Gute Absichten, falscher Ansatz
Zentralrat der Ex-Muslime, 28.11.18
Kürzlich haben mehrere prominente Persönlichkeiten in Deutschland, darunter Hamed Abdel-Samad, Necla Kelek, Seyran Ateş und Cem Özdemir, die Gründung einer Initiative säkularer Islam angekündigt. Die Ausrufung dieser Initiative wird begleitet von der Veröffentlichung einer Erklärung und einer Petition. In der Einleitung der Erklärung wird die bevorstehende Eröffnung der vierten Deutschen Islamkonferenz als Anlass dieser Initiative genannt.
Wir, der Zentralrat der Ex-Muslime (ZdE) haben schon 2007 die Entstehung der Deutschen Islamkonferenz (DIK) kritisiert und für einen Fehler gehalten.
Ob diesmal in der vierten DIK eventuell ein Schritt in der richtige Richtung unternommen wird, das bezweifelt der ZdE. Denn mit den islamischen Organisationen und Verbänden an einem Tisch zu sitzen, ist der Hauptgrund für unsere Kritik an der DIK gewesen.
Nun beabsichtigt aber die Initiative säkularer Islam anscheinend – durch Gründung dieser Initiative und Teilnahme an der DIK – wie der Name schon sagt, einen säkularen, modernen bzw. europäischen Islam in Deutschland zu ermöglichen.
Es gibt säkulare Muslime, aber nicht den säkularen Islam
Wir können die Probleme, die die Unterzeichner der Initiative zum Ausdruck bringen, zum Teil verstehen. Wir teilen die Meinung, dass etwa radikale islamische Organisationen und Vertreter der faschistischen und islamischen Regierungen nicht im Namen aller Menschen sprechen dürfen, und dass die rechtsgerichteten und rassistischen Organisationen diese Probleme für ihre
Zwecke missbrauchen und eine flüchtlings- und ausländerfeindliche Atmosphäre schaffen wollen.
Die Antwort auf diese Probleme besteht jedoch darin, die Prinzipien der offenen Gesellschaft lautstark zu verteidigen und eben nicht darin, die Illusionen eines friedlichen, modernen Islams in den Bevölkerung zu fördern.
Wir müssen von der deutschen Regierung fordern, das Prinzip der Säkularität umzusetzen, die Islamkonferenz zu annullieren und zu erklären, dass alle Religionen weder in den staatlichen Angelegenheiten, noch im öffentlichen Raum etwas zu suchen haben. Es muss klargestellt werden, dass alle Bürgerinnen und Bürger Deutschlands – unabhängig von Hautfarbe, Weltanschauung, Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion und Herkunftsland – gleiche Rechte haben und niemand Sonderrechte in Anspruch nehmen darf.
Auch auf die Sorge über das Wachstum der Rechtsradikalen ist ein „säkularer“ Islam nicht die richtige Antwort. Um gegen Ausländerfeindlichkeit und rassistische Organisationen zu kämpfen, muss man gegen das Wachstum und die Einflussnahme islamischer Organisationen vorgehen – so zum Beispiel durch ein Verbot der Burka und des Kinderkopftuchs. Religion sollte als private Angelegenheit eingestuft werden und das Entgegenkommen gegenüber islamischen Organisationen muss gestoppt werden!
Es braucht heute dringender denn je eine deutliche und klare Politik, die den Säkularismus verteidigt und vorantreibt.
Statt einen deutschen Islam zu konstruieren, sollten die Probleme an der Wurzel gepackt werden. Nur so ist ein freies und selbstbestimmtes Leben möglich. Nur so ist es möglich, die universellen Menschenrechte für alle durchzusetzen.