Schwarze Katze Rundbrief 24.07.06

Revolutionäre haben die Verpflichtung, anderen zu helfen, ebenfalls Revolutionäre zu werden, aber nicht die Verpflichtung, Revolution zu "machen". Und solche Aktivität ist nur möglich, wenn der Revolutionär zuerst bei sich selbst mit der Veränderung anfängt.
Murray Bookchin, amerikanischer Ökoanarchist

1.) Friedensfest in Iserlohn
2.) Was tun, wenn die Arbeit ausgeht?
3.) Braun am Boden
4.) Antisemitismus in Hagen
5.) Ökologisch Anarchistisches Forum

1.) Friedensfest in Iserlohn
umsonst und draussen

Vom 16.-18.08.06 findet in Iserlohn das 16. Friedensfest statt. Musik, Redebeiträge, Infostände, gemeinsames Essen und Trinken werden an der Bauernkirche wieder alternative Menschen zusammenführen. Der Erlös ist für Flüchtlinge bestimmt. Die antirassistische Gruppe Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V. stellt sich mit einer Rede vor. Das Eine Welt Netz NRW informiert über Arbeitsbedingungen bei Bayer Indien. Diesjähriges Motto: Grenzen überwinden - Gerechtigkeit globalisieren. Mehr...

2.) Was tun, wenn die Arbeit ausgeht?
Schwarze Katze, Friedensfestzeitung 06

Schwarze Katze FotoNach der Schule erwartet jede anständige Bürgerin das Arbeitsleben, auf welches wir all die Jahre eingestimmt wurden. Nun gibt es aber ein unwesentliches Problem: Es geht uns die Arbeit aus. Oh mein Gott, schreien die Bürgerinnen, denen ein Leben ohne Maloche die Hölle ist. Wir leben in einer Gesellschaft, in der es durch Technik und Rationalisierungen immer weniger Arbeit gibt und die Kämpfe um die wenigen Arbeitsplätze immer verbitterter ablaufen. Es gibt immer mehr Menschen ohne Erwerb, mit Tendenz nach oben. Und gleichzeitig wächst der gesellschaftliche Reichtum stetig, nur konzentriert dieser sich in den Händen von Wenigen. Möglicherweise werden mehr Menschen ohne Arbeit sein als mit. Aber die Menschen, die dann noch schuften "dürfen", sind wahrlich nicht zu beneiden. Schon jetzt müssen sie für zwei malochen und sind kaum in der Lage ihre Aufgaben zu bewältigen. Das zeigt sich beispielsweise mit fatalen Folgen im Gesundheitswesen, in der Pflege oder bei der Bahn.

Weniger Schufterei?
Aber anstatt sich darüber zu freuen, dass es für uns weniger Schufterei gibt und sich die Frage zu stellen, ob das biblische Prinzip "Nur wer arbeitet, soll auch essen" nicht überholt ist, schreit mensch zusammen mit Parteien, Unternehmern und DGB im Chor nach neuer Arbeit. "Ja, wir stehen auf Ausbeutung und wollen weiter für euren Reichtum knechten!" Der Staat soll neue Arbeitsplätze schaffen, koste es was es wolle - ohne zu sehen, dass damit Naturzerstörung und Reichtumsgefälle weiter vorangetrieben wird. Oder mensch greift die Technik an, welche uns die Arbeit "wegnimmt". Ist das nicht bescheuert? Ist "abnehmen" nicht das bessere Wort? Weniger Arbeit ist doch was Schönes - oder nicht? Weniger Arbeit bedeutet mehr Leben, mehr Zeit zum Faulenzen, Träumen und zum Lieben. In einer anarchistischen Gesellschaft mit vergesellschafteten Produktionsmitteln und ohne Geld würde Rationalisierung nicht Arbeitslosigkeit in Armut, sondern mehr Handlungsmöglichkeiten und Freizeit bedeuten. Deutlich zeichnet sich schon jetzt ab, dass die Entwicklung in eine andere Richtung geht: Schutz des Reichtums Weniger durch Kontrolle, Überwachung, Brot und Spiele und Verarmung immer breiterer Kreise. Anstatt die kapitalistische Gesellschaft in Frage zu stellen, werden Arbeitslose, Fremde und angeblich überzogenes Anspruchsdenken für Arbeitslosigkeit verantwortlich gemacht. Sieht das nicht nach Ablenkung aus?

Alles für alle und zwar umsonst!
Wenn all den Menschen, die in Zukunft von der Maloche zwangsweise befreit sind, angemessen versorgt werden, müsste Konzernen und Multis ein beträchtliches Stück ihres Kuchens abgeschnitten werden. Erwerbslose haben genau wie Arbeitende Anspruch auf Kultur, Mobilität, Kommunikation und vernünftige Ernährung. Es kann nicht angehen, dass nur diejenigen, die gegen Lohn arbeiten oder über Kapital verfügen ihre Bedürfnisse stillen können und die anderen ihr Leben am Existenzminimum fristen müssen. Alles für alle und zwar umsonst!

Angst vor der Zukunft
Die Angst vieler Jugendlicher, die eine Zukunft auf sich zukommen sehen, in der sie nur noch "Wohlstandsmüll" sind, ist die Folge einer blinden Politik, welche nicht einsehen will, dass uns die Arbeit allmählich ausgeht. Wir können uns sehr wohl ein Leben ohne knechtende Lohnarbeit vorstellen. Wir brauchen keine neuen Arbeitsplätze sondern eine andere Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums. Auf lange Sicht kann das nur bedeuten, diese Gesellschaft grundlegend umzuwälzen und zwar weg von der Arbeitsmaschine, die uns und die Natur kaputtmacht. Für eine freie Zukunft, welche den Menschen gehört - und nicht der Wirtschaft und den an ihren Marionetten hängenden Politikern.

Schwarze Katze - https://schwarze.katze.dk

3.) Braun am Boden
Schwarze Katze AG Antifa, Juli 06

Foto: Schwarze KatzeAdolf und Timo haltens Maul
Am Dienstag, den 03.01.06 bekam Timo Pradel in seinem Wohnhaus in Iserlohn-Letmathe unerwarteten Besuch. Die beiden unwillkommenen Gäste stellten sich als Herr Pesch und als Herr Blank vor. Herr Pesch (graues Haar, mittelgroß, zwischen 50 und 60 Jahre alt) und Herr Blank (dunkler Haarkranz, mittelgroß, Halbglatze, zwischen 40 und 50 Jahre alt) versuchten den NPD-Kreistagsabgeordneten und das NPD-Landesvorstandsmitglied für den Verfassungsschutz anzuquatschen. Der umtriebige Iserlohner Nationalist, der im Internet das Pseudonym tipra88 verwendet, berichtete zeitnah über den Vorfall: Er stellte gegenüber den Verfassungsschützern klar, dass er keinerlei Kontakt zu dieser staatlichen "Spitzelbehörde" wünsche. Andere Nationaldemokraten wie der ehemalige stellvertretende NPD NRW Landesvorsitzender Wolfgang Frenz waren da schon redseliger, wie wir an der NPD-Verfassungsschutz-Connection sehen konnten. Die NPD ist hochgradig mit Spitzeln verschiedener Geheimdienste verseucht.

Erfolglose NPD-Bürgermeisterkandidatur

Stephan Haase, der frühere Betreiber vom Donner Versand, kandidierte für den Bürgermeisterposten in Schalksmühle. Haase ist in Antifa-Kreisen kein Unbekannter: 1996 wegen Volksverhetzung und Verbreitung von Kennzeichen einer verfassungsfeindlichen Organisation vorbestraft, stieg er zum NPD NRW Landesvorsitzenden auf und ist seit Oktober 2004 im NPD-Bundesvorstand für das Referat "Besondere Aufgaben" zuständig. Der Lüdenscheider erhielt am 12.02.06 in der knapp 12.000 Einwohner kleinen Sauerländer Gemeinde 2,7 Prozent. Bei einer Wahlbeteiligung von 42,1 % konnte der gemeinsame unabhängige Kandidat der vier Ratsfraktionen CDU, SPD, FDP und Freie Wähler Jörg Schönenberg 97,1 % der abgegebenen Stimmen einheimsen. Der früher in der Nationalistischen Front aktive Haase hat nicht damit gerechnet zum Bürgermeister gewählt zu werden. Die Kandidatur diente der kommunalpolitischen Verankerung in Vorbereitung auf die nächsten Kommunalwahlen 2009 im Märkischen Kreis.

Tote Hose bei NPD MK
Der Versuch der NPD MK die rechten Gabbers aus Menden und Lüdenscheid für die Parteiarbeit zu instrumentalisieren ist fehlgeschlagen. Alkohol, andere Drogen und Prügeleien sind in Mendener und Lüdenscheider Gabber-Kreisen angesagter als sich einem Führer unterzuordnen und plumpe NPD-Propaganda nachzuplappern. Der Verlust des von der NPD genutzten Schulungszentrums in Altena hat die lokale rechte Szene bis heute nicht verkraften können. Dadurch, dass führende märkische NPD-Kader wie Timo Pradel und Stephan Haase im NPD NRW Landesvorstand zeitlich stark eingespannt sind, ist die lokale Parteiarbeit auch nicht gerade einfacher geworden. Bei den Hemeraner Herbsttagen 2005 machten die meisten HemeranerInnen einen grossen Bogen um den NPD-Propagandastand und liessen ihn rechts liegen.

Ein Schatten der früheren Stärke
Nicht nur bei der NPD sieht es trübe aus: Die Republikaner sind nur noch ein Schatten ihrer früheren Stärke. Seit dem Bruch mit ihrem früheren Kreisvorsitzenden Reinhardt Wnendt aus Plettenberg und den damit verbundenen parteiinternen Querelen läuft im MK kaum noch was. Vom Republikaner Kreistagsabgeordneten ist auch nicht viel zu hören. Die geplante Zusammenarbeit zwischen NPD und Reps bei den Lüdenscheider Kommunalwahlen war bei der Abgrenzungstruppe nicht gern gesehen: In einer Zeitungsanzeige rief der NRW-REP-Landesvorstand dazu auf, die Republikaner in Lüdenscheid nicht zu wählen. Unter dem am 27. November 2005 in der "Hauptstadt der Bewegung" München verstorbenen ehemaligen Waffen-SS Mann Franz Schönhuber errang die am rechten Rand angesiedelte Partei im Gegensatz zu heute Landtags- und Europamandate. Ab 1994, der Absetzung des charismatischen Rechtspopulisten Schönhuber durch die eigene Partei, ging bei den Republikanern alles den Bach runter. Die Republikaner traten dem Deutschlandpakt zwischen NPD und DVU nicht bei und dümpeln seit Jahren in Bedeutungslosigkeit vor sich hin.

Braun am Boden
Auch die Neonazis sind am Boden. Nur noch durch antisemitische Schandtaten wie in Hemer und Hagen machen die Ewiggestrigen von sich reden. Der Nationale Widerstand Hagen-Lüdenscheid ist Geschichte. Früher marschierten Nazis regelmässig in Hagen und Lüdenscheid auf. Heute nicht mehr. Vielleicht bekrabbeln sich Sauerländer und Hagener Nazis mal wieder. Momentan ist allerdings tote Hose angesagt. Bundesweit sieht es für die Rechten auch nicht gut aus. Die Datenantifa hackte diverse Neonazidiskussionsforen und veröffentlichte private mails, die über unsichere PHP-Skripte liefen. Dadurch sind viele bisher interne Informationen bekannt geworden. Die holocaustleugnenden Revisionisten sind in der Defensive nachdem einige ihrer Vertreter hinter schwedischen Gardinen sitzen. Dadurch, dass in der rechten Szene momentan wenig läuft, können Antifas sich verstärkt anderen Themen widmen: Anti-Atom, Herrschaftskritik, Globalisierung und der Sozialen Frage.

4.) Antisemitismus in Hagen
Schwarze Katze, Mai 06

Foto: Schwarze Katze, 05.05.06, Synagoge HagenIm November 2003 beschmierten Antisemiten die Hagener Synagoge. Auch 2006, über 60 Jahre nach dem Ende des NS-Terrorregimes, liessen sich Judenfeinde wieder was neues einfallen. In Hagen geschah in der Nacht vom 19. auf den 20. April pünktlich zum Führergeburtstag wieder ein antisemitisches Schurkenstück. Das in Form eines Davidsterns aus Edelstahl und Acrylglas bestehende Mahnmal wurde direkt vor der Synagoge durch einen stumpfen Schlag beschädigt. Die Stadt Hagen stiftete das Mahnmal zur Erinnerung an die durch Nazis zerstörte Synagoge.

Künftig wird es Judenfeinden nicht mehr so leicht fallen etwas an der Hagener Synagoge zu beschädigen. Sicherheitskameras mit Infrarotscheinwerfer, verstärkte Polizeipräsenz und aufmerksame Anwohner ergeben ein grosses Risiko erwischt zu werden und sich vor dem Kadi zu verantworten. Eigentlich wäre es statt Polizeipräsenz und Überwachungskameras besser, wenn aufmerksame Anwohner den Übeltätern direkt die Antwort geben, die sie verdienen...

Am 05.05.06 fand eine mit 40 Antirassisten besuchte antifaschistische Kundgebung vor der Synagoge statt, an der sich auch die Schwarze Katze beteiligte.

Enttäuschend, dass ausser einem Rathsherren der Linkspartei kein anderer Stadtrat es für nötig befand dort aufzutauchen. Ein Transparent mit der Aufschrift "Solidarität mit der jüdischen Gemeinde - Gegen jeden Antisemitismus" wurde gezeigt. Die vor der Synagoge gehaltene Rede wurde von einer Jüdin für die anwesenden russischstämmigen Juden ins Russische übersetzt:

Liebe Mitglieder der jüdischen Gemeinde,

wir von der Antifa Hagen und von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und alle, die uns hier jetzt unterstützen, wollen Ihnen unsere Solidarität zeigen - und wir begrüßen die Wiederherstellung des Mahnmals.
Wie Sie waren auch wir sehr erschrocken und empört über seine Demolierung am 20. April.
Wir überlegen: WAS wurde WANN zerstört?
Zerstört wurde an einem Erinnerungstag für Faschisten eine Erinnerungstafel mit der Aufschrift:

"Hier stand seit 1859 die Synagoge der Jüdischen Gemeinde Hagen. In der Nacht vom 9. November 1938 wurde sie von den Nationalsozialisten in Brand gesetzt und zerstört.- Zum Gedenken an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger, die in den Jahren von 1933 - 1945 gedemütigt, entrechtet, vertrieben und ermordet wurden."

Auf der Gegenseite steht:

"Ihr Alle, die ihr vorübergeht, kommt und seht, ob ein Schmerz sei wie mein Schmerz, den man mir angetan."

Warum wird so ein Kunstwerk, vom Künstler und Mitbürger Arwed Fritsch gestaltet, zerschlagen?
Wir brauchen doch gerade solche Erinnerungen und Mahnungen dringend! Die größten Verbrechen gegen die Menschheit dürfen NIE vergessen werden! Wer macht so etwas?
Aus dem braunen Sumpf der Naziideologie kriechen immer noch Unmenschen. Sie schreiben die Geschichte neu, sie leugnen sie, sie verharmlosen die größten Verbrechen gegen die Menschheit.

Diese Unbelehrbaren, die erneut Angst und Schrecken verbreiten und selbst vor Morden nicht halt machen.
Über 200 Morde haben Neonazis allein in den letzten fünfzehn Jahren nur in der Bundesrepublik Deutschland begangen.
Und noch vor wenigen Wochen verletzten Neonazis einen jungen Menschen von uns schwer.
Alle Antifaschistinnen und Antifaschisten registrieren sehr aufmerksam und besorgt alle Entwicklungen und werden immer, liebe Freundinnen und Freunde, auf ihrer Seite stehen.
Der braune Sumpf muss ausgetrocknet werden.

Wir ehren seine unzähligen Opfer dadurch, dass wir uns den neuen Nazis in den Weg stellen.

Nie wieder Faschismus!
Nie wieder Rassismus und Antisemitismus!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Schabat Schalom!







Fotos der Kundgebung gegen Antisemitismus am 05.05.06 in Hagen.

5.) Rede auf der Gründungsveranstaltung am 10.06.06 in Düsseldorf
Ökologisch Anarchistisches Forum

Liebe FreundInnen, liebe GenossInnen,

Unter dem Leitsatz: "Frieden mit der Natur - Nicht Staat, nicht Kapital!", wurde für das Treffen heute in Düsseldorf eingeladen. Das geschah auf unterschiedliche Weise: über die Düsseldorfer Stadtzeitung "terz", über die Internet-Seiten des virtuellen libertären Info-Ladens "Zapata" und über die der anarchistischen Gruppe "Schwarze Katze" im Sauerland. Es wurden 2 500 Flugblätter in verschiedenen Städten verteilt, in der "Graswurzelrevolution" erschien ein entsprechender Beitrag, der auf dieses Treffen hingewiesen hat.

Um was geht es? Um nichts anderes als um die Gründung eines Ökologisch-Anarchistischen Forums im FdA/IFA. Im Forum deutschsprachiger AnarchistInnen, welches Mitglied in der Internationalen der Anarchistischen Föderationen (IAF-IFA) ist und hier im deutschsprachigen Raum die anarchistische Föderation aufbaut. Eine politische Formation, die im Wachsen begriffen ist und die für das Ziel einer "herrschaftsfreien Gesellschaft ohne Grenzen, Klassen und Staaten auf der Grundlage der freien Vereinbarung, der gegenseitigen Hilfe und des anarchistischen Föderalismus" eintritt, wie es in der Prinzipienerklärung des FdA heißt. Dabei werden keine Vorschriften gemacht, wie der Zustand einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung erreicht werden soll. "Gleichberechtigt vertreten sind alle anarchistischen Richtungen", egal ob mutualistisch, anarcho-kommunistisch, tolstojanisch, anarchosyndikalistisch, anarcho-kollektivistisch, individualanarchistisch, anarcho-feministisch oder eben öko-anarchistisch. Ist der Weg mit den Grundsätzen des FdA vereinbar - ausgeschlossen sind dabei "anarcho-kapitalistische", Gesellianische und national-"anarchistische", also faschistische Positionen und Richtungen - so sind die genannten Vorgaben nachrangig.

Aber, und das ist eben auch eine Tatsache, ökologisch-libertäre oder ökologisch-orientierte sozialanarchistische Positionen und Richtungen sind gegenwärtig im FdA, auch nach meiner Wahrnehmung, unterrepräsentiert. Und nicht nur dort! Ja, sie sind kaum organisiert. Gründe genug, dies zu ändern. Und darüber hinaus gibt es auch noch andere. Ob wir nun den in diesem Land stattfindenden radikalen Sozialabbruch nehmen oder die von oben betriebene Renaissance der Atomenergie durch Atomkapital und Staat, die Gefährdung und Verwertung von Mensch und Natur, die Ausbeutung von Mensch und Tier, militärische Aufrüstung und Kriegführung des Staates in anderen Ländern, die Aufrüstung von Polizeiorganisationen und Geheimdiensten im Inneren dieses Landes und so weiter. Oder ob es um die Entrechtung des Individuums oder der unteren gesellschaftlichen Klassen geht - es gibt viele Gründe die organisierte anarchistische Bewegung im deutschsprachigen Raum zu stärken. Es geht auch darum, eine ökologisch-libertäre Opposition wider das herrschende System, gegen Staat und Kapital, zu schaffen und gleichzeitig die anarchistische Föderation aufzubauen - gemeinsam mit anderen Strömungen im FdA, für das große Ziel der Freiheit einzutreten. Aktiv und theoretisierend für das gemeinsame Ziel zu kämpfen: Für die Rettung der Erde, gegen Naturzerstörung, für eine Welt ohne (Atom-)Waffen und gegen Kriege - für eine Gesellschaft ohne Oben und Unten und gegen soziale Entrechtung des Menschen. Gegen seine Ausbeutung und die der Natur. Für individuelle Freiheit und soziale Gleichheit, für die Abschaffung des Staates, denn die Menschen können ihre Angelegenheiten auch ohne die Institution Staat untereinander frei regeln.

Dabei geht es aber auch darum, sich von den ganzen linken Blitzableitern zu unterscheiden, die über die Ungerechtigkeiten, die dieses kapitalistische System produziert, nur jammern, die aber nicht bereit sind, auch den Staat in Frage zu stellen und in typisch deutscher Nibelungentreue letztlich dem System zu Kreuze zu kriechen. Denn das ist das Verhalten dieser linken Untertanen. Fundamentaler und revolutionärer Widerstand ist nicht ihre Sache uns so spielen sie die demokratischen Narren, deren Rolle es eben ist, jeden Protest und Widerstand zu kanalisieren und verpuffen zu lassen. Und so bleibt dann halt alles beim Alten und die Herrschenden können beruhigt schlafen gehen. Die heimlichen und offenen Freunde von Staat und Kapital finden wir überall. Es sind nicht nur die Konservativen, Liberalen und Sozialdemokraten. Es sind nicht nur die Faschisten, Stalinisten und Trotzkisten. Nicht zu vergessen, die Katastrophe der angeblichen "Gewerkschaften", die, nicht nur in diesem Land, eine verhängnisvolle Rolle gespielt haben und auch jetzt noch spielen. Sie haben schon immer eine untertänige und vaterländische sozialdemokratische Rolle gespielt, als Teil des kapitalistischen Systems. Immer der kapitalistischen Wachsstumsideologie verpflichtet und immer bestrebt, jegliche Alternativen zu bekämpfen. Von jeher hat der Sklave den Herren nachgeäfft.

Aber es gilt auch das: Was lehrt die Geschichte?
Uns vor Augen zu führen, dass es in der Geschichte der Entwicklung der Menschheit, die immer durch einen Kampf zwischen Herrschern und Beherrschten gekennzeichnet war, durch mehr oder weniger erfolgreiche Freiheitskämpfe und Revolutionen, es da und dort auch Siege gab - mal mehr, mal weniger - immer auch bald Schluss mit den neuen Freiheiten war, sobald vermeintliche oder tatsächliche linke Parteien die Oberhand in solchen Auseinandersetzungen bekommen haben. Dann begann das Spiel vom Herr- und Knechtsein sehr schnell von neuem. Man erinnere sich hierbei nur an die russische Revolution, die schlussendlich in der stalinistischen Terrorherrschaft endete. Oder man bedenke die Rolle, die die Staatskommunisten in der spanischen Revolution gespielt haben. Zwei solcher Beispiele, die erwähnt werden sollen, um zu zeigen, was geschehen kann, wenn eine Revolution durch falsche Fünfziger und von anderen trojanischen Pferden besetzt wird. Es ist sehr wohl ausschlaggebend, welchen Charakter revolutionäre Bewegungen und Organisationen haben. Es ist sehr wohl wichtig, welche Ideen den gesellschaftlichen Befreiungsversuchen zu Grunde liegen.

Aber weiter. Nehmen wir die Grünen. Nichts ist von ihnen geblieben. Einst waren sie rebellisch und wollten eine andere Gesellschaft. Was einst als links und widerständig begann, ist längst verschwunden. Heute sind sie eine antisoziale und naturzerstörerische Atom- und Kriegspartei, die auch innerparteilich gleichgeschaltet wurde. Das ist der Preis, den die zu zahlen haben, die sich auf den Staat einlassen. Die fast magische Integrationskraft des Staates ist viel zu groß und zu gründlich, als dass ihm jemand widerstehen könnte. In diesem Zusammenhang wurden alle oppositionellen antikapitalistischen Kräfte bekämpft und hinausgedrängt. So z.B. auch die "Landes-AG Basisdemokratie/Anarchie bei den GRÜNEN NRW" in den 80er Jahren. Eine öko-anarchistische Gruppe wie diese wurde letzten Endes nicht akzeptiert, da sie den, in dieser Partei maßgebenden marxistischen Kreisen, die immer gegen die anarchistische Philosophie Front gemacht haben, ein Dorn im Auge waren und immer schon, das liegt in der marxistischen Ideologie begründet, auf der Seite des Staates standen. Das ist eben etwas, was in hierarchischen Gebilden, wie es Parteien nun mal sind, immer wieder der Fall war und sein wird, da Parteien vorgegebene etablierte politische Organisationsmodelle des herrschenden Systems sind.

Alternativen zu diesen bürgerlichen Organisationsmodellen, wie die graswurzlerische "Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen" oder die anarchosyndikalistische FAU waren immer auch, aufgrund ihrer geringen Mitgliederstärke, in der BRD zu unbekannt, um im Bewusstsein der Bevölkerung eine nennenswerte Rolle zu spielen. Leider! Und dennoch gab es immer wieder Versuche, auch diese Organisationen zu unterwandern und umzufunktionieren. Von Seiten marxistischer Kräfte. Das ist aber bis heute nicht gelungen, auch wenn die Graswurzelföderation nicht mehr existiert. Es ist notwendig, dieses zu erwähnen, nicht etwa um die Geschichte libertärer Bewegungen in diesem Lande darzustellen, sondern um die Gefahren, deren sie ausgesetzt waren und sind aufzuzeigen und klar zu sagen, wer "am Werk" ist, um uns "unschädlich" zu halten. Auch gab es Versuche aus rechter Richtung in das FdA einzusickern und ihr rechtes Gift zu versprühen. Mensch denke da an das Aufnahmebegehr von Gesellianern in das FdA vor noch gar nicht so langer Zeit. Das gleiche Problem könnte auch auf eine öko-anarchistische Gruppierung zukommen, wenn diese eine Zeitlang besteht und größer werden sollte. Umso mehr ist Wachsamkeit notwendig.

Ein Ökologisch-Anarchistisches Forum im FdA/IFA soll ein Angebot an Menschen mit ökologisch-orientierten sozialanarchistischen, weiter anarchafeministischen und ökologisch-anarchistischen bzw. ökologisch-libertären Ausrichtung. Es sollte sich nach seiner Gründung einer klaren weltanschaulichen Grundlage verpflichtet fühlen, so dass ein klares Profil erkennbar ist. Denn was ist es, was wir brauchen? Bedingungslose Freiheitsliebe, Ablehnung jeglicher Art von Obrigkeit und Staat, Ablehnung der bürgerlichen Ordnung mit ihren, das Individuum eingrenzenden Gesetzen. Ablehnung jeglicher naturvernichtender Philosophie, der bürgerlich-kapitalistischen Wachstumsideologie und Produktionsweise.

Und: Statt des Staates die freie Föderierung. Die Abschaffung der gesellschaftlichen Klassen und Rangstufen, der Privilegien und Unterschiede aller Art, der absoluten Gleichheit aller sozialen Natur. Schließlich die Beseitigung des Patriarchats. Um es mit Michael Bakunin zu halten, für den klar war, "dass Sozialismus ohne Freiheit Sklaverei und Brutalität bedeutet". Eine Aussage, die fast prophetisch z.B. auch in Russland in Erfüllung gehen sollte.

Des Weiteren sollte ein ÖAF im FdA/IFA immer deutlich ein System namens Kapitalismus auch ablehnen, welches in all seinen Erscheinungsformen und in allerhöchstem Maße anti-ökologisch ist. Genau dieser Kapitalismus ist es, der die Erde zerstört und nicht etwa eine "abstrakte" Menschheit, die angeblich die Erde übervölkert.

Denn "die ökologischen Probleme haben ihre Wurzel in der Gesellschaft und in den sozialen Problemen", wie es Murray Bookchin genannt hat. Es ist längst fällig, auch angesichts der ökologischen Deformierung dieser Welt, sich gegen das destruktive System des Kapitalismus zu richten, gegen seine Naturzerstörung, seine Kriege und der diesen Dingen zu Grunde liegenden Herrschaft des Menschen über den Mensch und die Natur. Überall!