Bericht zur anarchistischen Kiezdemo durch die Dortmunder Nordstadt am 04.11.16

Am 04.11. fand in der Dortmunder Nordstadt eine anarchistische Kiez-Demonstration, angeführt von einem kleinen Frauen* Lesben* Trans* und Inter* Block, mit zu Höchstzeiten 80 Teilnehmer*innen statt. Von 15.00-16.00 Uhr gab es vor dem anarchistischen Buch- und Kulturzentrum – Black Pigeon – eine Standkundgebung, zu der sich nach und nach mehr Menschen gesellten. Ein Jingel des anarchistischen Radios Berlin, welches auf 4 Sprachen (Englisch, Deutsch, Kurdisch, Spanisch) aufgenommen wurde machte den Anfang. Danach folgte ein Redebeitrag der queerfeministischen Gruppe Lila Lautstark, eine Rede vom Mieterverein Dortmund und eine der Schwarzen Ruhr Uni. Ausgerechnet bei der sehr interessanten Rede des Mietervereins Dortmund streikte leider zwischendurch etwas die Technik, wodurch die Botschaft der Rede nicht ganz rübergebracht werden konnte. Bis auf diesen Zwischenfall leistete das Lauti-Fahrrad aber gute Dienste.

Ab 16.00 Uhr zog die Demonstration dann einmal quer durch die Nordstadt zum Borsigplatz und über einen anderen Weg wieder zurück zum Black Pigeon. Die Route war mit über 2 Stunden Fußweg zwar sehr lang, aber gut gewählt. Fast alle selbstorganisierten Projekte und viele weitere interessante Orte konnten so besucht werden. Denn während der Demonstration gab es viele Beiträge zu selbstorganisierten Projekten von unten, problematischen Einrichtungen, Gedenksteinen und immer wieder wurden Ereignisse, welche sich in der Geschichte oder Gegenwart zugetragen haben, beschrieben. Zu Folgendem gab es Rede-Beiträge über den Lauti, die während der Demozug lief vorgelesen wurden: Rekorder (echt selbstorganisiert!), Kirchen, faschistische Farbattacke auf Haus in der Kirchstraße, ehemaliges Gestapo Gefängnis “Steinwache”, Gedenkstein für die durch den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) ermordeten Menschen, Train of Hope (war echt selbstorganisiert!), Jobcenter, Linienstraße, Porno-Kino, Nordwache, Spielhallen/Wettbüros, zu 2 Scheinbesetzungen (echt selbstorganisiert!), Geflüchteten-Heim in der kurz besetzen Kirche in der Braunschweigerstraße, Avanti Besetzungen (St. Albertus Magnus Kirche, ehemaliger Aldi/Lidl, Kirche in der Braunschweigerstraße) (echt selbstorganisiert!), einem neuen echt selbstorganisiertem Projekt in der Nordstadt “Tante Albert”, Mega Zoo, Velokitchen (echt selbstorganisiert), Langer August (echt selbstorganisiert!), das KCR – schwulen und Lesebenzentrum (echt selbstorganisiert!), Bullen-Repression am Nordmarkt, Kneipe “Fink” am Nordmarkt, den “Blutsonntag” am 16. Oktober 1932, Kana Suppenküche (echt selbstorganisiert!), Grünbau, Nordpol (echt selbstorganisiert!), Mehmet Kubaşık, kleine Programmkinos. Dadurch konnte ein lebendiger Eindruck über die Geschehnisse in der Nordstadt vermittelt werden.

Besonders bewegend war es, durch die Enscheder Straße vorbei an der St. Albertus Magnus Kirche zu laufen, welche vor zwei Jahren für eine Woche besetzt wurde und die seit 1993 die erste ernst gemeinte Besetzung in Dortmund war. Direkt, als wir in die Straße einbogen, flammte die Avanti Parole “Avanti lebt! Avanti kämpft!” auf. Es war toll, sich in einem kollektiven Rahmen an die wunderschöne Woche in der Kirche zu erinnern. Die Bullen stellten sich vor der Kirche provokativ auf, als befürchteten sie eine neue Besetzung. Für kurze Zeit war die Luft wie elektrisiert. Als dann noch ein paar Nachbar*innen sich solidarisch mit der Demonstration zeigten, welche die Besetzung anscheinend in guter Erinnerung behalten haben, war der Moment perfekt. Wir können immer wieder kommen, vielleicht sind die nächsten Häuser ja schon vermessen?

In einer Auflage von circa 600 Stück wurde, solange der Vorrat reichte, von 3-4 Menschen gleichzeitig der Schwarze Docht zum Thema “Nordstadt von unten verändern!” verteilt. Dadurch, dass mehr als 2 Leute Straßenzeitungen verteilten, entwickelten sich am Rande Gespräche über Inhalt der Demonstration. An verschiedenen Orten wurden Schilder befestigt wie z.B. vor dem Kaufland “Hier könnte ein Umsonstladen sein”, vor einem leerstehenden Haus “Hier könnte ein soziales Zentrum sein”, oder vor dem Porno-Kino “Hier könnte ein Kino für alle sein”. An der Nordwache flogen ein paar Trinkpäckchen in die Richtung der davor parkenden Polizeiautos. Wohl, um sich solidarisch zu erklären mit dem Betroffenen von Bullenrepression, welcher vor einigen Wochen ein Trinkpäckchen auf ein Bullen-Auto geworfen hatte. Im Zuge dieser Aktion wurde die Person festgenommen, erfreulicherweise solidarisierten sich spontan über 100 Menschen mit dem Trinkpäckchen-Werfer, so dass die Bullen schleunigst unter einem Flaschenwurf den Rücktritt antraten. Für mehr Trinkpäckchen gegen Bullenwagen!

Die Demonstration verlief ohne Störungen von Bullen oder Faschisten. Die Bullen versuchten im Vorfeld der Demonstration die Route zu verändern und am Tag der Demo überlegten sie offen, ob wir nicht doch eher auf dem Gehweg laufen sollten. Außerdem fühlten sie sich des öfteren von Rufen aus der Demonstration gegen sich selbst gestört. Die Route konnte bis auf eine kleine Veränderung gelaufen werden, wir sind ganz normal auf der Straße gelaufen und Parolen gegen Bullen gab es an passenden Stellen in angebrachtem Umfang reichlich!

Parallel zu unserer Demo fand eine Kundgebung von kurdischen Genoss*innen wegen der Verhaftungswelle von HDP Politiker*innen in der Türkei statt. Unsere Demonstration sprach sich solidarisch aus, welches auch durch wiederholte “Solidarität mit Rojava – Weg mit dem Verbot der PKK!” unterstrichen wurde.

Insgesamt sind wir zufrieden mit der Aktion! Klar, wir waren echt wenig Leute, aber damit haben wir bereits gerechnet, da uns im Vorfeld viele Genoss*innen aufgrund des Zeitpunkts absagten. Dies konnte auch ein verzögertes Loslaufen am Anfang nicht mehr ändern. Leider sind wir auch trotz des frühen Zeitpunkts der Demo einen nicht unerheblichen Teil der Strecke im Dunklen gelaufen, was nicht unser Ziel war. Stark bedauern tun wir, dass der Redebeitrag von Refugees Welcome Dortmund leider nicht auf der Demo vorgetragen wurde. Von den Gefährt*innen konnte leider niemand an der Demo teilnehmen, eigentlich sollte der Beitrag nach der Demo dennoch gehalten werden. Dies kam aber nicht zu Stande, weil nach 3 Stunden Kundgebung und Demo die Luft am Ende einfach raus war. Eigentlich wurde die Rede als Ausklang ans Ende gesetzt, weil wir sie sehr passend und wichtig fanden. Bitte lest sie euch also dann hier im Nachhinein durch! Schön war, dass zumindest einzelne Nachbar*innen, außerhalb des anarchistischen Spektrums ihren Weg auf die Demo gefunden haben. Auch wenn da natürlich noch sehr, sehr viel Luft nach oben ist. Generell haben wir die Kiezdemo zu keinem Zeitpunkt als eine breit aufgestellte Aktion betrachtet. Das Ganze war eine explizit anarchistische Demonstration, in der wir viele Thematiken aus unserer Sicht schildern wollten, die die Nordstadt betreffen. Zu keinem Zeitpunkt hatten wir den Anspruch, bzw. haben ihn auch nicht formuliert, dass diese Aktion von breiten Kräften getragene war/wird. Nicht, weil wir das ablehnen würden, sondern einfach, weil das der Rahmen war, den wir uns für die Aktion gesetzt hatten und so sind auch vorallem Menschen aus dem explizit anarchistischen Spektrum gekommen. Nichts spricht jedoch dagegen für die Zukunft mal eine Kiezdemo zu machen, die von allen Akteur*innen von unten in der Nordstadt gleichberechtigt organisiert wird.

Wir denken, dass wir in vielerlei Hinsicht aus einem üblichen Demotrott ausbrechen konnten und unsere Inhalte recht gut transportiert bekommen haben. Wichtig zu betonen ist aber auch, dass wir im Rahmen der Aktion auch viele Probleme vor Allem in der Umsetzung unserer Ideen erkannt haben. Außerdem werden wir wohl- außer es läst sich garnicht vermeiden nie- mehr eine Demonstration unter der Woche zu dieser Uhrzeit organisieren.

Jetzt gilt es wieder, die alltägliche Arbeit und den Kampf von unten weiterzuführen. Die Kiezdemo ist ja nur ein Ausdruck von den Bemühungen, die jeden Tag stattfinden. Wir denken, dass das antiautoritäre Spektrum in der Nordstadt auf einem wirklich guten Weg ist, auch abseits von der Szene eine Perspektive zu entwickeln, welche für viele Menschen interessant sein kann. Dabei wollen und werden wir uns den vielen Freund*innen, welche auch von unten arbeiten, aber sich nicht als Teil der anarchistischen Bewegung begreifen, nicht verschließen. Es wird immer wieder Momente und Projekte geben, bei denen Menschen zusammenkommen aus unseren Zusammenhängen, um dann festzustellen: Gemeinsam haben wir die Kraft, die Nordstadt von unten zu verändern!

einige Anarchist*innen aus Dortmund

Rede der Refugees Welcome Dortmund:

Die Nordstadt ist kulturell vielfältig geprägt. Hier findet Leben auf der Straße statt. Hier gibt es viele verschiedene Communities. Viele lieben dieses Viertel deswegen. Es war schon immer ein Arbeiter_innenviertel und von Zuzug aus ganz Europa und der ganzen Welt geprägt. Angehörige der Oberschicht sind hier selten zu treffen. Neben dem Bezug zur einer Community, führt auch der erschwerte Zugang zu Wohnraum dazu, dass viele Menschen Wohnungen in der Nordstadt suchen. Aber auch hier hat die antiziganistische Stimungsmache gegen “Bulgaren und Rumänen” in den letzten Jahren großen Raum eingenommen. Während das Thema inzwischen für viele weniger präsent ist, hat sich die (Wohn-)Situation für Menschen, die aufgrund dieser Rassismen auch in der Nordstadt keinen würdigen Wohnraum finden, nicht verbessert.

Auch Studierende finden hier noch günstigen Wohnraum. Ein Zuzug der weißen Mittelschicht hat in den letzten Jahren merklich zugenommen. Auch die neu entstandenen linken Räume, wie der nordpol oder das Black Pigeon sind ein Result dieser Entwicklung. Es muss gelingen in der Nordstadt eine gemeinsame Bewegung aller progressiven Kräfte zu schaffen. Das Verharren in dem eigenen Milieu, das Aufgreifen vom Vorurteil der übergriffigen Araber, des Drogen dealenden Schwarzen, der klauenden Romabanden und sonstigen Rassismen, das abwertende Verhalten gegenüber Wohnungslosen, die Angst vor dem Fremden. Das alles hindert uns die Nordstadt zu einem besseren Ort zu machen.

In der öffentlichen Wahrnehmung ist die Nordstadt meist immer noch ein Problemviertel. Geprägt von Kriminalität, Gewalt und Ausländern. Betrieben wird diese Hetze von Polizei über Parteien bis hin zu pseudofortschrittlichen Onlinemedien. Es werden Vorurteile gegenüber den Bewohner_innen der Nordstadt geschürt.

Wie in allen Teilen der Welt treten auch in der Nordstadt Konflikte auf. Diese treten hier wegen der Benachteiligung ihrerer Bewohner_innen durch Gesellschaft und Staat stärker und häufiger in der Öffentlichkeit auf. Vor allem aber deswegen, weil Polizei und andere stadtpolitische Akteur_innen alles versuchen um ein Drohszenario aufzubauen. Das tun sie um Maßnahmen gegen Menschen, die ihrer politischen Idee nach ein Problem sind, vorzugehen. Obdachlose, HartzIV-Empfänger_innen und als Ausländer gekennzeichnete Menschen waren schon immer Ziel von Angriffen des deutschen Staates und den konservativen Kräften der deutschen Gesellschaft.

Auch Geflüchtete suchen in der Nordstadt, wie ebenfalls in anderen Stadtteilen Dortmunds, ein neues Zuhause. Hierbei stoßen sie auf Ablehnung nicht nur bei Weißen, sondern auch in Teilen der bereits etablierten migrantischen Communities. Besonders schlimm sind jedoch die regelmäßigen gewalttätigen Angriffe von Polizist_innen, wenn Geflüchtete, vor allem Schwarze, zu deutlich in der Öffentlichkeit präsent sind. Polizei, Ordnungsamt und Stadtpolitik möchten sie mit allen Mitteln dazu bewegen Deutschland, oder zumindest Dortmund, zu verlassen. Ohnehin sind Geflüchtete von besonderer Ausgrenzung betroffen. Oft müssen sie in Lagern leben und werden besonders ablehnend behandelt und von der Gesellschaft isoliert. Auch in der Nordstadt sind Lager meist so angelegt, dass sie keine Nachbarschaft haben und eine Kontaktaufnahme kaum stattfindet. Oft genug lassen wir zu, dass mitten unter uns ein Lagerleben und eine Ghettoisierung geschaffen wird. Auch radikale Linke nutzen Labels wie „Refugees Welcome“ und „Kein Mensch ist illegal“. Aber in den seltensten Fällen wird Kontakt zu Geflüchteten in Lagern aufgenommen. Während sich auf eine politische Solidarisierung zurückgezogen wird, statt eine praktische Solidarität zu leben, verstehen sich viele Unterstützungskreise und Wohlfahrtsverbände vor Ort nur als Helfer*innen und blenden allzu oft die politische Dimension aus. Für eine Zukunft in Freiheit für alle, muss schon heute solidarische Praxis gelebt werden. Dafür darf die Erkenntnis, dass eigene Privilegien auf Verhältnissen basieren, die wir angreifen wollen, nicht nur ein Lippenbekenntnis bleiben! Im Moment entsteht an der Braunschweigerstraße in der Nähe des Nordmarktes ein neues Lager für Geflüchtete. Hier und in den anderen Lagern müssen wir präsent sein und Kontakt mit den Geflüchteten suchen!

Gemeinsam heißt es für eine Stärkung linker Ideen und einem solidarischen Miteinander in der Nordstadt zu arbeiten. Auf geht’s in eine bessere Welt!

Nordstadt von unten verändern!

anarchistische Demo in Dortmund-Nord am 04.11.16

Transpi

vor der ARGE Dortmund

vor Kaufland Dortmund

Demo durch den Dortmunder Norden

Organisiert euch!

Selbstorganisiert

Banner vom Anarchistischen Forum Ostwestfalen Lippe

Freie ArbeiterInnen Union

Grenzen von der Karte streichen – Staaten müssen Menschen weichen!

Was ist Indymedia?

Mission Statement
Was ist Indymedia? / Grundsätze

Was ist Indymedia?

Indymedia Deutschland versteht sich als ein multimediales Netzwerk unabhängiger und alternativer Medien, MedienmacherInnen, engagierter Einzelpersonen und Gruppen. Es bietet offene, nichtkommerzielle Berichterstattung sowie Hintergrundinformationen zu aktuellen sozialen und politischen Themen. Bereits bestehende alternative Strukturen sollen dadurch in ihrer Arbeit unterstützt werden. Das Projekt ist selbst wiederum Teil der internationalen Medienvernetzung indymedia.

Wie entstand die Idee von indymedia?

Seit dem Ende des kalten Krieges ist es zu einer nie dagewesenen Zusammenballung etablierter Medienmacht gekommen. Medienkonzerne verbreiten über unzählige Kanäle ihre vielfach durch politische u./o. wirtschaftliche Interessen gefärbten Informationen und konstruieren somit Kraft ihrer Definitionsmacht ein Bild der Realität, das teilweise in krassem Gegensatz zu einer von vielen Menschen ganz anders erlebten Wirklichkeit steht.

Dies erschwert weltweit die Arbeit verschiedenster AktivistInnengruppen, deren Einsatz für mehr Gerechtigkeit von den grossen Medien systematisch übersehen und deren Anliegen u. Aktivitäten gefiltert, verzerrt oder gar nicht dargestellt werden – solange es nicht ‚ins Bild passt‘.

Um solch massive ‚Lücken‘, die jede komplexere Wahrheitsfindung verhindern, auszufüllen, begannen Menschen in den verschiedensten Teilen der Erde alternative Informationskanäle u. Verbreitungswege aufzubauen wie z.b. Untergrundmagazine, freie Radio- u. Fernsehsender, unabhängige Filmproduktionen etc.

Diese Ansätze zu vernetzen und dadurch auch in ihrer globalen Gegenpräsenz zu verstärken war dann einer der Hauptgedanken, die zur Entstehung von indymedia führten.

indymedia/IMC trat unter diesem Namen und den damit verbundenen Medienstrategien (wichtige Schwerpunkte: Internet / Open Posting ) im November ’99 in Seattle anlässlich der Proteste gegen die WTO und globalen Kapitalismus an die Weltöffentlichkeit, indem die IMC-Seite während dieser Zeit eine minutiöse Berichterstattung von AktivistInnen über das Geschehen vor Ort lieferte.

Das Internet bot hier die Möglichkeit, unabhängig vom einzelnen Individuum einen massiven Informationsfluss zu koordinieren, eine Diskussionsplattform zu bieten und somit in Kooperation mit anderen Medienkanälen grösstmögliche Öffentlichkeit zu schaffen.

Seitdem entstanden v.a im Zusammenhang mit politischen Grossveranstaltungen weltweit immer mehr neue indymedia-Zentren, die sowohl regional als auch international alternatives Nachrichtenmaterial veröffentlichen.

Auch die Gründung eines IMC in Deutschland ist stark mit den aus Prag ( 26.9.00, globaler Aktionstag gegen die IWF- und Weltbanktagung) mitgebrachten Eindrücken und Erfahrungen hiesiger AktivistInnen verknüpft. Wo liegt der politische Ansatz von indymedia im Gegensatz zu den Mainstreammedien?

indymedia Deutschland versteht sich als ein emanzipatorisches, unabhängiges Mediennetzwerk ohne kommerzielle Interessen – hier ist die Information kein Modethema, keine ‚Handelsware‘ mit Marktwert – mit dem zentralen Ansatz, Gegenöffentlichkeit zu schaffen, indem die Menschen an der gesellschaftlichen Basis DIREKT zu Wort kommen; darum ist auch das Open Posting ein so wichtiger Bestandteil der Idee.

Diese Form des direkten Zugriffs öffnet die Grenze zwischen KonsumentInnen und ProduzentInnen, verstärkt das – von den vorherrschenden Informationsstrukturen weitgehendst unangesprochene… – Bewusstsein der Menschen in Bezug auf ihr gesellschaftliches Mitsprache- und Mitgestaltungsrecht und kann somit effektiv zu emanzipatorischen Veränderungsprozessen sowohl inner- als auch ausserhalb der Medienlandschaft beitragen.

Alle Beteiligten handeln eigenverantwortlich! Mitgliedschaften oder interne Hierarchien/Führungsstrukturen, wie in anderen Organisationen, widersprächen massiv dem Grundprinzip des Projekts. Alle, die sich einbringen, SIND dadurch gleichzeitig (und von daher gleichberechtigt) indymedia.

indymedia ist immer auch Teil der Bewegung, von der es berichtet.

Was will indymedia NICHT sein?

Ersatz für schon bestehende alternative Informationsstrukturen; hier kann indymedia nur unterstützende / vernetzende Funktion haben.
Absatzpool von Stellungnahmen hierarchischer, etablierter oder kommerzieller Gruppierungen
Diskussionsforum: indymedia eignet sich wegen seiner Struktur nur sehr schlecht dafür. Eine Auswahl an Diskussionsforen sind im Blogwire verlinkt.
Plattform für sexistische, rassistische, faschistische u./o. antisemitische Beiträge jeder Art.

Indymedia -> http://de.indymedia.org

Anarchistische Perspektiven auf die Wissenschaft

Anarchistische Perspektiven auf die Wissenschaft – Libertärer Kongress an der Uni Hamburg

Vom 28.-30.10.2016 findet ein Kongress an der Universität Hamburg mit dem Titel: „Anarchistische Perspektiven auf die Wissenschaft“ statt. Infos unter
www.a-perspektiven.org. Zusätzlich gibt es Veranstaltungen vom 26.09.16 – 24.10.16.

Bisher sind anarchistische Theorien wenig im wissenschaftlichen und universitären Alltag verankert, abgesehen von studentischen, politischen Initiativen und Gruppen. Anarchismus kommt in Seminaren oder als wissenschaftliches Thema häufig nur als historisches Thema vor. Der Kongress will deshalb auf dieses Defizit aufmerksam machen und hofft hiermit an der Universität Hamburg, aber auch darüber hinaus, die Beschäftigung mit anarchistischen Theorien an Hochschulen anzustoßen. Im Umkehrschluss will er – selbstverständlich – die theoretischen Diskussionen in den anarchistischen Bewegung(en) bereichern, ohne dabei eine bestimmte anarchistische Strömung zu bevorzugen. Des weiteren geht es darum, inwieweit das System Hochschule /Universität dazu dient die aktuellen Gesellschafts- und Herrschaftsverhältnisse zu legitimeren und zu festigen. Zu den genannten Zwecken gab es schon im Vorfeld zwei Abendveranstaltungen und für die Zeit nach den Kongress sind zwei weitere projektiert. Diese sollen dazu dienen, dass die Auseinandersetzung mit anarchistischen Theorien im universitären Kontext nicht ein einmaliges Event bleibt, sondern dass eine gewisse Verstetigung eintritt.

Geplant sind an drei Tagen Vorträge, sowie am Samstag eine Workshopphase. Freitag- und Samstagabend wird der Kongress durch ein Konzert ergänzt. Zusätzlich werden einige Buchstände das Programm abrunden.

Die Initiative zum Kongress geht von der hochschulpolitischen Vereinigung „Alternative Linke“ an der Universität Hamburg aus. Als Gruppe haben wir kein explizit anarchistisches Selbstverständnis, sondern verstehen uns als Sammelbecken für Menschen mit „undogmatischen“ Linken Ansichten. Durch den Organisationsprozess sind noch weitere Einzelpersonen und Gruppen dazugekommen, die sich ebenfalls maßgeblich an der Planung und Durchführung beteiligen.

Wir freuen uns über zahlreiche Gäste, spannende Diskussionen und laden Alle herzlich ein zu uns nach Hamburg zu kommen.

Die Teilnahme ist kostenlos. Für Essen und Trinken wird gesorgt sein. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, wäre aber nett 🙂
Wir bieten im Rahmen der Anmeldung des weiteren eine Bettenbörse an.
Außerdem werden organisierte Eltern und Andere vor Ort sein, die sich gemeinsam um die Kinderbereuung kümmern.

Für aktualisierte Information, Abstracts zu den Vorträgen und für die Anmeldung schaut auf unsere Homepage: www.uhh.de/uk-anarchie

Tagungsplan nach derzeitigen Stand:

Freitag 20.11.
18:00 Begrüßung und Einführungsvortrag

20:00 Anarchistische und marxistische Staatskritik: Entwicklungen,Differenzen, Gemeinsamkeiten

Anschließend: Abendessen und gemeinsames „Bierchen“, bei Liedermacher- und anderer Musik

Samstag 21.11.
08:30 Frühstück

10:00 Vera Bianchi: Feministinnen in anarchistischer Bewegung –
die Mujeres Libres im Spanischen Bürgerkrieg

12:00 Mittagspause

13:00 Simon E.: Die Arbeitsgesellschaft ohne Arbeit:
Die Entwicklung des Arbeitsbegriffes und die Bedeutungen dessen für das Verständnis von Gesellschaft heute

15:00 Workshops:
„Ökonomie ohne Staat und Markt?“
„Von der Heimbewegung zur Hausbesetzerbewegung“
„Let’s plan(t) ourselves in the nature, let’s be nature.“ (in englisch)
“Direkte Aktion in der Hochschulpolitik / Ansätzeund Wirkung anarchistischer Praxis auf die Hochschulpolitik”

18:00 Pause

19:00 Michael Halfbrodt/ Ralf Burnicki: „Nieder!“ – Facetten libertärer Literatur

22:00 Konzert mit Liedermachern Band und Party:
– Käptn Blauschimmel http://kaeptnblauschimmel.bandcamp.com/
– Paul Geigerzähler http://geigerzaehler.blogsport.de https://soundcloud.com/geigerzaehler
– Wundabunta Straszenpunk http://www.wundabunt.weebly.com/

22.11.
10:00 Frühstück

11:00 Schwarze Ruhr Uni: Fremdbestimmung der Wissenschaft – Herrschaftsfreie Wissenschaft: Zur Rolle der bundesdeutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen für das herrschende System

13:00 Podiumsdiskussion mit den Referenten und Referentinnen; Resumée; offene Diskussion

Kongress Anarchistische Perspektiven auf die Wissenschaft

Programm & Timetable

Programm und Zeitplan sind noch leicht in Bearbeitung – kleine Veränderungen werden voraussichtlich noch vorgenommen …
Freitag, 28.10.

15:00 Ankommen
16:00 Begrüßung/ Einführung
17:00 Anarchismus in Bewegung. Ein Forschungsüberblick – Olaf Briese
18:30 Solidargemeinschaften in gefährlichen Zeiten. Kollektive anarchosyndikalistische Biographien vom Kaiserreich bis zum NS-Regime – Hartmut Rübner
20:00 Für ein Leben und Lernen in Freiheit – Anarchistisches Organisierungstreffen für Hochschulen – Schwarze Ruhr-Uni

21:30 warmes Abendessen und
Abends offenes Beisammensein

Samstag, 29.10.

9:00 Frühstück
10:00 Max Stirner – Schwarzes Schaf und Inspirationsquelle des Anarchismus – Maurice Schuhmann
11:30 Foucaults Werkzeugkiste für die Anarchie! – An Stirner und Landauer rumschrauben – Jürgen Mümken
ab 12:30 warme Kleinigkeiten zum Mittag

14:00 – 16:30 Workshops, Gesprächskreise:

Warum (nicht) wählen? – Ein mathematischer Zugang zur Theorie der Wahl, Basisdemokratie & die Herausforderung einer Entscheidungsfindung in großen Gruppen – Claudio Kloeckl
Reclaiming History – Kollektiv GESCHICHTE VON UNTEN

16:30 Über den Bruch – Theoretische Konstellationen zwischen Rancière und CrimethInc. – Christian Leonhardt
18:00 Im Spannungsfeld von Hegemonie und Gegenhegemonien: gegen Hegemonie!
– eine anarchistische Lesart von Hegemonietheorien – Jonathan Eibisch

19:30 Abends warmes essen

21:00 Konzert & Party

Sonntag, 30.10.

9:00 Frühstück
10:00 Mathematik und Herrschaft: angewandte Mathe raus aus der Uni! – Thomas Gruber
11:30 Isis Agora Lovecruft
13:00 Frühstück entwickelt sich zum Brunch
14:00 Abschlussdiskussion mit Inhaltlichen Austausch