Das Krisenblog – Krisennotizen in Schwarz und Rot veröffentlicht in lockerer Folge Beiträge und Hinweise, von denen wir hoffen, dass sie dazu beitragen können, die aktuelle kapitalistische Krise zu verstehen, Widerstand zu dokumentieren und Alternativen aufzuzeigen.
Wenn nicht alles trügt, stecken wir mitten in einem epochalen Wandel. Für alle sichtbar, ist das kapitalistische System von Ausbeutung und Lohnarbeit ins Schleudern geraten und mit ihm das politische System, das es regulieren und absichern soll. Nicht nur bei den „Märkten“ schwindet vor diesem Hintergrund das Vertrauen in die künftige reibungslose und profitable Ausbeutung der Ware Arbeitskraft und damit auch das Vertrauen darin, dass z.B. die riesigen staatlichen Schuldendienste noch bedient werden können. Ein Crash oder eine Kettenreaktion scheint heute jederzeit möglich und niemand weiß mehr so genau, wo all die Finger herkommen sollen, um die ständig neuen Lecks in den Planken der Galeere zu stopfen.
Wir leben also in spannenden Zeiten. Was über lange Jahre festgefügt und ohne Alternative schien, ist ins Wanken geraten. Überall auf dem Planeten werden Menschen unruhig und fangen an zu rebellieren. Denn überall läuft das gleiche brutale Muster. Jemand muss für die verlorenen Billionen blechen. Von Madrid über Athen, von Kairo nach Wisconsin sollen in erster Linie wir ArbeiterInnen und die anderen, die sowieso wenig haben, die Zeche zahlen. Durch die Senkung von Lebensmittelsubventionen, durch den Angriff auf die Löhne, durch die Erhöhung und Flexibilisierung von Arbeitszeiten, durch Streichung von Sozialausgaben, versuchen sich überall Regierungen und Bosse auf unsere Kosten schadlos zu halten. An manchen Stellen gelingt ihnen das, an anderen provozieren sie Unruhe(n).
Mit der Krise kehren aber auch alte Gespenster zurück: Verlustängste erzeugen Aufgeschlossenheit gegenüber autoritären oder nationalistischen „Lösungen“. Ökonomisches Unverständnis führt zur Illusion, es gäbe eine Trennung zwischen (böser) Finanz- und (guter) „Realwirtschaft“. Jahrzehntelange gewerkschaftliche Übung kennt keine Alternative zum Kuscheln mit dem Standort-Kapital.
Im chinesischen besteht das Wort für „Krise“ aus jeweils einem Schriftzeichen für „Gefahr“ und „Chance“. Wohin das Pendel sich drehen wird, hängt letztlich davon ab, ob es uns ArbeiterInnen als weltumspannender Klasse derjenigen, die allen gesellschaftlichen Reichtum produzieren, gelingen kann, eine lebenswerte Alternative zur sich verschärfenden kapitalistischen Misere zu entwickeln und zu organisieren. Wir sind sicher, dass die Ideen und praktischen Erfahrungen des Anarcho-Syndikalismus, als gewerkschaftlicher Selbstorganisation, die weit über das hinaus geht, was landläufig unter „Gewerkschaft“ verstanden wird, viel dazu beitragen kann, eine solche Alternative zu finden und durchzusetzen.
Der Kreis derjenigen, die dieses Blog betreiben, setzt sich (bisher) aus Mitgliedern der „Freien ArbeiterInnen-Union“ (FAU) zusammen. Das Krisenblog ist jedoch keine offizielle Veröffentlichung dieser anarchosyndikalistischen Gewerkschaftsföderation.
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Schwarze Katze Nachtrag 04.09.18: Den Blog www.krisenblog.org gibt es leider nicht mehr.