Vegan for Profit. Wie der Veganismus entpolitisiert und kommerzialisiert wird – und was die Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung dazu beiträgt.
Weiterführender Workshop der Osterakademie 2018 „Die Zukunft der Bewegung“
Veganer Lifestyle boomt. Immer mehr Einkaufsketten und Großunternehmen bieten vegane Lebensmittel an und investieren in »grüne Wachstumsmärkte«. In diversen Blogs und Hochglanz-Magazinen wird Veganismus heiß diskutiert – gesund, sexy und nachhaltig konsumieren ist angesagt. Für die Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung könnte das Interesse an fairen und »grünen« Produkten eigentlich auch eine Chance auf mehr Reichweite und politische Strahlkraft sein, würde man meinen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Der entpolitisierte Lifestyle-Veganismus bedroht ihre politische Substanz, weil er die Argumente für veganen Lebensstil aufgreift und in marktkonforme Bahnen lenkt.
Die Fleischindustrie hat es damit auch leichter, ihre mörderische Geschäftspraxis mit immer mehr fleischlosen »Alternativen« zu kaschieren. Parallel gründen Berufsveganer wie Attila Hildmann oder Veganz-Gründer Jan Bredack ganze Karrieren und Unternehmen auf die Vermarktung des neoliberal entpolitisierten Veganismus. Breiter Widerstand dagegen bleibt jedoch aus: einige Akteure der Bewegung biedern sich sogar den Lebensmittelmultis an und bewerben engagiert deren vegane Produkte, während andere sich auf das Organisieren von zunehmend unpolitischen Konsum-Events wie Straßenfesten beschränken – statt die Forderung nach einem anderen gesellschaftlichen Umgang mit Tieren wirklich politisch vorzutragen. Im Workshop wollen wir zeigen, wie die Entpolitisierung des Veganismus funktioniert und vor welche Herausforderungen uns das stellt. Wir meinen: Will die Bewegung dem Trend etwas entgegensetzen, muss sie sich vom Fokus auf individuelles Konsumverhalten lösen und eine antikapitalistische Politik entwickeln.