Wir verstehen uns als herrschaftskritische Gruppe
Interview mit der Autonomen Tierbefreiungsaktion Hannover
Fotos und Interview: Schwarze Katze


Foto: Schwarze Katze, 7. Iserlohner TierrechtsfestSchwarze Katze: Ich spreche jetzt mit drei Menschen von der Autonomen Tierbefreiungsaktion Hannover. Hallo!

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Hallo.

Schwarze Katze: Gibt es denn eine spezielle Motivation warum du das überhaupt machst?

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Ich bin mit Vegetarismus/Veganismus politisiert worden und habe danach andere linke politische Arbeit wie Antifa und Anti-Castor gemacht. In letzter Zeit hat sich dann herauskristalisiert, dass ich mich der Tierbefreiungsarbeit zugewendet habe. Motivation dazu war, dass das Herrschaftsverhältnis zwischen Mensch und Tier zu wenig thematisiert wird und ich mich dem annehmen wollte um dass zu thematisieren.

Schwarze Katze: Du hast ja von Tierbefreiung geredet. Bedeutet das, dass du selbst Tiere befreist?

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Der Tierbefreiungsbegriff bedeutet, dass wir uns theoretisch damit beschäftigen. Wir wollen Tiere vom bestehenden Herrschaftsverhältnis befreien.

Schwarze Katze: Das Problem bei vielen Menschen die einpunktmässig aktiv sind ist, dass sie nicht über ihren Tellerrand hinaus blicken können. Siehst Du das auch so?

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Wir beschäftigen uns in erster Linie mit Tierbefreiung, gucken aber trotzdem über unseren Tellerrand hinaus, weil wir die Unterdrückung und das Herrschaftsverhältnis von Menschen über Tiere in Zusammenhang mit anderen Herrschaftsverhältnissen in unserer Gesellschaft sehen.

Symbol der Autonomen Tierbefreiungsaktion HannoverSchwarze Katze: Kritisiert ihr dabei auch das Herrschaftsverhältnis von Menschen über Menschen?

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Ja. Wir verstehen uns als herrschaftskritische Gruppe - auch wenn wir zu den Themen Tierrecht und Tierbefreiung arbeiten.

Schwarze Katze: Wenn ihr auch zum Thema Unterdrückung von Menschen durch Menschen arbeitet seid ihr keine klassische Einpunktgruppe?

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Unsere Theorie ist nicht auf einen Punkt bezogen, sondern thematisiert alle Herrschaftsverhältnisse. Also zwischen Mensch und Mensch oder zwischen Mensch und Tier oder Natur. Aber die Arbeit dreht sich um die Tierbefreiung.

Schwarze Katze: Innerhalb der Tierrechtsbewegung gibt es auch antiemanzipatorische Strömungen.

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Von denen distanzieren wir uns. Also zum Beispiel Holocaust-Vergleiche, wie sie von PETA gemacht werden oder unreflektierte Peter Singer Bezüge oder Universelles Leben.

Schwarze Katze: Die Autonome Tierrechtsbefreiungsaktion Hannover befindet sich momentan auf den Iserlohner Tierrechtsfest. Warum seid ihr von Hannover nach Iserlohn gefahren? Ist doch eine ziemlich weite Strecke. Warum habt ihr das auf euch genommen?

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Also einmal werden wir hier einen Vortrag halten. Es ist wichtig Aufklärungsarbeit zu leisten, so dass man Leute informiert. Dass es zum Beispiel auch wie hier veganes Essen gibt, dass man zusammensitzen kann, sich unterhalten, austauschen oder Interviews geben kann. Dass es Infostände gibt, dass es Leute gibt, die Vorträge halten. Eine Möglichkeit seinen Horizont zu erweitern, auch mal andere Ansichten mitzubekommen, Kontakte zu knüpfen, auch zu anderen Gruppen in anderen Städten.

Symbol der Autonomen Tierbefreiungsaktion HannoverSchwarze Katze: Was ist denn so auf den Infoständen drauf?

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Es gibt verschiedene Zeitungen, Flugblätter, eigene Sachen, die die Gruppen zusammengestellt haben, Buttons, Aufkleber. Man kann ein bischen rumstöberm, mal gucken, ob einem irgendwas gefällt. Interessant ist mal in Bücher reinzugucken.

Schwarze Katze: An euren Infoständen verkauft ihr auch schwarz-grüne Sterne. Wofür stehen diese?

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Das steht zum einen für Öko-Anarchismus - zum anderen für uns auch für Vegan-Anarchismus. Der schwarze Teil des Sterns bedeutet Anarchie, eine Ablehnung von Herrschaft, der grüne Teil soll zeigen, dass wir den Herrschaftsbegriff nicht nur auf Menschengruppen anwenden, sondern auch auf Natur und Tiere.

Schwarze Katze: Die Autonome Tierrechtsbefreiungsaktion Hannover ist auf dem 7. Iserlohner Tierrechtsfestival mit dem Workshop "Tierbefreiung und Gesellschaftskritik" vertreten.

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Tierbefreiung ist für uns ein Aspekt von Herrschaftskritik. Viele Tierrechtsgruppen sehen Tierrechte als isolierte Sache. Wir wollen mit unserem Vortrag zeigen, wo wir Gemeinsamkeiten zwischen Herrschaftsverhältnissen sehen und warum Tierbefreiung nur ein Teil der gesamtheitlichen gesellschaftlichen Analyse sein kann.

Schwarze Katze: Am Sonntag, den 19. Februar 2005 fand in Hannover eine Demonstration unter dem Motto "Den Pelzhandel bei Peek und Cloppenburg mit allen Mitteln beenden - Herrschaft auf allen Ebenen bekämpfen!" statt. Ihr habt diese Demonstration organisiert. Wie habt ihr das denn so empfunden?

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Wir haben diese Demonstration nicht alleine organisiert, sondern im Bündnis mit mehreren Tierrechts- bzw. Tierbefreiungsgruppen. Dieses Bündnis bestand ausschliesslich aus herrschaftskritischen Tierrechtsgruppen - deshalb haben wir auch dieses Motto gewählt. Also "Herrschaft auf allen Ebenen bekämpfen" weil wir uns in dieser Zeit nicht nur einfach auf Tierbefreiung zentrieren wollten, sondern wirklich die verschiedenen Herrschaftsverhältnisse, die ja auch zusammenhängen und sich gegenseitig bedingen, bekämpfen wollen. Unter dem Motto haben wir die Demo in Hannover gemacht. Wir waren selbst überrascht, dass dort relativ viele Leute waren: über 100 Leute. Wir haben das als Erfolg verbuchen können. Es war einen ziemlich geschlossene laute Demo. Damit waren wir zufrieden.

Demo am 01.10.05 in Köln gegen Pelzhandel. Foto: Schwarze KatzeSchwarze Katze: Und die Polizei?

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Die Polizei war nicht so zahlreich vertreten. Am Schluss gab es am Eingang ein paar Rangeleien mit der Polizei, weil wir darauf zugegangen sind. Aber ansonsten haben sie sich einigermassen zurückgehalten.

Schwarze Katze: Das ganze ging ja um Peek & Cloppenburg.

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Erstmal war die Kampagne, die gegen Peek & Cloppenburg läuft, vorrangig. Aber die Demo hat sich auch allgemein gegen Tierausbeutung gerichtet. Wir haben vor anderen Läden, die Tierausbeutung betreiben, Halt gemacht - einmal vor einem Jagdladen und auch vor anderen Pelzläden. wir haben auch eine Kundgebung gemacht, weil sich die Demo gegen jede Tierausbeutung richtete.

Schwarze Katze: Die Kampagne gegen P & C und vorher auch die Kampagne gegen Karstadt läuft ja deswegen, weil diese Firmen Pelz verkauften, bzw. verkaufen.

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Die Kampagne gegen P & C soll die Kampagne gegen Pelzverkauf bei C & A und Karstadt/Quelle fortsetzen. P & C ist ja eines der letzten grossen Kaufhäuser, das noch Pelz vertreibt. Die Kampagne, also dauerhafte Demonstrationen und Aktionen vor P & C sollen dazu führen, dass die gewonnene Öffentlichkeit Peek & Cloppenburg dazu bewegt aus dem Pelzgeschäft auszusteigen. Das ist deshalb wichtig, weil die Tiere, aus denen der Pelz verarbeitet wird, nicht nur ihr ganzes Leben in kleinsten Räumen in Gefangenschaft leben, sondern auch weil sie durch Gas, Stromschlag oder Genickbruch getötet werden.

Schwarze Katze: Die Autonome Tierrechtsbefreiung aus Hannover gibt das grün-schwarze Brett heraus, das monatliche Infoblatt für Hannover.

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Das Infoblatt befasst sich unter anderem mit unserer aktuellen Arbeit, zum Beispiel Demonstrationsauswertung. Zum anderen sind aber auch Texte von uns abgedruckt, die auch das Zusammenspiel von Herrschaftsmechanismen, also Herrschaft über Tiere, aber auch Herrschaft innerhalb der Gesellschaft zwischen Menschen darstellen. Ausserdem wollen wir neben der antispeziesistischen Arbeit, also der Arbeit gegen Tierausbeutung, auch noch Berichte zu anderen Themenbereichen wie beispielsweise Antifaschismus, Antirassismus oder Antisexismus ins grün-schwarze Brett reinbringen und haben gelegentlich Texte dazu drin.

Demo am 01.10.05 in Köln gegen Pelzhandel. Foto: Schwarze KatzeSchwarze Katze: Was hat die Zeitung für eine Auflage?

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Hundert Exemplare.

Schwarze Katze: Ihr habt ja seit kurzem auch eine Internetseite.

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Ja, das ist www.atah.de.vu und da stellen wir in erster Linie unsere Texte bereit. Ebenso Bilder und Berichte von Demonstrationen. Wir rufen dort auch zu aktuellen Demonstrationen auf.

Schwarze Katze: Diese Seite ist auch zu erreichen unter...

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover:... projekte.free.de/atah

Auf eurer Webseite steht nicht nur was über Tiere, sondern auch noch was über Jürgen Rieger. Das ist ein Rechtsanwalt, der den Heisenhof betreibt.

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Wir sehen uns nicht nur als Antispeziesisten, sondern auch als Antifaschisten. Da Jürgen Rieger nach Hetendorf in Dörverden den Heisenhof betreibt, der ein Sammelpunkt für Neonazis ist, stellen wir uns natürlich genauso dagegen, wenn Menschen ausgegrenzt werden, wie wir uns dagegen stellen, wenn Tiere ausgegrenzt werden.

Schwarze Katze: OK, das wars jetzt. Tschüss!

Autonome Tierbefreiungsaktion Hannover: Tschau.