Amoklauf in Erfurt - Ist die Gesellschaft schuld?


Na ihr potenziellen Amokläufer anarchoi
Schöne Bescherung oder: Das nächste Sicherheitspaket kommt bestimmt Schwarze Katze
hab ich irgendwas falsch gemacht? Eine Freundin der Schwarzen Katze
Schule treibt Täter in den Wahnsinn! APPD NRW, 30.04.02
Todesschütze war im Polizeisportverein VVN-BdA


Na ihr potenziellen Amokläufer
anarchoi

Ik finds ziemlich arm das mal wieder ach so Böse PC-Spiel und böse Musik dafür verantwortlich sein sollen, das junge Menschen in Schulen Lehrer töten. Das zeigt mir aber mal wieder die Kurzsichtigkeit unserer ach so tollen Spassgesellschaft. Alles was nich in die schöne neue Welt passt, wird dann ach so bösen Sachen wie in diesem Fall : Slipknot oder PC-Spielen wie Quake und Counterstrike zugeschoben. Anstatt mal in den Abgründen unserer Gesellschaft zu wühlen, wird einfach mal wieder über schärfere Sicherheits-Zensur-Waffengesetze nachgedacht.

Wieder einmal wird nich die Wurzel das Problems bekämpft sondern nur ne Schönheits-OP vorgenommen. Als wenn man einen Amokläufer daran ausmachen könnte: A.was für Spiele er aufn Rechner hat und B. was für "böse, kritische" Texte seine Lieblingsband hat. Tja, danach wären glob ik genug drohende Zeitbomben (inklusive mir) in diesem Land, die bald das Lehrsystem zum Zusammenbruch bringen würden. Wieder einmal wird so getan als wäre es was ganz besonderes schlimmes, das in "old fuckin` Germany" jemand Amok läuft. Schaut mal in die Welt,wo,wann,wie oft jemand Amok läuft und dann schaut zurück nach Deutschland. Ihr werdet merken das es bei uns "zum Glück" noch keine Normalität ist,was hoffentlich auch so bleibt.

Also Trauer den Opfern, aber überlegt ernsthaft woran sowas wirklich liegt.


Schöne Bescherung
oder: Das nächste Sicherheitspaket kommt bestimmt

Schwarze Katze

Da haben wir den Salat: Das erste größere Blutvergiessen in einer deutschen Schule. Ein 19jähriger männlicher Mensch, der von der Schule verwiesen wurde und ein Jahr zuvor durch die Abiturprüfung gefallen ist rennt durch die Schule und fängt an gezielt LehrerInnen zu erschießen und tötet außerdem noch SchülerInnen und einen Polizisten.

Neben der obligatorischen allgemeinen Betroffenheit, dem grenzenlosen Entsetzen und natürlich der unfassbaren Trauer, die allerorts zu vernehmen war dauerte es aber natürlich nicht lange bis findige PolitikerInnen und eine ganze Reihe anderer Menschen, die meinten sich dazu äussern zu müssen, auch schon Lösungen für das Problem mit Schule und Gewalt, das zweifelsohne vorhanden ist, parat hatten.

Es mag zwar zynisch klingen, aber Erfurt ist tatsächlich eine "schöne Bescherung", und es wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch zu einem richtigen Weihnachtsfest für die Sicherheitsstrategen der Herrschenden, welche dann wieder Sicherheitspakete an die bedürftige Bevölkerung verschenken. Das Muster ist ja altbekannt: Irgendwas passiert, die Menschen haben wieder Angst oder ihnen wird, hallo Medien, Angst gemacht und schon ist die Bahn frei um dem ohnehin schon übergroßen Arsenal der Repressionsmittel wieder etwas hinzuzufügen. Dabei müssen die neuen Regelungen nicht einmal konkret etwas mit dem auslösenden Ereignis zu tun haben, das Schlagwort "Sicherheit" ist hier völlig ausreichend um jegliche parlamentarische Kritik zum Schweigen zu bringen.

Was der Herr Schily jetzt wieder aus dem Hut, oder eher aus der Schublade seines Schreibtisches, zaubern wird werden wir wohl in den nächsten Tagen erfahren, sein Wuschzettel ist ganz bestimmt noch lang. Zumindest das ist sicher.

Die bisher geäusserten Vorschläge lassen allerdings schon erkennen wohin die Reise gehen soll. Ein paar Stunden nach den Schüssen in der Schule gab bereits ein eifriger Politiker der Grünen den Vorschlag zum Besten, man könne ja mit Metalldetektoren an Schulen für Sicherheit sorgen.

Was nicht allzu verwunderlich war und ist, ist dass mensch auf der Suche nach Erklärungsmustern für "Gewalt bei Jugendlichen" mal wieder die beliebte Mottenkiste herangezogen hat und so kam was kommen musste: Neben dem diabolischen Einzeltäter sind natürlich böse gewaltverherrlichende Computerspiele und Filme an der Tat schuld. Nebenbei wird noch erwähnt dass der Amokläufer Heavy-Metal Musik konsumiert hat. Das einzige was noch fehlt sind die Rabeneltern, die sich nicht um ihr Kind gekümmert haben, aber das kommt bestimmt auch noch.

An dieser Stelle soll keine Verdrehung der Täter-Opfer Rolle vorgenommen werden, es ist jedoch bezeichnend für die deutsche Gesellschaft, jegliche Verantwortung für die Tat von sich zu schieben und das Übel, wo auch sonst, ausserhalb zu lokalisieren.

An dieser Stelle soll ebenfalls nicht über die Motive des Täters spekuliert werden. Was jedoch klar sein sollte ist, dass es sich im einen männlichen Menschen handelte. Das ist deshalb erwähnenswert und in die Betrachtung mit einzubeziehen, da gerade die Anwendung von Gewalt bei männlichen Menschen oft direkt mit ihrer Geschlechterrolle und der männlichen Sozialisation zusammenhängt. Der "richtige Mann" ist nun mal stark, hart, erfolgreich, energisch und richtet Aggressionen eher nach aussen, also auf andere Menschen.

Auch wäre es wohl sinnvoller, über Schule an sich nachzudenken, die gerade in der Phase von Prüfungen, also auch dem Abitur, die Funktion hat, auszusieben, zwischen Guten und Schlechten, Gewinnern und Verlierern. Und deren wichtigste Funktion für die Gesellschaften das Normen von Menschen und die Anpassung junger Menschen an die bestehende Ordnung ist.

In diesem Sinne: Schule abschaffen! Patriarchat zerschlagen! Deutschland den Garaus machen!


hab ich irgendwas falsch gemacht?
eine Freundin der Schwarzen Katze

Ich krieg' echt die motten, wenn ich jetzt diese ganzen forderungen nach zensur in den medien, verbot von "gewaltverherrlichenden computerspielen" und und und - höre.na klar, der täter hörte natürlich "aggressive, laute musik" und heavy metal, na klar, er spielte natürlich counterstrike, na klar, er trug natürlich schwarze klamotten und hatte horrorfilme in seinem zimmer rumliegen. Das sollen denn alles die ursachen sein - typisch für eine bequeme, träge und vorurteilsgeprägte gesellschaft, die alles, was nicht ins bild passt, per se ablehnt, es ist ja leichter, auf äußerlichkeiten rumzukauen, als sich über den menschen selber gedanken zu machen - ich will jetzt echt nicht von mir behaupten, dass mir die ursachen dieser wirkung bis ins kleinste klar seien - aber was ist denn zum bespiel mit eltern, deren erziehungsstil nur aus verboten und repression besteht und die ihren kindern keinen freiraum zur persönlichen entfaltung zugestehen?

so nach dem motto "das was ich selbst nicht hingekriegt habe, wird jetzt auf biegen und brechen auf das kind projiziert", eingeengt in konventionen und den ständigen einwand "was sollen bloß die nachbarn denken" - oder was ist auch mit denjenigen, die sich die eine person als klassendepp raussuchen und irgendwann durch ständiges blöd anmachen, unfair kritisieren, ausgrenzen und schlichtes ignorieren irgendwann seelisch und nervlich so in die enge treiben, dass irgendwann aggression das einzige ventil ist. Damit meine ich jetzt natürlich nicht die üblichen kleineren streitgkeiten und frotzeleien, die (nicht nur in der schule) sich im täglichen leben ergeben - aber im schulischen bereich gibt es genau wie im arbeitsleben auch zielgerichtes mobbing.

Da ich selbst täglich mit einer person klarrrrrkommen bzw. diese einfach "akzeptieren" (ah, grrr, schauder, schreck, ankotz) muß, die echt alles verurteilt und abqualifiziert, was nicht ins bild:schwarzbraun-stockkatholisch-erzkonservativ-und-der-horizont-endet- an-der-dorf-grenze passt - und ich jedes Mal wenn sie den raum verlässt und nicht in direkter hörweite ist mir erst mal mittels saftiger beschimpfungen (leute, ich sach's euch - fremdsprachen sind echt wichtig!!) luft mache - und sie im übrigen wirklich auf's allerherzlichste nicht abkann - irgendwie kann ich's doch nur zu gut verstehen, wenn jemand den totalen ausraster kriegt. Wäre ich mit so leuten, wie der eben beschriebenen als eltern abgestraft worden, hätte ich mir vielleicht auch mal irgendwann den schießprügel unter den arm geklemmt-

Diese ganzen forderungen nach dem verbot von gewaltdarstellungen - wo will man da überhaupt ansetzen? Tatort verbieten oder was? Und was ist z.b. mit afghanistan - ist das etwa keine gewalt? - es ist doch an den haaren herbeigezogen - denn dann müssten gemäß dieser these ja wohl nur noch mörder und amokläufer in diesem land rumlaufen. Komisch, ein guter teil meines bekanntenkreises spielt auch spiele wie counterstrike u.a., wo auf irgendwen geschossen wird - und aus meinem bekanntenkreis hat - meines wissens - niemand irgendwen umgebracht (ein guter teil überzeugte kriegsdienstverweigerer dabei), ja komisch, ich sitze hier in schwarzen klamotten und höre marylyn manson. Habe noch nie jemanden umgebracht - ja, hab ich denn nu irgendwas falsch gemacht ?!


Schule treibt Täter in den Wahnsinn! Gewalt in den Medien schuld am Massaker?
Quelle: Anarchistische Pogo Partei NRW

Keinem Menschen mit Anschluss an die Welt und den bildgebenden Massenmedien wird es entgangen sein: Ein offenbar psychisch labiler Schüler richtete an einem Erfurter Gymnasium, überwältigt vom vorherrschenden Erfolgszwang der hiesigen Leistungsgesellschaft in einem Anfall von Amok ein unappetitliches und feuchtes Blutbad an. Der Auslöser für diesen Amoklauf bildete ein Schulverweis, durch welchem die Karriereleiter des Schülers stark ins Wanken geraten ist. 

Hierbei handelt es sich um ein anschauliches Beispiel dafür, wohin schulische Sanktionen im Extremfall führen können. 

Man kann nur vermuten wie abschreckend und mahnend der armselige Anblick gescheiterter Existenzen in Deutschlands Gossen und Fußgängerzonen auf den jungen Amokläufer stets gewirkt haben mag. Diese Habenichtse sind das perfekte Beispiel dafür wo und wie Menschen in einem Sozialstaat enden, welche weder gebildet noch beschult wurden, und sich freiwillig oder unfreiwillig dem Menschzerbruch in Deutschlands Schulen entzogen haben.

Der bloße Anblick solch überwältigender Armut ist für gewöhnlich schon ausreichend, um die Menschen scharenweise von der Notwendigkeit der Verbildung in Schulen und der hirntoten und zersetzenden Tätigkeiten in Betrieben zu überzeugen. Die dadurch erzeugte Angst und das Bangen um die bloße Existenz vermögen die Selbstachtung und Würde eines Menschen problemlos in den Hintergrund zu stellen, und machen ein Leben in Freiheit somit unmöglich.

Und genau diese Angst löste beim Täter besagten Amoklauf aus, ein letztes Ventil sich von der erstickenden Angst zu befreien, in einer aussichtslosen Situation.

Um den Anschein von Richtigkeit dieser unmenschlichen Zustände, den unsere Leistungsgesellschaft um jeden Preis aufrechtzuerhalten bemüht ist nicht zu gefährden ergreift diesmal Freiheitsverhinderer Gerhard Schröder höchst persönlich die Initiative, und versucht in seiner bekannt populistischen Manier von den wahren Ursachen dieser Tragödie abzulenken, und zeitgleich in einem geschickten Schachzug die Missstände in diesem Land noch weiter zu verschärfen, wofür er die Medienwirksamkeit dieser Tragödie instrumentalisiert.

In seinem Bemühen zu verhindern, dass alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht schiebt er die Schuld an dem Massaker von Erfurt der Gewaltdarstellung in den Medien und somit den Fernsehsendern in die Schuhe. Diese tun natürlich in Wahrheit nichts anderes als die morbiden Bedürfnisse der Gesellschaft zu befriedigen.

Ganz ungeahnt schießt sich Gerhard Schröder mit dieser, für einen Staatsmann keinesfalls ungewöhnlichen Taktik ein schmerzhaftes Eigentor. Sobald man hierzulande an Gewaltdarstellungen und Gewaltverherrlichungen denkt fallen einen in erster Linie die Nachrichten ein, welche in ihrem Bestreben die Wahrheit so gut wie möglich nachzurichten Gewaltdarstellungen unter dem Banner der "friedensschaffenden Maßnahme" und in letzter Zeit auch des "Krieges gegen den Terrorismus" der Bevölkerung schmackhaft zu machen versuchen. Überflüssig zu erwähnen, dass ausgerechnet ein Gerhard Schröder rigoros durch Fernsehpropaganda und Lügengeschwafel versucht hat die Notwendigkeit solcher Kriege der breiten Masse nahe zu legen.

Das sich hochranginge Politiker zu weilen einen solchen Lapsus erlauben ist allerdings nichts Ungewöhnliches. Kein Mensch der Welt kann kontinuierlich Lügen, Wahrheiten umverkehren und Betrügen ohne sich dabei gelegentlich selbst in einem Paradoxum zu verlieren. Das liegt eben in der Natur dieses niederträchtigen Handwerks.

Mal gut, dass jeder vernünftige Mensch weiß, dass man einem Gerhard Schröder nicht trauen darf.


Offener Brief der VVN-BdA an Bundesinnenminister Otto Schily:
VVN-BdA fordert Vorgehen gegen Neonazis und Gewalttäter, die sich mittels Schützenvereinen sowie im Polizeidienst und bei der Bundeswehr bewaffnen und auf Terrorakte vorbereiten
Quelle: VVN-BdA -
www.vvn-bda.de

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschistinnen
und Antifaschisten
- VVN-BdA -

 

Ulrich Sander
Bundessprecher der VVN-BdA
Postfach 321, 44383 Dortmund

An Herrn
Otto Schily
Bundesinnenminister
Berlin

VVN-BdA fordert Vorgehen gegen Neonazis und Gewalttäter, die sich mittels Schützenvereinen sowie im Polizeidienst und bei der Bundeswehr bewaffnen und auf Terrorakte vorbereiten

Sehr geehrter Herr Minister Schily,

Alle Welt ist „nach Erfurt" erschreckt, wie leicht ein gewaltbereiter Mensch hierzulande in den Besitz von Waffen gelangen und den Schusswaffengebrauch erlernen kann. Unter der Überschrift „Der Killer hat alles im Detail geplant" berichtet die „Bild"-Zeitung am 30. April 02, der 16fache Mörder und Selbstmörder vom Gutenberg-Gymnasium in Erfurt sei nach folgenden Anhaltspunkten vorgegangen: „1. Beschaffung der Waffen (Pistole, Pumpgun): Um problemlos an sie ranzukommen, wurde Steinhäuser Mitglied im Schützenverein `Domblick`." Und, wie wir jetzt wissen, war er auch Mitglied des Polizeisportvereins; Polizisten halfen bei den Schießübungen des Attentäters.

Es ist daran zu erinnern, dass sich auch die Bewaffnung und militärische Ausbildung der Neonazis nach diesem Muster vollzieht.

1. Bereits im Mai 1994 hat die VVN-BdA ein neonazistisches Strategiepapier der Zeitschrift „Europa vorn" Nr. 35/92 veröffentlicht, in dem der Kölner Neonazi Manfred Rouhs an die „rechten Aktivisten" den Aufruf richtet: „Zum Selbstschutz angemessen, legal bewaffnen". Verbunden wurden darin kaum verhüllte Gewaltaufrufe mit Tipps, wie der Nazi heutzutage an einen Waffenschein und an Waffen kommt, und zwar „als Mitglied einer Schützenbruderschaft oder eines Schützenvereins .... mit der richtigen politischen Einstellung (die dort übrigens zahlreich sind)". Erfolgversprechend sei auch, „wenn der eine oder andere Kamerad selbst in die Sicherheits-Branche einsteigt."

2. Es ist an einen weiteren Aufruf zur Bewaffnung und Gewaltvorbereitung zu erinnern: Seit Jahren kursiert in der Neonaziszene der Aufruf an „Junge Kameraden und Kameradinnen, die vor der Berufswahl stehen, unbelastet, intelligent und sportlich sind," sich getarnt zu „einer Ausbildung bei Bundeswehr und Polizei" zu melden, „mit dem Ziel, sich in besonders qualifizierten Spezialeinheiten (!) das nötige Wissen und Können anzueignen." Der Initiator des Aufrufs ist Steffen Hupka, ehemalige Mitarbeiter des verstorbenen Naziführers und Leutnants a.D. Michael Kühnen. Er gehörte zur rechtesten Ecke in der NPD und tritt jetzt verstärkt gemeinsam mit dem AntiAntifa-Initiatoren Christian Worch in Erscheinung. Hupka: „Widerstand, der auf die Beseitigung eines volksfeindlichen Systems zielt, muß professionell geplant sein." (So heißt es in dem Papier "Umbruch" aus dem Jahr 1995, herausgegeben Hupka).

3. Terroristen – und dazu muß ja wohl der Attentäter von Erfurt gezählt werden; wenn das Wort Terror einen Sinn haben soll – Terroristen also, haben mit Hilfe militärischer, polizeilicher und paramilitärischer und scheinbar „sportlicher" Strukturen hierzulande eine bedrohliche Infrastruktur zur Verfügung. Im Schießsport hat sich eine Praxis der „Wehrsportgruppen" etabliert. Dies wird allerdings ebenso in der gegenwärtigen Diskussion ausgeblendet, wie die „Enttabuisierung des Militärischen", von der unser Bundeskanzler neuerdings redet.

4. Dazu noch ein Beispiel (siehe Frankfurter Rundschau vom 27. April 02,Samstag): Am Vorabend des
Massakers von Erfurt versuchte die PDS im Bundestag vergeblich, den Beschluß zum „Verteidigungsfall", der dem „Krieg gegen den Terror" zu Grunde liegt, zu überwinden. Es gelang der PDS nicht einmal, diesen verhängnisvollen Beschluß zu thematisieren, geschweige denn rückgängig zu machen, obwohl dies unbedingt notwendig wäre, um Kriege – innere wie im äußere – endlich wieder abzuschaffen. Innerhalb von sieben Minuten war die Tagesordnung zu diesem Punkt abgeschlossen, weil sich Regierung wie sämtlich übrigen Parteien weigerten, über die Beendigung des Krieges auch nur zu diskutieren. Das ist die erschreckende Wirklichkeit. Handeln wir, bevor es ganz zu spät ist.

Es dürfen, so meinen wir, gewalttätige Strukturen und Ideologien nicht einfach unberücksichtigt bleiben, wenn Gewaltlosigkeit an Schulen und im Land herrschen soll und wir unsere Kinder und Jugendlichen vor Gewalt bewahren wollen. Wir dürfen die ständige Kriegsbereitschaft und die dauernden Militäreinsätze, die unsere offizielle Regierungspolitik auszeichnen, nicht weiterhin bei der Suche nach den Gründen für das Verbrechen von Erfurt vernachlässigen. Denn dies wäre fahrlässig. Die Politik muss wieder gewaltlos werden, dann kann es auch die Gesellschaft sein.


Wir bitten Sie unseren Hinweisen nachzugehen und uns zu unterrichten.

Mit freundlichen Grüssen
Ulrich Sander, Bundessprecher der VVN-BdA