„Wir stoppen die Rodung des Hambacher Waldes!“
Aufruf von Aktion Unterholz
Aktion Unterholz wird während der Rodungssaison im Hambacher Wald kollektiven zivilen Ungehorsam leisten und als Teil einer breiten, vielfältigen Bewegung für den Erhaltung des Waldes und das Ende der Kohleverstromung kämpfen.
Der Klimawandel ist da: Jedes Jahr neue Temperaturrekorde, mehr und mehr extreme Wetterereignisse (z.B. Dürre, Starkregen, Überschwemmung und Hitzewellen). Die Zerstörung trifft die Menschen im globalen Süden am härtesten, aber auch hier in Europa werden die Folgen immer spürbarer. Weiterhin stellt die Politik wirtschaftliche Interessen über die dringend notwendige Verringerung von Treibhausgasemissionen, die zu großen Teilen von der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas herrühren. Aber nicht erst bei der Verbrennung, sondern schon bei der Förderung der fossilen Energieträger kommt es zu Zerstörung der Lebensgrundlage von Natur und Menschen. Ein krasses Beispiel ist das Rheinische Braunkohlerevier, das mit seinen drei Tagebauen und drei Kraftwerken die größte CO2-Quelle Europas ist. Hier werden Menschen umgesiedelt, fruchtbare landwirtschaftliche Flächen zerstört und mit dem Hambacher Wald, ein ursprüngliches, unersetzliches Stück Natur, Lebensraum vieler gefährdeter Tier- und Pflanzenarten, vernichtet.
Für den Staat wird es immer schwieriger, derartige schädliche Großprojekte zu rechtfertigen und gegen die Bevölkerung durchzusetzen. Um dem Widerstand in der Gesellschaft entgegenzutreten, arbeitet die schwarz-gelbe Landesregierung NRW an einer Verschärfung des Polizeigesetzes (PolG), die zum Sommerende in Kraft treten soll. Das Gesetz soll auch diejenigen hart treffen, die den Mut haben den Mund aufzumachen und sich einer Rodung des Hambacher Waldes in den Weg stellen. Es ist gegen uns Klimaaktivist*innen und Linke gerichtet, die die herrschenden Verhältnisse immer wieder anprangern. Aber wir lassen uns nicht den Mund verbieten!
Der Hambacher Wald ist in den letzten Jahren zu einem Symbol des Kampfes und der Hoffnung für eine alternative, lebenswerte und klimagerechte Welt geworden. Verschiedenste Akteur*innen von lokalen Bürger*inneninitiativen über Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Bündnisse des zivilen Ungehorsams bis hin zu Waldbesetzer*innen aus ganz Europa verteidigen den Wald gegen den Tagebaubetreiber RWE. Im Winter 2017/18 wurden die Rodungsarbeiten tatsächlich das erste Mal in der Geschichte des 40-jährigen Widerstandes verhindert. Jetzt wollen wir gemeinsam auch die Rodungssaison 2018/19, die im Oktober 2018 beginnen soll, verhindern und den letzten Rest des Waldes bewahren.
Wir wollen als neues Bündnis alle Akteur*innen einladen, den Wald während der Rodungssaison mit uns zu verteidigen. Unsere Forderungen sind:
– der Erhalt des Hambacher Waldes, keine weitere Rodung und keine Räumung der Besetzung.
– der sofortige Stopp der Kohleverstromung. Denn auch der Abbau und die Verbrennung von Importkohle hat verheerende Folgen für Menschen und Natur.
Bisher bringen weder Appelle und wissenschaftliche Erkenntnisse über den menschengemachten Klimawandel, noch die Anrufung von Gerichten die NRW Landes- und die Bundesregierung dazu, die nötigen Schritte in Richtung Klimaschutz zu tun. Auch von der Kohlekommission erwarten wir nichts. Deshalb sehen wir zivilen Ungehorsam als legitimes Mittel der politischen Intervention. Wir betrachten unsere Aktionen als Ergänzung zum Bündnis Ende Gelände, das eine massenhafte Aktion des zivilen Ungehorsams im Oktober angekündigt hat, und zu den Waldbesetzer*innen, die den Wald unter großem Einsatz seit Jahren beschützen. Sobald am Tag X die Rodungen oder Räumungen beginnen, werden wir den Wald mit kollektiven, kreativen Aktionen des zivilen Ungehorsams verteidigen und werden solange wiederkommen, bis der Erhalt des Waldes gesichert ist. Da der Erhalt des Waldes dem Tagebau Hambach Grenzen setzt und die Kohle aus diesem Tagebau eine zentrale Rolle für das Weiterführen des ganzen Reviers spielt, ist die Rettung des Hambacher Waldes zugleich ein wichtiger Schritt zur Schließung des gesamten Reviers. Wir sind mit unseren Aktionen Teil der breiten Protestbewegung für den Erhalt des Hambacher Waldes und den sofortigen Kohleausstieg in Deutschland und ganz Europa.
Ab Tag X werden wir im und um den Hambacher Wald mit einem klaren Aktionskonsens aktiv sein. Wir werden immer wiederkommen und dabei immer mehr werden. Wir werden uns gut auf die Aktionen vorbereiten und wollen weder uns noch andere in Gefahr bringen. Dazu zählen für uns auch Arbeiter*innen, Polizei und Securities. Wir rufen breit dazu auf, sich uns anzuschließen, egal, ob ihr zum ersten Mal an einer Aktion teilnehmen wollt oder eine erfahrene Bezugsgruppe seid. Wir wollen die Möglichkeiten bieten, sich in verschiedenen Städten vorzubereiten und gleichzeitig einen Anlaufpunkt im Revier schaffen, an dem wir uns immer wieder treffen können.
Wir werden da sein, entschlossen und stark! Hambi bleibt!