Nachttanzdemo gegen den Katholikentag Mannheim 2012

Bündnisaufruf zur Nachttanzdemo gegen den Katholikentag im Mai 2012 in Mannheim

Zum Teufel mit dem Katholikentag! Her mit dem schönen Leben hier und jetzt!

Vom 16. bis 20. Mai 2012 steht uns in Mannheim der Deutsche Katholikentag bevor. Alle zwei Jahre kommen katholische Gläubige zusammen und verwandeln eine Stadt ihrer Wahl zum internationalen religiösen Pilgerort. Die ganze Stadt wird zur Massengebetsstätte, zur Propagandaarena hochrangiger Kirchenfunktionäre und zur Partymeile junger Katholik_innen. Diesem reaktionären Treiben in moderner Verpackung wollen wir unsere Vorstellungen von einem freien, selbstbestimmten Leben entgegensetzen. Dabei soll aber nicht nur die katholische Kirche im Fokus unserer Kritik stehen, sondern auch eine grundlegende Kritik an Religion und Glauben nicht zu kurz kommen Zum Höhepunkt der verschiedenen Aktionen gegen den Katholikentag rufen wir am 19.5. zu einer Nachttanzdemo auf.

Katholikentag? Heilige Scheiße…
Am Katholikentag gibt sich die katholische Kirche weltoffen und tolerant. Anstatt der üblichen altbackenen Kirchenveranstaltungen soll der Katholikentag eher einen „Eventcharakter“ haben. Unter dem Motto „Einen neuen Aufbruch wagen“ sollen neben den obligatorischen Gottesdiensten auch zahlreiche Kultur- und Musikveranstaltungen stattfinden. Ein Blick in das Programm des Katholikentags offenbart das Spannungsverhältnis zwischen dem gewünschten Image und der Kirchenrealität: Neben Veranstaltungen wie „Mozart trifft Hip-Hop“ finden sich auch deutlicher reaktionäre Themen wie die wissenschaftsfeindliche Veranstaltung „Weißt du nur oder glaubst du schon?“.

Das „Großevent Katholikentag“ wird von der Stadt Mannheim mit 1,5 Millionen und vom Land Baden-Württemberg mit 1,6 Millionen Euro Steuergeldern unterstützt. Während etwa soziale Projekte und Einrichtungen aufgrund angeblich klammer Kassen stetig unter Legitimationsdruck stehen, wird für den Katholikentag ein Millionenbetrag aufgebracht, als ob die Kirche mit ihrer Steuer (die der Staat für sie erhebt) nicht genug Geld hätte, um solche Events selbst zu finanzieren. Dies zeigt nur wieder, dass das Gerede der „Trennung von Kirche und Staat“ faktisch nichts als Augenwischerei ist.

Obwohl sich die katholische Kirche ihrem Kirchentag gerne als modern und sozial präsentiert, sieht die tatsächliche Lage der Kirche noch immer vollkommen anders aus: Frauen und Homosexuelle werden diskriminiert und das kirchliche Verbot von Abtreibung und Verhütungsmitteln führt weltweit zu Tod und Elend. Die Ausbreitung von HIV, ungewollte Schwangerschaften, oft lebensbedrohliche, illegale Abtreibungen, aber auch alltägliche gesellschaftliche Zwänge, sind eine direkte Folge der Forderungen und Ansichten des Papstes und seiner Kirche. So ist ihre viel beschworene Lebensbejahung die direkte Ursache für Elend, Leid und Tod auf der ganzen Welt. Die katholische Kirche ist im Gegensatz zu ihrer Darstellung ein rückwärts gewandter, autoritärer und patriarchaler Unterdrückungsapparat.

Für einen revolutionären Humanismus
Im Fokus unserer Kritik soll jedoch nicht alleine die katholische Kirche als institutionalisierte Form christlicher Religion stehen. Wenn wir ernsthaft eine befreite Gesellschaft fordern, dann darf auch eine grundlegende Kritik an Religion und Glauben nicht zu kurz kommen. Denn: wir wollen keine „bessere“, gnädigere oder tolerantere Kirche, wir wollen eine Gesellschaft ohne Nation, Kapital und Kirche. Der Glaube an ein Jenseits oder ein „höheres Wesen“ steht uns bei unserem Weg zu einer freien und selbstbestimmten Gesellschaft entgegen. Zwar nimmt mit der zunehmenden Vereinzelung der Menschen in modernen Gesellschaften auch die Anziehungskraft großer, kollektiver religiöser Institutionen ab, wodurch Glaube immer vielfältiger, aber auch immer individualisierter und privater wird. Eine grundlegende Veränderung der Verhältnisse hingegen ist bisher ausgeblieben.

Das kollektive Bedürfnis nach übernatürlichen Strukturen entspringt dem Elend, dem die Menschen in ihrem Lebensalltag ausgesetzt sind. Die Orientierung am Jenseits oder das Einordnen von Ereignissen in einen „göttlichen Plan“, geben dem Leid, das die Menschen erfahren, einen vermeintlichen Sinn und machen es damit ertragbar. Religion hindert die Menschen in diesem Zusammenhang aber auch daran, sich gegen Leid und Unterdrückung zur Wehr zu setzen. In einer Gesellschaft in der Selbstbestimmung, Freiheit und ein schönes Leben für alle weiterhin nicht vorgesehen sind, werden Widersprüche in der Gesellschaft durch Religionen legitimiert. Insofern zementiert Religion die Ungleichheitsverhältnisse des Kapitalismus, sie schafft ein verkehrtes Bewusstsein, in dem den gesellschaftlichen Verhältnissen das abstrakte Gegenbild einer irrealen, besseren Welt gegenübergestellt wird.
Dieses Bewusstsein kann nur mit der Umwälzung der kapitalistischen Verhältnisse, die immer neue Illusionen über sich produzieren, aufgehoben werden.

Hinsichtlich unseres Wunsches nach einer befreiten Gesellschaft kann es für uns keine Perspektive sein, sich mit dem Glauben so lange zu betäuben bis die Widersprüche in der Gesellschaft unsichtbar werden. Statt dessen ist es um so wichtiger, dem Glauben seinen Schleier zu entreißen und die Verhältnisse zu bekämpfen, die das Bedürfnis nach Religionen erst entstehen lassen. Nur so kann eine Gesellschaft entstehen, in der es keine „höheren Wesen“ mehr gibt, sondern der Mensch das höchste Wesen für den Menschen ist.

Die Verhältnisse zum Tanzen bringen
Das religiöse Treiben des Katholikentags wollen wir nicht unwidersprochen lassen. In der von der Kirche besetzten Stadt wollen wir ein Gegengewicht sein, Sand im Getriebe des inszenierten Massenevents. Mit einer Nachttanzdemo am 19. Mai wollen wir einen Abend lang den Katholikentag übertönen und uns den öffentlichen Raum zurückerobern. Mit lauter Musik, Party, Transparenten und antireligiöser Symbolik wollen wir dem frommen Treiben eine Alternative entgegensetzen – sozusagen ein Aufruf zum Sündigen. Mit dem Konzept der Nachttanzdemo hoffen wir, zahlreiche Menschen anzuziehen, die keine Lust auf das Kirchentags-Spektakel haben und sich diesem widersetzen wollen.

In Nachttanzdemos lauert aber auch immer die Gefahr, dass politische Inhalte untergehen. Im lauten Partytreiben, in der Menge der (zufällig) Anwesenden, ist oft nicht mehr allen klar, wofür genau sie eigentlich demonstrieren. Zur reinen Tanzparade könnten sich auch die vielen jungen Katholik_innen anschließen, die an diesem Wochenende religiösen Kurzurlaub in Mannheim machen. Um das zu verhindern dürfen unsere Inhalte nicht im Bassgetöse untergehen: Wer nur feiern will, ist bei uns falsch. Wir müssen allen, die bei der Nachttanzdemo mitwirken wollen, klarmachen, worum es uns geht: um Protest gegen den Katholikentag, um Protest gegen religiöse Ideologien und die Verhältnisse, denen sie entspringen.
Wir rufen dazu auf, am 19. Mai auf die Straße zu gehen um ein deutliches Zeichen gegen den religiösen Wahn des Katholikentags zu setzen. Demonstriert und feiert mit uns und lasst uns unsere Forderungen in die Öffentlichkeit tragen.

Es gibt ein Leben vor dem Tod!
Zum Teufel mit dem Katholikentag!
Her mit dem schönen Leben hier und jetzt!

Bündnis gegen den Katholikentag, April 2012

Religion als Prinzip der Herrschaft

Monotheistische Religionen zeichnen sich dadurch aus, dass sich der „Gläubige“ *1 einer einzigen, kosmischen Zentralgewalt unterwirft.

Diese Gewalt bestimmt das Leben und es gibt stets eine Überlieferung mit gewissen Verhaltensgrundsätzen, die den Rahmen des Lebens strikt regeln. Diese Ergüsse sind nicht konsequent erfüllbar, was die Fehlbarkeit des „Gläubigen“ offensichtlich machen soll. Das wiederum führt zu der absurden Annahme, der „Gläubige“, dem etwas fehlt (Die Unfehlbarkeit), braucht deshalb Gott, Jahwe, Allah und wie sie alle heißen, um das Leben zu meistern.
Die Gesellschaft hat in ihrer Masse stets so argumentiert, dass der Mensch das Problem sei – nicht aber die zur jeweiligen Zeit vorherrschende Idee. Man könnte annehmen, dass die Stellung einer Idee über den Menschen durch die Religionen entstanden ist, weil diese lebensfeindliche Umwertung Grundlage aller Religion ist.
Im Folgenden wollen wir auf einen speziellen Sachverhalt eingehen, der etwas mit der Zentralgewalt der einzelnen „Glaubensrichtungen“ zu tun hat.

Zuerst einmal fällt auf, dass es immer den einen „Herrn“ gibt. Der ist aber stets anonym, was mit dem „Bildnisverbot“ begründet wird, welches in diversen Religionen existiert. Man kann ihn nicht wahrnehmen und wer das versucht betreibt sowieso „Blasphemie“.
Nun, vielleicht sollte man, um ein besseres Verständnis von der antizivilisatorischen Wirkung von Religion zu erlangen das Ganze einfach wörtlich nehmen. Da wird kein „Gott“ angebetet – selbst in der Religion nimmt keiner Gott als elementares Wesen (Im Grunde wissen das sogar die verballertsten „Gläubigen“) ernst. Nein, es geht eher um die Unterwerfung unter das Prinzip der Herrschaft. Die sklavische Lebensunlust der religionsstiftenden Schreiber hat sie in eine Zwickmühle gebracht. Zur Zeit der Niederschreibung der religiösen Texte hatten sie bereits „weltliche“ Herren – denen musste man schmeicheln und so erfanden sie die unfassbaren, gestaltlosen Götter. Stets wandelbar und mit ihrem fleischgewordenen Sprachrohr des „weltlichen“ Herrschers. Damit war zB der entsprechende König zufrieden.
Ärger gab es vielleicht mit „Jesus“ aber wie das so ist, mit den Ausnahmen und den Regeln.

Zum Zweiten ist dadurch in Frage gestellt, ob die verschieden benannten Religionen in einer gesunden und lebensbejahenden Weltsicht als verschiedenartig gehandhabt werden sollten.

*1 das Wort „Gläubige“ ist deshalb in Anführungszeichen gestellt, weil es bei nüchterner Betrachtungsweise zu Missverständnissen führen kann. Das rührt daher, dass es einfach viel zu ungefährlich wirkt. Irgendwo beginnt in unserem Leben immer ein bißchen Glauben und so denken wir, dass es ganz alltäglich ist, zu „Glauben“. Leider nutzen das die Religionen aus, um uns näher und sinnvoller zu erscheinen, wenn sie von sich behaupten, ebenfalls „Glauben“ zu sein.
Das Problem ist, dass der Gläubige ohne religiösen Realitätsverlust einfach einen Sachverhalt annimmt und den nachprüfen kann – sein Leben, seine Sozialisation, seine Libido sind dadurch noch nicht zerstört. Wenn ein „Gläubiger“ allerdings sein Leben einem Buch unterwirft, oder der Auslegung dessen durch seine „Herren“, dann geht’s mit ihm den Bach herunter. Dieser Umstand wird in den depressiven Handlungsweisen der meisten „Gläubigen“ sichtbar. Religionshörige Menschen sind zu 100% verhaltensgestört und nicht in der Lage ein Leben zu führen, dass in irgendeiner Art und Weise erfüllend oder genuss- und wohlbefindensfördernd ist. Die Tatsache, dass diese Psychopathen nicht in der Lage sind, das einzusehen, weil sie entweder vergessen haben, was Lebensgenuss ist, oder schlimmer noch, es vor ihrem Eintritt in ein religiöses Sterben, nie erfahren haben, macht die Sache nicht besser.
Also muss ein Wort her, dass tatsächlich in seiner Wirkung und Bedeutung ausstrahlt, was ein „Gläubiger“ darstellt. Wie man sieht, ist das in diesem kurzen Text bisher nicht der Fall.

Quelle: Pour ma Classe, 11.04.12

2. Libertäre Medien Messe

Es ist wieder soweit. In einem der größten europäischen Ballungsgebiete mit mehr als acht Millionen Menschen, werden vom 24. bis 26. August 2012 libertäre Verlage, Zeitschriften, Radio-, Video- und Internetprojekte ihr Programm vorstellen. Drei Tage Messe, Projektvorstellungen, Lesungen, Kultur, Veranstaltungen, Infos, Leute treffen und Pläne schmieden für eine Welt jenseits von Krise und Ausbeutung. Für all das bot bereits die 1. Libertäre Medienmesse für den deutschsprachigen Raum (Limesse) im September 2010 einen Rahmen. Auf vielfachen Wunsch geht die Limesse nun in die 2. Runde. Weitere Infos: http://limesse.de/