im Vorfeld eine juristische Drohkulisse aufzubauen, die nur neue Angst schürt, sollten die Vorwürfe endlich ernst genommen werden". Nach Kritik an der Drohung mit der Justiz sah sich der Christ Mixa gezwungen den Heimkindern ein Gesprächsangebot anzubieten. Diese waren darüber empört, dass damit kein Schuldeingeständnis verbunden war. Die Betroffene Hildegard Sedlmair aus Stadtbergen war geschockt und meinte, der Mann "belügt sich selbst". Jutta Stadler aus Pfaffenhofen ist "fassungslos" und sieht Mixas angebliches Einstehen um das "Sorge um das Wohl und die Zukunft von Kindern, Jugendlichen und Familien" als "verlogen und unverfroren" an. Jutta Stadtler trifft sich erst mit dem Bischof, wenn dieser zugibt sie geschlagen zu haben: "Ich spreche auf keinen Fall mit jemandem, der mich als Lügner hinstellt."

Bibel befürwortet Schlagen von Kindern
Die von Bischof Mixa gern zitierte Bibel spricht sich klar für das Schlagen von Kindern aus. So heisst es in Sprüche 13,24: "Wer seine Rute schont, der haßt seinen Sohn; wer ihn aber liebhat, der züchtigt ihn bald." Auch anderswo in "Gottes Wort" wird der Gewalt an Kindern zugestimmt. In Hebräer 12,4-11 wird beispielsweise für Hau-Drauf-Methoden geworben: "Mein Sohn, verachte nicht die Zucht des Herrn, / verzage nicht, wenn er dich zurechtweist. Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; / er schlägt mit der Rute jeden Sohn, den er gern hat. Haltet aus, wenn ihr gezüchtigt werdet. Gott behandelt euch wie Söhne. Denn wo ist ein Sohn, den sein Vater nicht züchtigt? Würdet ihr nicht gezüchtigt, wie es doch bisher allen ergangen ist, dann wäret ihr nicht wirklich seine Kinder, ihr wäret nicht seine Söhne. Ferner: An unseren leiblichen Vätern hatten wir harte Erzieher und wir achteten sie. Sollen wir uns dann nicht erst recht dem Vater der Geister unterwerfen und so das Leben haben? Jene haben uns für kurze Zeit nach ihrem Gutdünken in Zucht genommen; er aber tut es zu unserem Besten, damit wir Anteil an seiner Heiligkeit gewinnen. Jede Züchtigung scheint zwar für den Augenblick nicht Freude zu bringen, sondern Schmerz; später aber schenkt sie denen, die durch diese Schule gegangen sind, als Frucht den Frieden und die Gerechtigkeit. Jede Züchtigung scheint zwar für den Augenblick nicht Freude zu bringen, sondern Schmerz; später aber schenkt sie denen, die durch diese Schule gegangen sind, als Frucht den Frieden und die Gerechtigkeit."

Verschweigen und Vertuschen
Die katholische Kirche ist im Heimatland des Papstes Benedikt XVI. wiederholt in negative Schlagzeilen geraten, weil Missbrauch und Gewalt an Kindern jahrelang verschwiegen und vertuscht wurde. Bischof Mixa behauptet, dass eine Gesellschaft ohne Gott "die Hölle auf Erden" sei. Ist für die kleinen Opfer nicht eher eine Gesellschaft mit kinderschändenden und prügelnden Gottesmännern die "Hölle auf Erden"?

"Ich musste seine Hand küssen"
Eine 41jährige Frau gibt der Süddeutschen Zeitung die siebte eidesstattliche Versicherung: "Ich wurde zweimal von Herrn Mixa mit dem Stock geschlagen". Die Frau, die von 1975 bis 1985 im Schrobenhausener Kinderheim lebte, sagt weiter aus: "Ich musste die Hose runter ziehen, mich über die Badewanne beugen und bekam dann fünf bis sieben Schläge auf das Gesäß". Das erschütternde Fazit: "Die ersten zwei Tage danach war es unmöglich, vernünftig zu sitzen vor Schmerzen." Die Frau sagt ferner aus, dass Mixa regelmässig ins Kinderheim gekommen sei und dabei die Kinder geschlagen habe. Die achte eidesstattliche Versicherung gab eine jetzt 51jährige dem Norddeutschen Rundfunk: "Er hat mich mehrmals geschlagen, mit der flachen Hand ins Gesicht". Die Frau gibt unter Eides Statt ausserdem an, dass nach den Schlägen noch etwas folgte: "Ich musste mich bei ihm entschuldigen und seine Hand küssen."

Den Schuldigen aber gebe die Einsicht
Der Hirte gibt seinen Schäfchen noch folgendes schlagendes Argument zur Hand: "Diese Leute können sich doch gar nicht mehr an mich erinnern." Als er auf die Fotos der Opfer angesprochen wird, entgegnet der nicht mehr so beliebte Christ: "Ich erinnere mich auch nicht mehr an sie." Der Bischof hat angekündigt für die Heimkinder zu beten. Die Reformgruppe "Wir sind Kirche" fordert das einstweilige Ruhen des Amtes, worauf der kirchliche Amtsträger nicht eingeht. Bei der Karfreitagsmesse 2010 trägt der umstrittene Christ im Augsburger Dom folgende Fürbitte vor: "Herr, Dein Sohn ist selber ein Opfer von Gewalt geworden. Sei mit denen, denen Gewalt geschieht, richte sie auf. Den Schuldigen aber gebe die Einsicht, die Reue und den festen Willen, ihr Unrecht anzuerkennen". Zu der Zeit leugnet er noch das Schlagen der Kinder.

Bischof bekennt Schuld
Nach massiver Kritik von allen Seiten gibt der Bischof endlich die Schandtat zu: "Die eine oder andere Watschn kann ich nicht ausschließen". Weiterhin relativiert Walter Mixa: "Wenn jetzt das Thema auf die Frage nach Ohrfeigen zugespitzt wird, will ich ganz ehrlich sagen, dass ich als langjähriger Lehrer und Stadtpfarrer im Umgang mit sehr vielen Jugendlichen die eine oder andere Watschn von vor 20 oder 30 Jahren natürlich nicht ausschließen kann". Der Bischof stellt sein Schlagen von Kindern gegenüber der Bild am Sonntag als "vollkommen normal" hin: "Das war damals vollkommen normal, und alle Lehrer und Schüler dieser Generation wissen das auch". Darf ein Bischof, ein Vorbild der Christenheit, Kinder schlagen und von sich behaupten: "Ich habe ein reines Herz", sich als Opfer der Medien darstellen, die Opfer mit der Justiz bedrohen und erst nach Wochen zugeben, dass da was dran ist? Lügen ist nach dem 8. Gebot des Gottes von Bischof Mixa verboten. Auf die eidesstattlichen Versicherungen leugnet Mixa die Taten erst mit den Worten, dass es solche Prügel "durch mich nie gegeben" habe. Wer arme Kinder aus dem Waisenhaus schlägt, dies erst abstreitet und erst nach acht eidesstattlichen Versicherungen zugibt, sollte Wiedergutmachung leisten und anschliessend zurücktreten.

Wiedergutmachung ist angesagt
Wann wird die reiche und mächtige Kirche endlich komplett enteignet, um für die zahlreichen Gewalttaten ihrer Gottesmänner zu bezahlen? Atheistische kirchenkritische Organisationen könnten das Vermögen der Kirche mithilfe einer Stiftung übernehmen, um die christliche Geschichte von Gewalt, Folter, Mord und Raub aufzuarbeiten. Wobei Geld das unendliche Leid, welches den geschändeten und geschlagenen Kindern und den vielen anderen Opfern des Glaubens zugefügt wurde, nie wieder gutmachen kann. Aber es wäre ein erster Schritt die Schuld der Kleriker zuzugeben. Materiell von vorne anzufangen wäre ein Zeichen der Demut und der Buße. Wenn die Kirchenaustrittszahlen steigen und sich immer mehr von ihr abwenden, braucht sich die Kirche nicht zu wundern...

Schwarze Katze, Postfach 41 20, 58664 Hemer
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