Plakataktion klärt über Kirchenfinanzen auf

Konfessionsfreie schalten im Rahmen des
„Kirchenaustrittsjahres“ Großplakate, die den Blick der Berlinerinnen
und Berliner auf die kirchlichen Finanzen lenken sollen. Das Plakat wird
zum Papstbesuch die Berliner Straßen zieren und zeigt ein Bild des
Künstlers Jacques Tilly. Es ist zu sehen, wie ein Kleriker sich mit
Geldsäcken auf die Arche Noah gerettet hat, während hilfesuchende
Menschen in den Fluten untergehen.

„Das Bild ist provokant, trifft aber den Kern des Problems. Den Großteil
der eingenommenen Steuern verwenden die Kirchen für eigene Zwecke, in
erster Linie für Personalkosten. Für öffentliche soziale Zwecke geben
sie nur etwa zehn Prozent der Kirchensteuereinnahmen aus. Gleichzeitig
erhalten sie rund 19 Milliarden Euro jährlich an staatlichen
Zuschüssen“, erklärt Rainer Ponitka, Pressesprecher des Internationalen
Bundes der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA). „Angesichts leerer
öffentlicher Kassen fordern wir die Politik auf, diese Situation zu
beenden.“

Mit dem Kirchenaustrittsjahr wollen mehrere atheistische Organisationen
zeigen, dass Menschen, die aus der Kirche austreten, keineswegs
TrittbrettfahrerInnen im Sozialstaat sind. Die Plakataktion soll zudem
auf die milliardenschweren Zuwendungen aufmerksam machen, die die
Kirchen von der öffentlichen Hand erhalten. Detaillierte Information
dazu und weitere Argumente für einen Kirchenaustritt finden
Interessierte unter www.kirchenaustrittsjahr.de.
Zu den Unterstützern der Aktion gehören der Internationale Bund der
Konfessionslosen und Atheisten (IBKA), die Giordano Bruno Stiftung (gbs)
und der Bund für Geistesfreiheit (bfg) Bayern.

Motiv in druckfähiger Fassung für die Presse:
http://download.ibka.org/ibka/rponitka/Poster_Papst_Pressefoto_cmyk.jpg

Über den IBKA:
Im IBKA haben sich nichtreligiöse Menschen zusammengeschlossen, um die
allgemeinen Menschenrechte – insbesondere die Weltanschauungsfreiheit –
und die konsequente Trennung von Staat und Religion durchzusetzen. Wir
treten ein für individuelle Selbstbestimmung, wollen vernunftgeleitetes
Denken fördern und über die gesellschaftliche Rolle von Religion aufklären.

1000 Kreuze Marsch 2011

Bis zu 2000 Christ_innen versuchten ihren konservativen Quark unter die Bevölkerung zu bringen.

Am vergangenen Sonnabend (17.09.2011) trafen sich erneut erzkonservative evangelikale Lebensschützer, um mit Ihrem „Marsch für das Leben“, auch 1000 Kreuze-Marsch genannt, gegen jegliche Art von Schwangerschaftsabbruch zu demonstrieren. Die 1000 Kreuze beziehen sich dabei auf die angeblich 1000 Abtreibungen, die jeden Tag in Deutschland stattfinden. Eine Zahl die längst widerlegt ist. Aber der Glaube versetzt ja bekanntlich Berge und scheint auch vor Fakten nicht halt zu machen.

Die sog. Lebensschützer_innen trafen sich dieses Jahr nicht wie sonst am Alexanderplatz, sondern vor dem Bundeskanzleramt, um ihr Anliegen wohl direkt den Verantwortlichen vorzutragen. Die Berliner Polizei hatte hatte den Platz vor dem Bundeskanzleramt weiträumig mit sog. Hamburger Gittern abgesperrt und führte Einlasskontrollen an den verschiedenen Zugängen durch. Trotzdem gelang es einer Vielzahl von Aktivist_innen direkt auf den Kundgebungsplatz zu kommen.

Eine in der Nähe angemeldete Kundgebung des WTF-Bündnisses brachte es auf etwa 150 – 200 Teilnehmer_innen, während sich auf dem Kundgebungsplatz der christlichen Fundamentalist_innen, zwischenzeitlich 200-400 Protestierende aufhielten. Genaue Zahlen sind wegen der Unübersichtlichkeit aber schwer zu schätzen. Die Abtreibungsgegner_innen brachten es auf etwa 2000-2500 Teilnehmer_innen (abzüglich der Protestierenden, die sich unter den Zug gemischt hatten, und immer wieder mit Aktionen ihren Protest zum Ausdruck brachten).

Nach einem schier endlosen Redeschwall allerlei sich berufen fühlender „Expert_innen“ zum Thema Abtreibung, Gott, Kreuze oder auch die Rolle der Frau als Reproduktionsmaschine, wurden die Kreuze ausgegeben. (Ja, ja. Jeder nur ein Kreuz!) Dieses Jahr hatten die Jesu-Jünger eine eigene Glaubenspolizei vor Ort und musterte alle, die Kreuze haben wollten. Vielen wurden die Kreuze, ob nun zu Recht oder Unrecht, abgenommen. Darunter auch einigen Christ_innen, die sich missverstanden fühlten. Die Berliner Polizei half bei der Durchsetzung. Trotzdem konnte viele Aktivist_innen die selbsternannten Kreuzwächter_innen auf Kreuz legen und so schwenkten viele während des Umzuges die Kreuze verkehrt herum. Die Polizei schirmte den Aufzug ab und schritt ein, sobald jemand die Straße betrat.

An der Dorotheenstraße/ verlängerte Willhelmstraße versuchte die Polizei die Kreuzfanatiker_innen von den Protestierenden zu trennen. Ein kurzer Sprint über eine Parallelstraße von mehreren hundert Menschen sorgte dafür, dass die Lebenschützer_innen schon zwei Ecken weiter wieder mit Pfiffen eingedeckt werden konnten. Unter den Linden angekommen gab es teilweise brutale Festnahmen und die Cops reagierten generell sehr aggressiv. Die letzten Meter waren wieder mit Hamburger Gittern umstellt. Außerdem wurde der Lauti von den Cops nicht zu Kundgebung durchgelassen und kam erst verspätet an, so dass die Stimmung litt.

Alles in allem ein erfolgreicher Tag, der gute Laune gemacht hat. Leider wurde schon der Kreuze-Marsch für nächstes Jahr angekündigt.

Video:

http://www.youtube.com/watch?v=e0v_e52D9t0

Fotos:

http://www.flickr.com/photos/rassloff/sets/72157627565626243/

http://just.ekosystem.org/BLOG/?p=2464

http://www.flickr.com/photos/boeseraltermannberlin/sets/72157627571461423/

http://andreas-domma.de/?p=990

Quelle: http://de.indymedia.org/2011/09/316387.shtml