Neues aus dem Anares Universum

Liebe Leserinnen und Leser,

„Feliz consumismo y prósperas deudas nuevos“ lautet ein sarkastisches
Graffiti an lateinamerikanischen Häuserwänden – frohen Konsumismus und
glückliche neue Schulden. Wir wissen nicht, was das neue Jahr bringt,
hoffen aber, dass es mehr bietet als Konsumrausch & Arbeit oder Armut &
Bankrott.

Hier also wieder unser aktueller – und letzter – Newsletter:

+++ NEUES VOM PLANETEN ANARES +++

Noch wenige Tage gibt es unsere Ausverkaufsaktion mit 50% Rabatt auf
alle antiquarischen Titel. Also: nach dem Fest ist vor dem Fest –
verprasst Euer Weihnachtsgeld, solange es noch da ist! Durch diesen
Rabatt ist unser Sortiment auch für Büchertische und
WiederverkäuferInnen interessant – wir freuen uns über entsprechende
Anfragen und vor allem über Euren Besuch zu unserem letzten
Lagerverkaufs-Samstag am morgigen 28. Dezember (Infos auf unserer
Homepage), das spart uns das Pakete-Packen und Euch das Porto.

Übrigens: Im Januar noch eintrudelnde Nachlieferungen aus Euren
Bestellungen werden selbstverständlich noch ausgeliefert, auch
Rückfragen zu noch ausstehenden/ unvollständigen Lieferungen werden
natürlich noch bearbeitet. Wir wurden in den letzten Wochen von
Bestellungen überrannt und hinken mit der Bearbeitung etwas hinterher.
Ein dickes sorry an dieser Stelle für etwaige Verzögerungen.

Auch wenn in den letzten Wochen ein paar Tausend Bücher aus unserem
zuvor arg überfüllten Bücherlager verkauft wurden – noch immer sind in
den nicht gerade leeren Lagerräumen gut 20.000 Bücher sowie andere
Medien (DVD´s, Hörbücher…) vorhanden. Was damit nun geschieht ist
bisher noch unklar.

Wie auch immer – wir brechen auf zu neuen, noch unbekannten Ufern. „Eine
Gesellschaft, die uns alle Abenteuer vorenthält, macht ihre eigene
Auflösung zum einzig möglichen Abenteuer“, so Raoul Vaneigem (einen Dank
an die Edition Nautilus, die beharrlich die Literatur der Situationisten
verlegt!). In diesem Sinne: Gebt Euch nicht mit den Surrogaten der
konsumistischen Gesellschaft des Spektakels zufrieden, kämpft für das
echte Leben. Wir wünschen allen ein gutes neues Jahr! Allen, die bei uns
kauften oder auf andere Weise Gutes taten einen herzlichen Dank!

Anares – Der Internetversand für gesellschaftskritische Medien
www.anares-buecher.de

Kritische Auswertung der Demonstration „Wahllos glücklich!“

Einige Syndikatsmitglieder der FAU Dresden verfassten eine kritische Auswertung der Demonstration „Wahllos glücklich!“, welche am 21. September 2013 in Dresden stattfand:

Kritische Auswertung der Demonstration „Wahllos glücklich!“, 21. September 2013, Dresden

Einzelne Syndikatsmitglieder der FAU Dresden

Das Allgemeine Syndikat Dresden, Mitglied der Gewerkschaftsföderation FAU IAA, beteiligte sich am 21. September diesen Jahres an der wahlkritischen Demonstration der Undogmatischen Radikalen Antifa (URA). Aufgrund einer allgemeinen Unzufriedenheit der von uns anwesenden Mitglieder, halten wir es für klärend Teile unserer auswertenden Kritik hier zu veröffentlichen.

Die FAU Dresden wurde zu Beginn der Demonstrationsvorbereitungen von der Gruppe URA Dresden um ihre Mithilfe angefragt. Da es eine libertär-gewerkschaftliche Grundüberzeugung ist, dass Parlamentarismus nur der Befriedung der Gesellschaft und dem Erhalt der sozialen Ungerechtigkeit dient und tatsächliche Veränderungen nur an der Basis der Gesellschaft möglich sind, wurde Unterstützung zugesagt. Auf Grund der aktuellen Auslastung durch gewerkschaftliche Kernaufgaben beschränkte sich die FAU jedoch auf zwei Redebeiträge, die Vorbereitung einer eigenen Sprechchorliste und ein Flugblatt für Passant_innen. Eine konkrete Zusammenarbeit mit der URA fand nicht statt.

Der veröffentlichte Aufruf wurde von der September-Vollversammlung des Allgemeinen Syndikats als sprachlich und argumentativ mangelhaft eingeschätzt. Einzelmitglieder richteten daraufhin konstruktive Kritik an die URA und das Syndikat rief mit einem eigenen Aufruf zu einem libertären und basisgewerkschaftlichen Block in der Demonstration auf. Mit Aussagen wie: „Wir glauben, dass wirkliche Veränderungen nur durch unsere kollektive Macht in den Stadtteilen, Bildungseinrichtungen und Arbeitsplätzen durchgesetzt werden kann. Stadtteilversammlungen, Betriebsgruppen und Föderationen von Basisgruppen sind für uns der richtige Ort um Bedürfnisse abzustimmen und Entscheidungen zu fällen.“, wollten wir die Ansätze der URA konkretisieren und um eine praxisorientierte Perspektive erweitern.

Auf der Demonstration selbst ging nach Meinung der anwesenden Syndikatsmitglieder auch einiges schief. Die Außenwirkung war vor allem geprägt von Transparenten die zum größten Teil nicht auf das Thema der Demonstration hinwiesen. Dazu wirkte ein Großteil der Teilnehmer_innen durch Kleidungsstil vor allem martialisch-aggressiv. Auch durch die Sprechchöre und Redebeiträge konnten interessierte Passant_innen nur ab und zu heraus bekommen, was der eigentliche Gegenstand der Demonstration sein sollte, zu großen Teilen ging es um staatliche Repression und radikalen Antifaschismus. Wichtige Themen, jedoch wurde der Kritik an Parlamentarismus und Kapitalismus oder gar den möglichen Alternativen dazu weit weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Ein weiterer Fehler war nach Meinung der Syndikatsmitglieder die Tatsache, dass die URA während der Demonstration ihre bereits von allen Seiten kritisierten Aufrufe an Passant_innen verteilte, anstatt inhaltlich überarbeitete Flugblätter heraus zu geben. Auch ein stalinistischer Aktivist konnte von der Demoleitung geduldet neben dem Aufzug seine revisionistische Propaganda verteilen, was wohl noch weitere Passant_innen abgeschreckt haben dürfte.

Die Mitglieder der FAU versuchten durch eigene Sprechchöre, ihre Redebeiträge und Flugblätter konkretere Akzente zu setzen, so stellt das Flugblatt am Ende fest:

„Politik die was bewirkt heißt für uns:

  • Partizipation in Stadtteilversammlungen, Betriebs- und Erwerbslosengruppen usw.
  • Überführung von Betrieben und Wohnraum in kollektive Selbstverwaltung
  • Sozial-, Gesundheits- und Bildungsabbau durch Großdemonstrationen, politische Massenstreiks und Besetzungen unmöglich machen
  • Gesetzes-Schikanen kollektiv missachten
  • Mindestlöhne und bessere Arbeitsbedingungen durch Streiks und basisgewerkschaftliche Organisation ermöglichen
  • transnationale Solidarität aller Ausgebeuteten, kein nationalistischer Wettbewerb der Armen zu Gunsten der Priviligierten
  • Abschiebung und Krieg durch Protest, zivilen Ungehorsam und Sabotage unmöglich machen“

Die Außenwirkung der Demonstration kippte das wohl aber letztendlich nicht. In der FAU Dresden war mensch erfreut darüber gewesen, dass die URA über die Symptome von Faschismus, Nationalismus und Rassismus hinaus eine inhaltliche Demonstration zu deren Grundlagen in der bürgerlich-parlamentarischen Demokratie machen will. Die Organisation solcher Proteste von verschiedenen Gruppen in der Stadt ist sicher auch weiterhin notwendig.

Die Demonstration am vergangenen Samstag hat unserer Meinung nach jedoch mehrere Punkte aufgezeigt: Demonstrationsteilnehmer_innen sollten sich selbst vor einer Demonstration mit dem Thema beschäftigen und ihre Meinungen zu genau diesem Thema auch gezielter durch Sprechchöre und Demonstrationsmittel zum Ausdruck bringen. Außerdem sollte ein großer Teil der Teilnehmenden den Kult um männlich-agressives Auftreten auf Demonstrationen reflektieren und hinterfragen. Von der URA wäre mehr thematisch passender Inhalt und eine bessere Abstimmung und Positionsbildung im Vorfeld wünschenswert gewesen (so wurde von der Moderation an einer Stelle zum totalen Wahlboykott, später aber zum rauswählen der NPD aus den Landtagen aufgerufen). Auch sollte es mehr Überlegungen dahingehend geben, wie mensch während eines Aufzugs die eigenen Positionen auch außerhalb einer kleinen, politischen (Jugend-)Subkultur verständlich machen kann.

Einige der anwesenden Syndikatsmitglieder waren mehrmals kurz davor die Demonstration zu verlassen, u.a. bei unsinnigen Ansagen der Moderation, sexistisch/ mackerhaften Sprechchöre und der Glorifizierung von staatskapitalistischen Systemen in einem Redebeitrag. Die Kritik daran kann aber nicht nur auf die Demo-Organisation geschoben werden, sondern ist auch an die Teilnehmer_innen und libertäre Gruppen, die sich nicht beteiligt haben, zu richten.

Trotz der begangenen Fehler halten wir die URA für eine wichtige Gruppe in der Stadt, das Anliegen der Demo für eine gute Sache und verbleiben solidarisch.

Zeit für Plan A

Von Oktober bis Dezember 2013 bietet die Anarchistische Föderation Rhein/Ruhr (AFRR) im Rhein/Ruhr-Gebiet eine Veranstaltungsreihe rund um das Thema Anarchie an. Peter Schmidt, der Pressesprecher der AFRR, meint dazu: „Endlich ist es soweit! Seit einigen Monaten arbeiten wir an unserer Kampagne ‚Zeit für Plan A‘ und nun können wir sie präsentieren.“ Anarchosyndikalismus, Religionskritik, Kollektivbetriebe, Anarchafeminismus, Veganismus und viele weitere Themen sollen behandelt werden. Das Buch „Schulden: Die ersten 5000 Jahre“ des Ethnologen und Kapitalismus-Kritikers David Graeber schaffte es 2012 in die Bestseller-Listen und sein Autor trat in einer populären ZDF-Talkshow auf. Weniger bekannt ist allerdings, dass David Graeber auch ein überzeugter Anarchist ist. Noch unbekannter ist, dass auch Noam Chomsky, Professor für Linguistik am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und einer der weltweit bekanntesten Intellektuellen, seit seiner Jugendzeit ein Anhänger des Anarchismus ist.
Peter Schmidt führt fort: „Zusammen mit einigen befreundeten Gruppen haben wir reichlich Vorträge, Filme, Aktionen und Vernetzungstreffen vorbereitet.“ Mit einer breiten Palette an Themen sollen viele Menschen angesprochen werden, auch die, die sich bisher kaum mit Politik auseinandergesetzt haben. Peter Schmidt betont: „Wir wollen versuchen, alles möglichst verständlich zu präsentieren. Außerdem möchten wir zu Diskussionen anregen und einen offenen Dialog ermöglichen.“ Er schließt: „Unsere Kampagne soll ein weiterer Schritt beim Aufbau einer starken anarchistischen Bewegung im Rhein/Ruhr-Gebiet sein. Mit Freude blicken wir auf die kommenden Monate. Wir hoffen viele neue Leute kennenzulernen und interessante Diskussionen zu führen. Auf geht’s! Zeit für Plan A!“ Mehr Informationen im Internet: www.zeit-fuer-plan-a.de

Anares Nord zum Ende der Amazon Preisparität

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Freundinnen und Freunde des unabhängigen Lesens,

diese Mail kommt außerhalb unseres regulären Newsletters. Wir nehmen
damit Stellung zu einer Entscheidung des Bundeskartellamtes, die
keineswegs nur für jene bedeutend ist, die einen Shop bei Amazon betreiben.

Nachdem das Bundeskartellamt zu Beginn dieses Jahres ein
kartellrechtliches Verfahren gegen Amazon eingeleitet hatte, in dem die
Rechtmäßigkeit der sog. Preisparitätsklausel in den Allgemeinen
Geschäftsbedingungen (AGB) von Amazon geprüft werden sollte, hat Amazon
die AGB nun geändert. Händler, die den Marktplatz nutzen, sind jetzt
also nicht mehr gezwungen, ihre Waren bei Amazon günstiger als etwa im
eigenen Onlineshop anzubieten. Und da die Steuern & Subventionen
multinationaler Firmen und – soweit es der Markt zulässt – auch die
hohen Amazon-Provisionen auf die KundInnen umgewälzt werden (da die
Preise dann den Amazon-Provisionen angepasst werden), profitieren im
Grunde alle von einer Entscheidung, die eine problematische
Marktdominanz wenigstens etwas einzudämmen versucht.

Ob der Ärger für Amazon damit schon ausgestanden ist, bleibt jedoch
offen. „Das Bundeskartellamt bewertet derzeit, ob die Maßnahmen nach
Form, Inhalt und Umfang ausreichen, das Verfahren gegen Amazon insoweit
zu erledigen“, so Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts,
gegenüber boersenblatt.net. „Hierfür ist unter anderem erforderlich,
dass das Unternehmen von der Preisparität endgültig Abstand nimmt und
auch nach den Umständen keine Wiederholungsgefahr mehr besteht. All dies
ist derzeit noch Gegenstand unserer Prüfung“. Nach dem bisherigen
Herumlavieren von Amazon ist diese Vorsicht begründet – tat Amazon in
den letzten Tagen doch alles, um sich nach Möglichkeit noch Hintertüren
offenzuhalten.

Anares meint: Ein überfälliger Schritt in die richtige Richtung –
Monopole, die die Preise letztlich über ihre Marktstellung/ -macht
diktieren kann niemand wollen (einschliesslich der Nebenfolgen, die
derlei nach sich zieht hinsichtlich, Stichworte wären z.B. die
Arbeitsbedingungen, Steuerflucht internationaler Konzerne, Verdrängung
kleinerer Anbieter und damit Verödung/ Vereinheitlichung des Angebotes
etc.). Wir sitzen hier nicht der neoliberalen Mär „freier Märkte“ auf,
finden jedoch das Agieren und die Einflussnahme von Amazon gerade
hinsichtlich der Entwicklung der Buchbranche sehr bedenklich. Die
eindeutige Position des Bundeskartellamtes auch bezüglich einer
möglichen Wiederholungsgefahr ist daher absolut zu begrüßen.

Für viele kleinere Läden & Projekte ist dieser Schritt sicher nicht
ausreichend, und er kommt zu spät: sie haben aufgrund der Dominanz von
immer weniger immer grösseren Anbietern bereits aufgegeben. Auch Anares
stellt bekanntlich den Vertrieb zum 31.12.2013 ein (hierfür gibt es ein
Bündel von Ursachen, Amazon ist hier nur ein Aspekt – mehr dazu
demnächst in einem gesonderten Newsletter). Fazit: wer persönliche
Beratung, Engagement für eine vielfältige Buchkultur, Interventionen in
gesellschaftliche Auseinandersetzungen etc. schätzt, sollte zu den
unabhängigen Buchläden, Verlagen & Vertrieben gehen (physisch oder via
Internet) – solange es diese noch gibt!

Beste Grüße vom Anares Buch- und Medienversand
Quelle: Anares Newsletter, 30.08.13, www.anares-buecher.de
Anares – Der Internetversand für gesellschaftskritische Medien