Aufruf zur Anarchistischen 1. Mai Demo Dortmund 2018

Lohnarbeit ist eine Zumutung!
Auch wenn wir gegenüber unseren Vorgesetzten und Kolleg*innen meist betonen müssen, dass wir zu unserem Job stehen und wie sehr er zu unserer „Selbstverwirklichung“ beiträgt – insgeheim ist uns allen klar, dass arbeiten gehen unter den herrschenden Bedingungen eine Zumutung ist. Arbeit ruiniert unsere Bandscheiben und unsere Nerven; sie treibt uns in Burnout und Depression. Dennoch ist unser ganzes Leben auf die Arbeit ausgerichtet. Wir müssen unsere Interessen, Hobbys, sogar unsere Kindererziehung, unsere sozialen Beziehungen, die Fürsorge für Angehörige hinten anstellen. Und das heißt noch lange nicht, dass wir dann wenigstens genug zum Leben hätten: Wie viele Menschen haben zwei oder mehr Jobs und kommen kaum über die Runden? Wer nicht arbeiten kann oder will wird vom Jobcenter sanktioniert, vom sozialen Umfeld abgewertet und an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Diejenigen unter uns, die sich für ihre Berufe entschieden haben, um „Menschen zu helfen“ oder „etwas Sinnvolles“ zu tun, mussten bald feststellen, dass die betreffenden Institutionen ganz anderen Zwecken dienen und dass sich ihre menschlichen Absichten oftmals nur gegen diese verwirklichen lassen. So möchten beispielsweise Sozialarbeiter*innen eigentlich Menschen dabei unterstützen, ein selbstverantwortliches Leben zu führen, werden aber gezwungen, die ihnen Anvertrauten für den Arbeitsmarkt verwertbar zu machen.
Das dies alles so ist, liegt weder am Zufall noch am miesen Charakter unserer Arbeitgeber*innen, sondern schlicht daran, dass in der bestehenden Gesellschaft der Zweck der Produktion die Erwirtschaftung von Profit ist und nicht die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse. Die staatlichen Institutionen stehen dabei nicht im Gegensatz zur gewinnorientierten Privatwirtschaft; sie sind alle auf die eine oder andere Art damit betraut, den Unternehmen ein günstiges Umfeld für ihre Geschäfte zu schaffen oder zu erhalten.

DGB-Gewerkschaften und Parteien werden uns nicht retten!
Der erste Mai ist vor allem ein Tag der Selbstbeweihräucherung der DGB-Gewerkschaften geworden, an dem Bratwurstessen und langweilige Festreden Tradition haben. Von solchen „Interessenvertreter*innen“ haben wir nichts zu erwarten! Alle ein bis zwei Jahre handeln sie eine magere Lohnerhöhung heraus, die kaum die Inflationsrate deckt und sie feilschen um eine Altersvorsorge, die gerade mal so hoch wie der Hartz4-Satz ist. Bei ihren Streiks und Protestaktionen ist für uns lediglich die Rolle von Statist*innen vorgesehen, die brav das machen, was ihnen von irgendwelchen Funktionär*innen gesagt wird. Die wesentliche Aufgabe der reformistischen Gewerkschaften besteht darin, die Wut der Lohnabhängigen zu kanalisieren und sie von selbstständigen und möglicherweise unkontrollierbaren Handlungen abzuhalten. Nicht zufällig demonstrieren sie zusammen mit der Polizei, die anderntags unsere Genoss*innen verprügelt, wenn sie den Faschisten den Weg versperren. Die DGB-Gewerkschaften sichern als treue Partner*innen des Kapitals den „sozialen Frieden“ am Standort Deutschland, den die Unternehmen brauchen, um auf dem Weltmarkt erfolgreich zu sein.
Auch auf linke Parteien sollten wir keine Hoffnung setzen. Was immer sie auch in ihren „fortschrittlichen“ Programmen versprechen (meist ohnehin nicht viel!), sie erwarten von uns, dass wir in der Passivität und Vereinzelung der Wähler*innen verbleiben, sodass ihre Politik von vornherein auf das Gegenteil von Freiheit hinausläuft.

Den Kampf selbst in die Hand nehmen!
Der einzige Weg aus der Misere besteht darin, dass wir auf alle Stellvertreter*innen pfeifen und uns selbst, zusammen mit anderen Lohnabhängigen, für unsere Interessen einsetzen. Wir müssen uns mit Menschen aus anderen Ländern verbünden und Kämpfe gemeinsam führen, anstatt uns gemäß der Logik der Standorte gegeneinander ausspielen zu lassen.
Das von der Menschheit angehäufte Wissen und ihre technischen Hilfsmittel haben ein Niveau erreicht, welches längst für alle Menschen weltweit ein gutes Leben ermöglichen würde. Dafür müssten jedoch die Produktionsmittel den Händen der Eigentümer*innen entrissen und gründlich umgestaltet werden, sodass sie endlich menschlichen Zwecken dienen können. Dieser Plan ist ohne einen radikalen Bruch mit der kapitalistischen Eigentumsordnung und den diese beschützenden Staatsapparaten nicht zu verwirklichen.

Die revolutionäre Arbeiter*innenbewegung hatte sich einst dieses Ziel gesetzt. Bei all ihren Fehlern und trotz ihrer vernichtenden Niederlagen steht sie für den Traum einer von Zwang und Ausbeutung befreiten Menschheit. Der 1. Mai war ihr internationaler Kampf- und Feiertag. Darum wollen auch wir an diesem Tag auf die Straße gehen und die Idee einer herrschaftsfreien Gesellschaft propagieren. Heute existiert eine Bewegung, die sich diesem Ziel verpflichtet sieht, allenfalls in winzigen und unzulänglichen Keimformen. Es erscheint uns daher angemessen, an die Tradition unserer Schwestern und Brüder aus einer anderen Zeit anzuknüpfen, auch wenn wir wissen, dass ein neuer Anlauf der Befreiung langfristig neue Formen und seine eigene Poesie entwickeln muss, um erfolgreich zu sein.

Wir laden alle herzlich ein, unseren Kampf mit zu führen, gemeinsam zu streiken und solidarisch zu streiten, zu besetzen, zu sabotieren und zu kollektivieren und uns gegenseitig zu helfen. Dann werden wir irgendwie, irgendwo, irgendwann eine Gesellschaft erreichen in der wir ohne Angst und Zwang Leben, Lieben und lernen können.

Heraus zum 1.Mai in Dortmund!
Demo: 1. Mai 2018, 18.00 Uhr – Sonnenplatz, Nähe Möllerbrücke.
Infos zur Demo: https://1maidortmund.noblogs.org/

Bunte Aufkleber im Sauerland

Bunte Aufkleber im Sauerland
Schwarze Katze, 20.02.18

Die Schwarze Katze war mal wieder unterwegs und hat im Sauerland einige Aufkleber auf Laternenmasten gesehen und fotografiert. Nachfolgend werden einige der Aufkleber zusammen mit den darauf stehenden Texten dokumentiert.
Hausbesetzungen durchsetzen und verteidigen!
Solidarität mit allen von der Repression Betroffenen!

Against homophobia & sexism! …lieb doch wen du willst!

Selber Terror! Hauptsache sicher? Gegen totale Überwachung!

Make love not war! Wir sind alle gleich. Wir sind alle Sterne.

Swiss & Die Anderen – Wir sind da, das heisst jetzt wird die Scheisse radikal!

Auflösungserklärung Schwarzes Brett

Auflösungserklärung
Anarchistische Gruppe Schwarzes Brett, 20. Januar 2018

Liebe Leute,

nach langem hin und her haben wir beschlossen das Schwarze Brett nach zwei Jahren entgültig aufzulösen.
Wir blicken mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf viele Erlebnisse zurück.
Unsere Lebensumstände, sowie Perspektiven haben sich deutlich verändert und wir haben einfach niemanden für unsere Arbeit begeistern können, sodass wir dieses Projekt nicht weiterführen können. Dabei können wir nach 100 Infoständen, einigen Vorträgen, Workshops und co mit Erfolg auf unsere Arbeit zurückblicken. Wir haben tausende Broschüren kostenlos an den Menschen gebracht, politsche Projekte unterstützt und das Modell Infostand nach vorne gebracht.
Natürlich werden wir in Zukunft weiter unser politisches Unwesen treiben. Nur nicht mehr als das Schwarze Brett.

Team AGSB
http://agsb.blogsport.de/
Über uns
Wer wir sind
Anarchistische Gruppe Schwarzes Brett, 14.03.2017

Das Kernstück des Schwarzen Brettes, der Infostand besteht in unterschiedlichen Konstellationen und Zugehörigkeiten seit nun mehr 10 Jahren. Seit jeher aufgebaut und organisiert von selbstorganisierten Menschen.
Wir streben eine hersschaftsfreie Gesellschaft an. Dabei verstehen wir uns als antimilitaristisch und antinational. Antifaschismus ist eine tragende Säule für eine herrschaftfsfreie Gesellschaft, allerdings nicht die Einzige und das soll sich auch in unserer Auslage widerspiegeln. Wir begreifen uns als antisexistisch und antirassistisch. Darüber hinaus lehnen wir Parteien ab und sind organisationsunabhängig. Insofern legen wir auch keine Werbung für solche aus.

Was wir tun

Wir sind eine Gruppe, die sich auf die kostenlose Verteilung von Infomaterial zu politisch und gesellschaftlich relevanten Themen spezialisiert hat. Darüberhinaus organisieren wir einen Schwarzen Tresen mit Vorträgen. Wir stellen Infomaterial bereit, was politisches Handeln anregen, bestärken und unterstützen soll. Es ist uns ein besonderes Anliegen mit Menschen ins Gespräch zum kommen und etwas über deren Lebensrealität und Interessen zu erfahren.
Wir sind bestrebt uns mehr und mehr Fähigkeiten rund um die Organisation eines Infostandes anzueignen und darüber hinaus eine radikale Kraft im Ruhrgebiet zu werden.
Wir freuen uns sehr über Interessierte die sich uns anschließen und oder andersweitig unterstützen wollen.

Wo wir unterwegs sind

Wir aggieren vorallem im westlichen Ruhrgebiet. Es ist völlig egal ob Kongress, Party, Konzert Vortrag oder politisches Camp. Wo immer Menschen sind, ist ein guter Ort für das Schwarze Brett.

Fahr‘ Scheinfrei

Die anarchistische Kampagne „Fahr‘ Scheinfrei“ strebt eine kostenfreie Nutzung des öffentlichen Personenverkehrs zuerst in München und Umgebung und dann überall an. Infos gibt es auf ihrem Blog: https://fahrscheinfrei.noblogs.org/

Unter dem Titel „Unsere Ziele“ schreibt die Initiative folgendes:

Wir wollen einen fahrscheinfreien öffentlichen Personenverkehr für alle Menschen. Eigentlich überall, aber etwas kurzfristiger wollen wir dieses Ziel vor allem in München und Region erreichen. Dabei wollen wir keinen Pflichtbeitrag aller Menschen in der Region, keine neue Steuer und keine anderen direkten Kosten für die Menschen, die den öffentlichen Personenverkehr nutzen. Stattdessen wollen wir, dass der öffentliche Personenverkehr, der auch im Moment bereits staatlich subventioniert und getragen wird, vollständig aus staatlichen Geldern finanziert wird. Wie das im Detail abläuft, dafür gibt es unterschiedliche Lösungen, so könnten beispielsweise die Kosten, die bei einer vermehrten Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel und dem daraus resultierenden Rückgang des Individualverkehrsmittelaufkommens im Straßenbau eingespart werden können, dazu verwendet werden, einen fahrscheinfreien öffentlichen Personenverkehr zu realisieren.

Unabhänig davon jedoch, wie fahrscheinfreier öffentlicher Personenverkehr finanziert wird, klar ist für uns, dass endlich Schluss sein muss mit den diskriminierenden Fahrpreisen, die zahlreiche Menschen willkürlich in ihrer Mobilität einschränken. Wer sich nämlich keinen Fahrschein leisten kann und womöglich außerhalb der Zentrumsregionen wohnt oder Alternativen wie Fahrradfahren aus anderen Gründen nicht nutzen kann oder will, der*die wird vom öffentlichen Leben strukturell ausgeschlossen. Langfristig führt das zu einer Verdrängung dieser Menschen aus der Region München.

Geschuldet ist diese Entwicklung der Tatsache, dass weder Verkehrsbetriebe, noch Politik, noch die meisten Menschen überhaupt daran denken, dass Menschen durch teure Fahrscheine diskriminiert werden könnten. Zum Teil empfinden Menschen dieses Denken gar als fair. Sie argumentieren damit, dass ja alle den gleichen Beitrag zahlen müssten. In ihrem Leistungswahn vergessen diese Menschen allerdings, dass die Voraussetzungen für ein solch erhabenes Gleichheitsdenken mitnichten gegeben sind und auch, dass ein solches Denken die Menschen auch dann in den engen Grenzen einer gesellschaftlichen Norm einsperren würde.

Wir haben weder Lust uns durch gesellschaftliche Normen in unserer Entfaltung einschränken zu lassen, noch sehen wir ein, warum eine Diskriminierung von Menschen durch Fahrscheine notwendig sein soll, außer wenn sie der gezielten Unterdrückung von Menschen mit geringen oder keinen finanziellen Möglichkeiten dient. Dies wird noch einmal deutlicher, wenn mensch sich die Anzahl der Personen, die in Deutschland eine sogenannte Ersatzfreiheitsstrafe absitzen, ansieht. Ersatzfreiheitsstrafen werden dann vollzogen, wenn eine Person eine von einem Gericht verhängte, strafrechtliche Geldstrafe ganz oder teilweise nicht bezahlen kann. Anstelle der Geldstrafe muss diese Person dann in Haft. Zum Stichtag 31. August 2017 waren in Deutschland insgesamt 4700 Personen in einer Haftanstalt, weil sie eine Ersatzfreiheitsstrafe antreten mussten. Das sind über 10% aller Inhaftierten. Typischerweise ist ein großer Teil dieser Inhaftierten wegen einer Geldstrafe wegen § 265a StGB („Erschleichen von Leistungen“), also fahrscheinfreiem Fahren, in einer der Strafanstalten. Zusätzlich gibt es natürlich auch Urteile, bei denen Menschen vor allem wegen wiederholtem fahrscheinfreien Fahren direkt zu Haftstrafen verurteilt werden. Die Bestrafung des fahrscheinfreien Fahrens kann dabei als ein Repressionsmittel gegen arme Menschen angesehen werden.

Wir streben mit unserem Engagement gegen Fahrscheine im öffentlichen Personenverkehr also auch eine Entkriminalisierung von Armut an. Dabei hoffen wir jedoch nicht auf die Unterstützung durch die Politik. Diese ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass es diese Kriminalisierung von Menschen, die sich keinen Fahrschein leisten können, überhaupt gibt. Wir sind jedoch der Meinung, dass wir gemeinsam dennoch in der Lage dazu sind, die Verantwortungsträger*innen dazu zu zwingen, ein sinnloses Fahrscheinsystem aufzugeben, wenn wir uns einfach alle über die Fahrscheinpflicht hinwegsetzen. Stellt euch vor, alle würden ohne Fahrkarte fahren. Würden dann alle dafür verurteilt werden? Sicher nicht. Und es gäbe noch andere Effekte: Würden alle ohne Fahrkarte fahren, würden die Verkehrsbetriebe wohl auch die Kontrollen einstellen, die bringen dann ja ohnehin nichts, und vielleicht würden die Fahrkarten dann auch endgültig abgeschafft werden.