Contra Info: Übersetzungsnetzwerk für Gegeninformation

Contra Info: Übersetzungsnetzwerk für Gegeninformation

Contra Info ist ein internationales, multilinguales Netzwerk für Gegeninformation und Übersetzungen, eine Infrastruktur, die von AnarchistInnen, Anti-Autoritären und Libertären unterhalten wird, die in den verschiedensten Teilen der Welt aktiv sind.

Das Projekt begann seine Aktivitäten Anfang 2010 in Athen mit dem Ziel, Momente des sozialen Kriegs auf dem vom griechischen Staat kontrollierten Territorium in anderen Sprachen zu verbreiten – und jene aus dem Rest der Welt ins Griechische. Aktionen und ihre multilinguale Dokumentation können jedoch nur effektiv ausgedrückt werden, indem solche territorialen Schranken negiert werden. Daher ließen wir 2011 diesen anfänglichen Ansatz hinter uns und veröffentlichen seitdem Übersetzungen – aber auch Originalmaterial mit Bezug zu verschiedenen Orten – in einem kontinuierlichen Versuch, den vielschichtigen anarchistischen Angriff auf das Existierende von überall auf der Welt zu verbreiten.

Contra Info ist weder eine Organisation noch eine politische Bezugsgruppe. Die GefährtInnen und Kollektive, die in unserem Netzwerk mitwirken, interagieren untereinander in einer selbstorganisierten, anti-hierarchischen Art und Weise und ermöglichen so die größtmögliche Unterstützung für anarchistische und revolutionäre Tendenzen in den jeweiligen Kontexten. Jede/r Mitwirkende von Contra Info kommt aus einem unterschiedlichen Hintergrund und vertritt seine/ihre eigene spezifische Analyse und ein bestimmtes Verständnis eines grenzenlosen Kampfes für die individuelle und kollektive Emanzipation von jeder Form der Knechtschaft. Wir sind jedoch weder DemokratInnen noch verstehen wir Gegeninformation als Plattform, die es mitunter erlaubt, dass AnhängerInnen des Staates, PatriotInnen aller Sorten, JournalistInnen oder jede Art von Lakaien der Herrschaft die Möglichkeit bekommen, ihre unterdrückende Propaganda auszuspeien. Wir sind erklärte Feinde jeder Form des Nationalismus, Sexismus, Rassismus, Etatismus, Kapitalismus, Reformismus oder anderer autoritärer Auffassungen. Wir lehnen Vaterländer/Mutterländer, Patriarchat, Religion und Traditionalismus ab und richten uns gegen das techno-industrielle System und Ausbeutung, gegen Staat und Kapital, gegen das Gesetz. Wir kämpfen für die Zerstörung der Knastgesellschaft, für tatsächliche Solidarität mit den Geiseln des sozialen Kriegs und für die Befreiung von Mensch, Erde und Tier.

Wir nehmen gerne originale Kommuniqués von direkten Aktionen, Updates von den Straßen, offene Briefe von inhaftierten oder verfolgten KämpferInnen, Fotos, Videos, Poster, Broschüren und so weiter entgegen. Unabhängig davon, ob wir mit den geäußerten Ansichten im starken Widerspruch stehen, werden wir das Wort gern verbreiten.

Wir glauben, dass diverse Aktionen und Meinungen von AnarchistInnen oder würdevollen RebellInnen weltweit nur jenseits von Sektierertum und Exklusion ausgedrückt werden können. Daher ist Gegeninformation für uns eine Waffe, die die Koexistenz von Individuen und Kollektiven ermöglicht und eine Diversität von Theorie und Praxis für die Freiheit befördert – unabhängig von den Polemiken, die auf lokaler oder internationaler Ebene zwischen den verschiedenen Tendenzen der Anarchie ausbrechen mögen. Darüber hinaus verstehen wir die Funktionen eines Gegeninformationsmediums auf eine nicht-zentralisierte Weise, ebenso sehr glauben wir auch, dass verwandte Websites sich untereinander verbinden sollten und dadurch die Komplementarität untereinander gestärkt wird, um Aktivitäten in eigener Verantwortung zu schaffen anstatt Nachahmungsversionen von anderen Projekten zu werden.

Dieses Projekt ergänzt und unterstützt ein weites anarchistisches Netzwerk und befreundete Unternehmungen weltweit (Websites, Radios, Verlage, usw.) mit dem Ziel, mindestens eine kleine, informelle Kommunikation unter jenen aufzubauen, die ihre Energie für die Verbreitung von Gegeninformationen jenseits von nationalen und linguistischen Grenzen geben.

Die verschiedenen Blogs von Contra Info stellen ein und dasselbe Projekt dar – mit einem besonderen Fokus auf Übersetzungen. Seit Beginn unserer Online-Aktivität lehnen wir es ab, Nachrichten zu verbreiten, die von kommerziellen Quellen und Medien stammen und die herrschende Ideologie ausdrücken. Desweiteren setzen wir bei unserem Material keine Prioritäten; die jeweilige Eigendynamik und der Gegeninformationsfluss entwickeln sich fern von Spezialisierungen aus zufälligen Initiativen, stetigen Beiträgen und den jeweiligen Interessen der Teilnehmenden und Beitragenden. Wenn wir Wissen aus erster Hand über Ereignisse haben, versuchen wir sie im Original zu übermitteln. Zumeist kopieren wir jedoch keine Texte, ob wir nun denken, dass sie wichtig oder interessant sind oder nicht; auch dann nicht, wenn wir sie übersetzen wollen oder bereits in eine andere Sprache übersetzt haben. Unter der Nennung der Quelle kommt es aber auch vor, dass wir Materialien weiterverbreiten, jedoch nur, wenn wir zu der Information etwas hinzuzufügen haben oder denken, dass ein bestimmtes Thema nicht breit genug zirkuliert bzw. es von extremer Dringlichkeit ist. Andererseits posten wir gerne Originaltexte, Übersetzungen und andere Materialien, wenn wir sie direkt erhalten, und solange der Inhalt mit unseren „Moderationskriterien“ übereinstimmt. Wir schätzen es ebenso, wenn Menschen uns Texte oder Links zu unserer Information weiterleiten. Wenn exakt dieselben Informationen bereits auf anderen, uns befreundeten Webseiten, verbreitet wurden, sehen wir einfach keinen praktischen Sinn darin, sie zu reproduzieren.

Wir ermutigen Individuen, Gruppen und Initiativen weltweit, uns ihr Feedback zu senden und unser Netzwerk mit ihrer aktiven Teilnahme zu unterstützen.

Unsere herzlichsten Grüße gehen raus an alle anarchistischen Gefangenen und kämpfenden InsassInnen weltweit und an all jene, die für die bedingungslose Freiheit innerhalb und außerhalb der Knastmauern kämpfen, ohne sich vor den Dienern der Macht zu beugen.

Wut und Bewusstsein!
Contra Info
März 2015

Contra Info -> https://de-contrainfo.espiv.net/

Gegen Repression in Weißrussland

In Weißrussland (Belarus) hat der Diktator und Postkommunist Alexander Lukaschenko ein Gesetz verabschieden lassen, was eine „Schmarotzersteuer“ beinhaltet. Wer kein Einkommen hat und somit keine Steuern für Geheimdienste und Repressionsapparat zahlen kann, soll in Weißrussland eine Extra-„Parasitensteuer“ aufbringen. In der Tradition der autoritären Sowjetunion sollen „Parasiten“, „Nichtstuer“ und „Taugenichtse“ bestraft werden. Diese wurden in der bolschewistischen UdSSR jahrelang weggesperrt oder zur Zwangsarbeit im Gulag gezwungen. Der frühere kommunistische Parteikader und bei den Weissrussen verhasste heutige Diktator Alexander Lukaschenko befürwortet zahlreiche autoritäre Elemente der Sowjetunion, darunter auch die Bestrafung von „Parasiten“, womit oppositionelle Künstler und Erwerbslose gemeint sind. Dagegen gibt es Proteste der Unterdrückten. Dazu lief am Sa., 25.03.17 eine Soliaktion in Dortmund.