Runter vom Sofa – Rin in die Kartoffeln!

*Aufruf der FAU Berlin zum europäischen Generalstreik am 14. November*

*Runter vom Sofa – Rin in die Kartoffeln!***

*Vom Aktionstag zum Generalstreik gegen das Europa des Kapitals*

Diese fiese Krise. Ständig hören wir auf fast allen Kanälen dieselbe
Leier: Wir müssen den Gürtel enger schnallen, sparen, sparen, sparen,
die Schuldenbremse sei unvermeidlich. Also: tagein, tagaus denselben
dreimal durchgerührten Quark.

Die Folgen dieser Rhetorik und der dahinterliegenden Interessen sind
auch in Deutschland spürbar und teilweise in den letzten Jahren bereits
Wirklichkeit geworden. Zudem kündigen sich bereits neue Angriffe an,
z.B. im Fahrwasser der Schuldenbremse. Und niemand kann genau sagen, was
passiert, wenn der wirtschaftliche Abschwung auch Deutschland erfasst.

In vielen europäischen Ländern, akut Griechenland und Spanien, Italien
und Portugal, sind die Folgen durchschlagender, haben eine
offensichtliche bittere Realität geschaffen, einen akuten Notstand, der
unser Handeln fordert: Unter dem Deckmantel des Sparens findet eine
Entrechtung der Menschen zugunsten von Profitinteressen statt. Es werden
Verarmungsprogramme ohnegleichen gegen die Bevölkerung durchgesetzt,
gewerkschaftliche Rechte eingeschränkt und Widerstand brutal bekämpft.
Maßgeblichen Einfluss hat hierbei die deutsche Regierung.

Generalstreik in Europa

Jedoch lässt sich der Widerstand gegen die Verschlechterung der
Lebensbedingungen von ArbeiterInnen und Erwerbslosen nicht kleinkriegen.
In vielen Ländern existieren starke soziale Bewegungen und
Gewerkschaften rufen zu Generalstreiks gegen die „Reformen“ auf. Die
Bewegungen in den jeweiligen Staaten stoßen jedoch an ihre Grenzen.

Gegen einen europaweiten Angriff auf die Arbeiterklasse hilft kein
nationales Kleinklein. Viele GewerkschafterInnen in Europa wissen das
und es ist erfreulich, dass dem jetzt endlich Taten folgen. Ein
(teil-)europäischer Generalstreik wäre ein historischer Meilenstein und
könnte der Beginn einer starken europäischen Arbeiterbewegung sein.

In vielen südeuropäischen Ländern (Portugal, Spanien, Zypern, Malta,
Italien) wird das gesellschaftliche Leben daher am 14. November zu einem
großen Teil stillstehen. Anderswo (z.B. Frankreich, England) rufen
Gewerkschaften und andere Gruppen zu großen Aktionen auf. Und es bleibt
weiter spannend, denn die Basis für den Streiktag verbreitert sich stetig.

… und Deutschland?

Die Arbeitenden in Deutschland sind traditionell nicht so weit vorne
dabei, wenn es um Widerstand gegen Verschlechterungen ihrer
Lebensbedingungen geht. Denn obwohl die Löhne seit Jahren nicht
gestiegen sind und der Arbeitsmarkt neoliberal umgebaut wurde,
Stichworte Agenda 2010, massiver Niedriglohnsektor, Leiharbeit und Rente
mit 67, bleibt Deutschland das Land mit den wenigsten Streiks in Europa.

Auch Krisenproteste finden hierzulande nur wenig Resonanz. Neben der
(noch) stabilen ökonomischen Lage, könnte auch der öffentliche Diskurs
ein Grund sein, der unsere Welt in „faule Südländer“ und „fleißige
Deutsche“ zu teilen versucht, anstatt aufzudecken, dass der Kampf
zwischen den Bossen aus Staat und Wirtschaft einerseits und uns
Arbeitenden andererseits tobt, dass die Angriffe auf unsere europäischen
KollegInnen Teil des „Klassenkampfs von oben“ ist.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es hierzulande an
kämpferischen Gewerkschaften mangelt. Anstatt sich mit den kämpfenden
Arbeitenden in anderen Ländern zu solidarisieren, stützen leider auch
manche deutsche Gewerkschaftsfunktionäre, wie der IG Metall-Vorsitzende
Huber, die Krisenlügen von den maßlosen Südländern und dem deutschen
Zahlmeister.

Wir finden es gut, dass die DGB-Gewerkschaften in Deutschland auch zu
Protesten aufrufen, fürchten aber, dass das eher dem Druck von Teilen
der Gewerkschaftsbasis und der Angst, den fahrenden Zug zu verpassen,
geschuldet ist.

Auf die eigene Kraft vertrauen

In den syndikalistischen Gewerkschaften ist eine Zusammenarbeit über
Ländergrenzen hinweg seit jeher selbstverständliche Praxis. Wir sehen
die Kämpfe der ArbeiterInnen in Griechenland, Spanien oder Portugal
daher auch als Teil unserer eigenen Kämpfe gegen die nächsten
Sozialkürzungen hier.

Das gilt auch andersherum. Die beste Solidarität mit den europäischen
KollegInnen ist es deshalb, dort wo wir wohnen und arbeiten kämpferische
und selbstorganisierte Gewerkschaften aufzubauen, die sich nicht vom
Standortgebrabbel einlullen lassen, die selbstbewusst die Interessen der
Belegschaften vertreten und deren Solidarität keine Grenzen kennt.

Runter vom Sofa – Rin in die Kartoffeln!

Zeigen wir am 14. November, dass wir viele sind, dass wir uns nichts
gefallen lassen und dass in ganz Europa, auf der ganzen Welt derselbe
Kampf geführt wird: Klasse gegen Klasse.

14. November Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor

15 Uhr DGB-Kundgebung

16:30 Demonstration des Griechenland-Solikomittees

Wir sehen uns bei den schwarz-roten Fahnen

direkte aktion

Die Zeitung
Die Direkte Aktion (DA) ist eine anarchosyndikalistische Zeitung, d.h. sie spiegelt mit ihren Themen und Meinungen den spezifischen Ansatz der Freien ArbeiterInnen-Union (FAU) wider. Kurz gesagt, sie ist eine Gewerkschaftszeitung. Nicht irgendeine Gewerkschaftszeitung, sondern eine revolutionäre, die sich auf die Grundlage des Klassenkampfes stützt. Gewerkschaftsbewegung in unserem Sinne erschöpft sich nicht in Tarifauseinandersetzungen. Wenn überhaupt, dann fängt sie dort erst an! Als Vereinigung derjenigen, die den gesellschaftlichen Reichtum schaffen, hat die revolutionäre Gewerkschaft das Potenzial, Rückgrat einer nachkapitalistischen Gesellschaft zu sein. Gemäß diesen Ansprüchen hat die Direkte Aktion ein eigenes Profil, was die Themenbereiche und Inhalte der Beiträge betrifft.


Das Profil

Als „ewig Unzufriedene“, als vorwärtstreibende Kraft interessieren uns Entwicklungen und Auseinandersetzungen in der Arbeitswelt – also dort, wo die demokratische Sonne nicht scheint. Entgegen der Rede vom „Ende der Arbeitsgesellschaft“ ist die Ruhe in den Betrieben noch immer das Wichtigste der herrschenden Ordnung.

In der Direkten Aktion wollen wir deutlich machen, dass der Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit ungeachtet sonstiger Verlautbarungen weiter existiert. Festmachen lässt sich jener Widerspruch häufig an „individuellen Problemen“, die aber doch Unzählige betreffen; Probleme, die – ob im Aufschwung oder in der Rezession – die Lebensqualität maßgeblich bestimmen. Dazu zählen die Arbeitszeit und Überstunden, betriebliche Umstrukturierungen, Unfälle, Arbeitsschutz, Arbeitsrecht, Lohn- und Entscheidungshierarchien etc.

Als anarchosyndikalistische Zeitung berichten wir immer auch darüber, wofür sich die FAU und ihre Mitglieder einsetzen, über die Bewegungen, in die sie involviert sind, die Angriffe, denen sie ausgesetzt sind. Besondere Aufmerksamkeit erfahren da kollektive Aktionen und konkrete Beispiele für Widerstand. Die müssen nicht unbedingt erfolgreich sein, damit wir darüber berichten – wir wollen ja auch für die Zukunft lernen.

Außerdem gibt es eine Vielzahl von Themen, die zwar gemeinhin unstrittig sind, aber nur mit Blick auf Standort und Wettbewerb analysiert werden, wobei es in Wirklichkeit um gesellschaftliche Kräfteverhältnisse geht. Hier kommt es vor allem darauf an, hinter die Kulissen der veröffentlichten Meinung zu steigen und die wirklich wichtigen Fragen zu stellen: Wie ist die Lage der abhängig Beschäftigten? Welche Ansatzpunkte für Widerstand gibt es? Wird die Arbeitermacht gestärkt oder geschwächt? Welche Wege muss eine kämpferische Gewerkschaft gehen? Und wie können wir die Spaltung der Klasse aufgrund von Geschlecht und Nation, aber auch Beruf und Vertragsverhältnis überwinden?

Die Redaktion

Die Direkte Aktion wird nicht in einem schicken Verlagshaus hergestellt. Bei uns gibt es keine Glasfassaden und Tiefgaragen, keinen Empfang. Die Direkte Aktion wird von GenossInnen nach der Arbeit hergestellt, in Privatwohnungen oder in einem FAU-Lokal, über die ganze Republik verstreut.

Obwohl die Direkte Aktion zu den preiswertesten „linken Zeitschriften“ gehört, trägt sie sich doch soweit selbst, dass auch noch Mittel für Werbung und Extra-Beilagen bereit stehen. Zum Teil liegt dies wohl daran, dass bei der Direkten Aktion niemand Honorare bekommt. Das hat nichts mit Lohndumping zu tun, sondern gründet im Selbstverständnis der FAU, nach dem wir keinen bezahlten Funktionärsapparat haben wollen.

Die Redakteurinnen und Redakteure werden wie alle übrigen Delegierten der Direkten Aktion und der FAU auf dem jährlich stattfindenden Kongress gewählt – i.d.R. für eine Zeit von zwei Jahren. Sie sind der Organisation rechenschaftspflichtig und können jederzeit zurückgerufen werden. In diesem Rahmen hat das Redaktionskollektiv die Freiheit (und die Pflicht), das zu tun, was es für richtig hält, um die Aufgabe gemäß dem Mandat zu erfüllen: nämlich über die Themen zu berichten, die von Nutzen sind, um eine offensive revolutionäre Gewerkschafts­bewegung aufzubauen.

direkte aktion – www.direkteaktion.org

Syndikalismus in Schlesien 1918 bis 1930

Auch in diesem Jahr ist bereits ein neues Buch erschienen, das die Geschichte der syndikalistisch-anarchistischen Bewegung beleuchtet. Dieses Mal geht der Blick nach Schlesien.

Heute ist diese Region im süd-westlichen Polen unter politischen Aktivisten bekannt wegen der Gebietsansprüche, die von reaktionärer Seite, u.a. von Vertriebenenverbänden, erhoben werden unter der Parole „Schlesien bleibt unser!“. Mir war es auch deshalb ein besonderes Vergnügen, die dortige Geschichte von 1918 bis 1930 aus einem freiheitlich-emanzipatorischen Blickwinkel zu betrachten und aufzuarbeiten. Denn Schlesien war nicht nur von reaktionärer Seite geprägt: In Schlesien gab es auch Vorgängerorganisationen der heutigen „Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter Union“ (FAU) oder der „Anarcho-Syndikalistischen Jugend“ (ASJ). Und die haben dem Druck von Kapital, Staat, Kirche, Freikorps usw. bis 1933 tapfer standgehalten und wacker gekämpft, nicht nur bei den „Schwarzen Scharen“.

Die anarcho-syndikalistische Bewegung hatte es wohl in kaum einer anderen Region mit derart vielen und heftigen Widerständen zu tun. Die Quellenlage erlaubte es, diesen genau und detailliert auf den Grund zu gehen. Somit liegen für heute viele wertvolle Erkenntnisse vor. Es ist erstaunlich, was sich so alles an Hindernissen den freiheitlichen Gedanken und Taten in den Weg stellt.

Weitere Infos zum Buch: http://syndikalismusforschung.wordpress.com/2012/03/17/neu-syndikalismus-in-schlesien-1918-1930/

Helge Döhring: “Mutige Kämpfergestalten” Syndikalismus in Schlesien 1918 bis 1930

120 Seiten – Zahlreiche Abbildungen – 12 €, ISBN 978-3-86841-064-8
Zu beziehen in jeder guten Buchhandlung oder
direkt über den Verlag Edition AV
Postfach 12 15
D-35420 Lich
Telefon: 06404 – 6570763
Fax: 06404 – 668900

Das Krisenblog – Krisennotizen in Schwarz und Rot

Das Krisenblog – Krisennotizen in Schwarz und Rot veröffentlicht in lockerer Folge Beiträge und Hinweise, von denen wir hoffen, dass sie dazu beitragen können, die aktuelle kapitalistische Krise zu verstehen, Widerstand zu dokumentieren und Alternativen aufzuzeigen.

Wenn nicht alles trügt, stecken wir mitten in einem epochalen Wandel. Für alle sichtbar, ist das kapitalistische System von Ausbeutung und Lohnarbeit ins Schleudern geraten und mit ihm das politische System, das es regulieren und absichern soll. Nicht nur bei den „Märkten“ schwindet vor diesem Hintergrund das Vertrauen in die künftige reibungslose und profitable Ausbeutung der Ware Arbeitskraft und damit auch das Vertrauen darin, dass z.B. die riesigen staatlichen Schuldendienste noch bedient werden können. Ein Crash oder eine Kettenreaktion scheint heute jederzeit möglich und niemand weiß mehr so genau, wo all die Finger herkommen sollen, um die ständig neuen Lecks in den Planken der Galeere zu stopfen.

Wir leben also in spannenden Zeiten. Was über lange Jahre festgefügt und ohne Alternative schien, ist ins Wanken geraten. Überall auf dem Planeten werden Menschen unruhig und fangen an zu rebellieren. Denn überall läuft das gleiche brutale Muster. Jemand muss für die verlorenen Billionen blechen. Von Madrid über Athen, von Kairo nach Wisconsin sollen in erster Linie wir ArbeiterInnen und die anderen, die sowieso wenig haben, die Zeche zahlen. Durch die Senkung von Lebensmittelsubventionen, durch den Angriff auf die Löhne, durch die Erhöhung und Flexibilisierung von Arbeitszeiten, durch Streichung von Sozialausgaben, versuchen sich überall Regierungen und Bosse auf unsere Kosten schadlos zu halten. An manchen Stellen gelingt ihnen das, an anderen provozieren sie Unruhe(n).

Mit der Krise kehren aber auch alte Gespenster zurück: Verlustängste erzeugen Aufgeschlossenheit gegenüber autoritären oder nationalistischen „Lösungen“. Ökonomisches Unverständnis führt zur Illusion, es gäbe eine Trennung zwischen (böser) Finanz- und (guter) „Realwirtschaft“. Jahrzehntelange gewerkschaftliche Übung kennt keine Alternative zum Kuscheln mit dem Standort-Kapital.

Im chinesischen besteht das Wort für „Krise“ aus jeweils einem Schriftzeichen für „Gefahr“ und „Chance“. Wohin das Pendel sich drehen wird, hängt letztlich davon ab, ob es uns ArbeiterInnen als weltumspannender Klasse derjenigen, die allen gesellschaftlichen Reichtum produzieren, gelingen kann, eine lebenswerte Alternative zur sich verschärfenden kapitalistischen Misere zu entwickeln und zu organisieren. Wir sind sicher, dass die Ideen und praktischen Erfahrungen des Anarcho-Syndikalismus, als gewerkschaftlicher Selbstorganisation, die weit über das hinaus geht, was landläufig unter „Gewerkschaft“ verstanden wird, viel dazu beitragen kann, eine solche Alternative zu finden und durchzusetzen.

Der Kreis derjenigen, die dieses Blog betreiben, setzt sich (bisher) aus Mitgliedern der „Freien ArbeiterInnen-Union“ (FAU) zusammen. Das Krisenblog ist jedoch keine offizielle Veröffentlichung dieser anarchosyndikalistischen Gewerkschaftsföderation.

Anschauen: www.krisenblog.org

Schwarze Katze Nachtrag 04.09.18: Den Blog www.krisenblog.org gibt es leider nicht mehr.