Kein Grund zum Feiern! Gegen Staat, Nation und Kapital

Proteste gegen die Einheitsfeierlichkeiten am 2. und 3. Oktober in Stuttgart

Unter dem Motto “ Kein Grund zum Feiern – Gegen Staat, Nation und Kapital“ organisiert das Anarchistische Netzwerk Südwest* gemeinsam mit einem lokalen Bündnis. Proteste gegen die Einheitsfeierlichkeiten am 2. und 3. Oktober 2013 in Stuttgart. Ein erster Kurzaufruf wurde schon auf der Mobiseite http://oct3.net/ veröffentlicht:

Kein Grund zum Feiern – Gegen Staat, Nation und Kapital

In diesem Jahr finden in Stuttgart die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit statt. Unter dem Motto „Zusammen Einzigartig“ wird die Stadt am 2. und 3. Oktober in (un)verkrampftem Nationalstolz versinken. Es wird eine Fanmeile für Deutschland, zahlreiche Festakte und Stände geben, damit sich Bundestag, Bundesrat, Bundesregierung und Bundesländer mit „Politik zum Anfassen“ profilieren können. Etwa 500.000 Menschen werden zum schwarz-rot-goldenen Freudentaumel erwartet – tausende Sicherheitskräfte sollen – falls nötig, auch gewaltsam – für den reibungslosen Ablauf des Spektakels Sorge tragen.

Zwei Tage, in welchen Stuttgart sich im absoluten Ausnahmezustand befinden wird und die Deutschen ihr Vaterland feiern. Doch welchen „Nutzen“ haben wir abhängig Beschäftige, Mieter*innen, Schüler*innen, Arbeitslose oder Rentner*innen, eigentlich von dieser Nation? Das kapitalistische Alltagsleben, in dem wir uns befinden, ist geprägt von harten Interessensgegensätzen: Arbeiter*innen müssen immer länger und immer schneller schuften – zu Gunsten der Konkurrenzfähigkeit von Unternehmen. Von dem ohnehin schon kargen Lohn, muss ein immer größerer Teil für Miete ausgegeben werden – weil aus dem Wohnraum in dem wir leben, Andere ein Geschäft machen.

Eigentlich ist es absurd: National gedacht sind alle gleich und können sich unter „schwarz-rot-goldenem“-Banner singend in den Armen liegen. Die von Staat und Kapital produzierten und zementierten Interessensgegensätze wirken für kurze Zeit wie ausgehebelt, Konkurrenzkampf und Ausbeutung weichen der „nationalen Schicksalsgemeinschaft“.

Wir meinen: Die Bundesrepublik und ihr Nationalismus ist überhaupt kein Mittel für unsere Interessen, sondern sie verwaltet unsere Armut, um ihre Interessen zu gewährleisten und ist ein Angriff auf die Idee eines schönen Lebens. Solange es Nationen gibt, stehen diese miteinander in Konkurrenz. Die Folgen dieser Konkurrenzsituation sind vielfältig und für alle spürbar: militärische und wirtschaftliche Interventionen (z.B. in Form von Spardiktaten) oder die Ausgrenzung derer, die sich in ihrem Aussehen, ihrer Herkunft, ihrer Kultur oder ihrer Geschlechtsidentität von der hier vorherrschenden weißen, deutschen Mehrheitsgesellschaft unterscheiden.

Deshalb gibt es für uns nie einen Grund Nationen zu feiern – nicht am 3. Oktober und auch an keinem anderen Tag!
Wir rufen zu Aktivitäten gegen die Einheitsfeierlichkeiten auf.

Lieber „gemeinsam unartig“ als „zusammen einzigartig“!
Für eine Welt ohne Staat, Nation und Kapital.

Gedenkzellen in Lüdenscheid

In den ehemaligen Haftzellen des Alten Rathauses Lüdenscheid verschleppten Nazis Oppositionelle und brachten sie danach in die Steinwache Dortmund und in ein KZ. Im Flugblatt des Ge-Denk-Zellen-Vereins heisst es unter der Überschrift „Authentischer Ort“: „In den Polizeihaftzellen im Keller des Alten Rathauses saßen während des „Dritten Reichs“ circa 800 LüdenscheiderInnen aus politischen Gründen ein. Mitten im Herzen der Stadt wurden Gegner des Nationalsozialismus, Juden und später auch Zwangsarbeiter ohne Gerichtsbeschluss festgehalten und oft auch gefoltert. Viele wurden von hier aus in Konzentrationslager oder sogar in den Tod deportiert. Ihrer soll am Ort ihres Leidens gedacht werden.“

Die Gedenkzellenausstellung in Lüdenscheid wird am 23.11.12 um 16 Uhr in den Kellerräumen des Alten Rathauses eröffnet. Ab 17 Uhr spricht Bürgermeister Dieter Dzewas und der Initiator Matthias Wagner vor 120 ZuhörerInnen im Kulturhaus. Einen geschichtlichen Rückblick gibt Dr. Ulrike Schrader, Vorstand des Arbeitskreises der Gedenkstätten NRW. Beeindruckend ist der musikalische Teil mit Yasmin Alijah (Klavier) und Burkhard Waimann (Klarinette), mit Stücken aus Alijahs Zyklus „Shoah“. Die Uraufführung des Films „Fort“ über die NS-Zeit in Lüdenscheid rundet die gelungene Veranstaltung ab. Eine Schülerin des Gertrud Bäumler Kollegs überreicht Matthias Wagner ein Buch ihrer Studie zu Zwangssterilisierung und Euthanasie. Für diesen ist ein Ziel erreicht, aber die Arbeit noch nicht abgeschlossen.

Nach jahrelangem Kampf gibt es endlich am Ort des Geschehens eine Dokumentations- und Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus in Lüdenscheid. Die Ausstellung ist jeden Mittwoch von 10-17 Uhr und für Gruppen nach Absprache zu sehen. Ort: Alte Rathausstrasse 1, Lüdenscheid in der Innenstadt zwischen Erlöserkirche und Kulturhaus. Infos zur Ausstellung und den Hintergründen finden sich hier: www.ge-denk-zellen-altes-rathaus.de

Feierstunde Gedenkzellen Lüdenscheid
Fotos: Schwarze Katze, 23.11.12

Feierstunde Gedenkzellen im Kulturhaus Lüdenscheid

Gut besuchte Feierstunde im Roten Saal des Kulturhauses Lüdenscheid

Gelungene Veranstaltung in Lüdenscheid.

Rüdiger Drallmeyer aus Nachrodt trägt zum Abschluss Lieder vor

Kulturhaus Lüdenscheid

Plakat zur Ge-Denk-Zellen-Ausstellung

Banner

Historischer Zeitungsartikel

Zum Gedenken

Teil der Ausstellung: Gegner und Opfer

Rückfahrt im Dunkeln mit dem Schnellbus vom Sauerfeld aus

NPD-Zentrale dichtmachen! Antifa-Demo am 22.09.12 in Essen

Antifaschistische Demonstration gegen die NPD-Landeszentrale in Essen-Kray
22. September, 13.00 Uhr, Steele S-Bahnhof

Aufruf
NPD-Zentrale dichtmachen!
Antifaschistische Demo am 22. September in Essen

Mehrere Jahrzehnte lang existierte in Bochum-Wattenscheid die Landeszentrale der nordrhein-westfälischen NPD. Nun hat die rechtsradikale Partei in der Marienstraße 66a im Essener Stadtteil Kray eine neue Bleibe gefunden. In den letzten Wochen fanden hier bereits mehrere Treffen statt, an denen Parteifunktionäre aus ganz NRW teilnahmen.

Die NPD verbreitet offen rassistische und antisemitische Positionen und stellt sich unverhohlen in die Tradition der historischen Nationalsozialisten. Sie ist aktuell die größte und erfolgreichste rechtsradikale Partei in Deutschland. Zumindest in Ostdeutschland ist es ihr zwischenzeitlich gelungen, sich auch auf der parlamentarischen Ebene zu etablieren. In Nordrhein-Westfalen hingegen erreichte sie bei der diesjährigen Landtagswahl ein Ergebnis von gerade einmal 0,5 Prozent und scheiterte damit deutlich an der Fünfprozenthürde. Doch trotz ihrer parlamentarischen Bedeutungslosigkeit stellt die Partei auch in Westdeutschland insbesondere für Migranten und politische Linke eine reale Gefahr dar, denn immer wieder versuchen ihre Anhänger ihr menschenverachtendes Ziel einer ethnisch und kulturell homogenen Volksgemeinschaft mit körperlicher Gewalt umzusetzen. Die NPD bietet militanten Neonazis Infrastruktur und einen legalen Rahmen für ihre Aktivitäten.

In Essen ist die rechtsradikale Partei seit einigen Jahren wieder überaus aktiv. Die Wahl des damals 26-jährigen Parteiaktivisten Marcel Haliti zum Kreisverbandsvorsitzenden markierte im Jahr 2009 einen Generationenwechsel in der Essener NPD. Haliti ist es gelungen, eine große Zahl junger und aktionistisch ausgerichteter Neonazis in die Strukturen des Kreisverbands einzubinden. Insbesondere in den Stadtteilen des Essener Nordens finden seither regelmäßig Infostände oder kleinere Kundgebungen statt, für die die Partei intern bis zu 50 Personen mobilisieren kann.

Die Eröffnung der NPD-Landeszentrale wird aller Voraussicht nach zu einer Ausweitung rechter Aktivitäten und zu einer weiteren Stärkung der rechten Szene in Essen führen. Wir wollen diese Entwicklung nicht hinnehmen und rufen deshalb zur Demonstration gegen die NPD und ihre Parteizentrale in Essen-Kray auf.

Demo-Konsens
Wir möchten nicht, dass die Außenwirkung unserer Demonstration durch die Symbole anderer Organisationen dominiert wird. Wir bitten euch deshalb, keine Fahnen, Plakate oder Transparente von Organisationen, insbesondere Parteien, mitzubringen. Darüber hinaus bitten wir euch, nur Fahnen, Plakate und Transparente mitzuführen, die einen klar erkennbaren Bezug zum Anliegen der Demonstration haben.

Antifa Essen Z

Schmuddel-Demo 2011

Demobericht Dortmund: Schmuddel-Demo

Am 2.4. fand zum 6. Mal die Schmuddel Gedenkdemo in Dortmund statt, um an den von einem Nazi ermordeten Thomas Schulz und an den täglichen Kampf gegen Faschismus, Rassismus und jegliche Form von Diskriminierung zu erinnern. Die Teilnehmerzahl betrug circa 600 Antifaschisten, welche durch die Nordstadt und Innenstadt Dortmunds zogen. Für Dortmunder Verhältnisse und die Tatsache dass der Mord schon 6 Jahre zurückliegt geht die Teilnehmerzahl in Ordnung, da in Essen und Köln andere Demonstrationen stattfanden.

Leider war die Demo dieses Jahr nicht ganz so kraftvoll wie im letzten Jahr, was auch das Feuerwerk an der Leopoldstraße nicht wirklich ändern konnte. Trotzdem danke für die nette Aktion!

Die etwas zu langen und für eine Demonstrationen zu anspruchsvollen Redebeiträge könnten vielleicht auch Grund für den fehlenden Elan der Demo gewesen sein. Redebeiträge sind wichtig aber sollten sich auf Demonstrationen in einem anspornenden zugleich informativen aber vor allem kämpferischen Rahmen bewegen.

Die Polizei verhielt sich einigermaßen zurückhaltend. Zwar gab es wieder viel Überwachung doch gewaltsame Aktionen gab es nicht, was auch auf das besonnene Verhalten der Demoteilnehmer zurückzuführen ist.

Auch die Nazis waren eher ruhig und schüchtern und demonstrierten in Lüttgen-Dortmund gegen ein Asylbewerberheim mit gelangweilten 70-90 Teilnehmern. Doch auch hier trafen sie auf Widerstand denn circa 50 Bürger beschützten symbolisch das Asylbewerberheim. Danke an die widerständischen Bürger.

Wir sehen den Antifaschismus als ein Themenfeld von vielen an. Er ist in Dortmund notwendiger als in manch anderen Städten, sollte aber keinesfalls das einzige Betätigungsfeld bleiben. Denn der Grund für Rassismus, Sexismus und anderen Auswüchsen liegt in dem bestehenden System. Wenn man sich also als wirklicher Antifaschist versteht, sollte man nicht nur gegen die Symptome sondern gegen ihre Ursprünge vorgehen.

Außerdem kritisieren wir an der antifaschistischen Bewegung in Deutschland dass diese leider all zu oft zu wenig eigene Alternativen erarbeitet und sich in einen stumpfen Aktionismus verrennt. Diese und einige anderen Tatsachen sehen wir als Gründe warum die soziale Bewegung in Deutschland sich nicht entscheidend weiterentwickelt, vergrößert und an Relevanz gewinnt.

Also nicht nur Blockieren und Demonstrieren sondern auch 365 Tage im Jahr aktiv an sich und einer neuen Welt arbeiten.

anarchistischer Funke, http://afunke.blogsport.de/