Anarchistische Lebensmittelhilfe

Anarchistische Lebensmittelhilfe
Soziales Zentrum Bochum, 14.08.20

In Bochum gründet sich eine Anarchistische Lebensmittelhilfe und ruft zu einem ersten Treffen auf: »Die Pandemie und die damit einhergehende „Wirtschaftkrise“, macht zahlreiche Arme noch ärmer und bringt andere in die Armut. Auch die bereits bestehende Ordnung nimmt Vielen die notwendigen Ressourcen, um ein anständiges Leben zuführen. Sich weiter auf die Versorgung durch Staat und Unternehmen zu verlassen, ist eine naive Träumerei, es ist an der Zeit, die (Lebensmittel-) Versorgung in Bochum selbst zu organisieren.

Gründungstreffen

Unsere Idee ist es, Spenden einzusammeln, davon (vegane) Lebensmittel zu kaufen und diese anschließend an Menschen, die sie benötigen, zu verteilen. Während der Pandemie ist unser Vorschlage dies in Form von Lieferungen an die Haustür oder andere Lebensorte zu machen, danach vielleicht über eine zentrale Verteilstelle. Am Donnerstag, den 27.08.2020 um 19.00 Uhr wollen wir uns mit allen Menschen treffen, die sich an diesem Projekt beteiligen wollen. Treffpunkt ist neben dem Eingang der Stadtbücherei (Gustav-Heinemann-Platz 2-6) wo wir überdacht, aber draußen sitzen können. Mit dieser Ortswahl möchten wir mögliche Ansteckungen mit dem Virus verhindern. Beim Treffen wollen wir auf Abstand achten und wir bitte alle, denen es möglich ist, Maske zu tragen. Wer bequemer sitzen will, kann sich gerne ein Sitzkissen mitbringen.

Unterstützung – Spendenkonto gesucht

Da wir auf Spendengelder angewiesen sind, suchen wir als allererstes einen Initiative/Gruppe/Verein, die uns ein Spendenkonto zur Verfügung stellt. Ansonsten wird es schwierig genug Spenden für den Einkauf zu bekommen. Einen eigenen Verein für das Konto zu gründen und ein Konto einzurichten würde mehrere Monate dauern. Falls ihr uns ein Konto zur Verfügung stellen könnt, kontaktiert uns bitte per Mail an: alhbo(at)riseup.net. Wir werden alle Ausgaben (Einkäufe) belegen können und euch die Belege zur Verfügung stellen. Die Spenden werden ausschließlich für Lebensmittel verwendet (und falls von einzelnen Spender*innen gewünscht für Infomaterial) Mögliche Kontoführungsgebühren übernehmen wir selbstverständlich. Wenn ihr vorab Geld spenden möchte, bringt es bitte zum Gründungstreffen mit. Außerdem könnt ihr uns gerne kontaktieren, falls ihr größere Mengen frischer oder haltbarer Lebensmittel zur Verfügung stellen könnt.

Warum wir ein anarchistisches Projekt sein wollen

Wir wollen ausdrücklich ein anarchistisches Projekt sein, weil wir uns gegen jede Form von Herrschaft und Unterdrückung richten wollen. Anarchie ist griechisch und bedeutet ohne Herrschaft, Anarchismus ist also eine Bewegung mit dem Ziel jede Herrschaft abzuschaffen. Falls ihr noch nie mit Anarchismus in Berührung gekommen seid, könnt ihr hier ein kleines Einführungsvideo sehen. Wichtig ist für uns außerdem, dass unser Projekt im Konsens und/oder durch autonome Aufteilung entscheiden soll und nicht nach Mehrheitsprinzip, um zu verhindern das Minderheiten unterdrückt werden. Alles weitere (außer den anarchistischen Grundkonsens) entscheiden wir beim Gründungstreffen dann gemeinsam. Hinzukommt, dass wir sowohl gegen Sozialstaat als auch Sozialhilfe sind (näheres dazu im nächsten Abschnitt). Wir wollen miteinander eine andere Welt aufbauen, nicht Almosen verteilen und würden uns freuen, wenn sich auch Menschen an dem Projekt beteiligen, die auf gegenseitige Hilfe angewiesen sind. Auch wir sind nicht wohlhabend und sind wirtschaftlich auf Selbstorganisation angewiesen. Selbstverständlich müsst ihr keine Anarchist*innen sein, um mitzumachen, nur mit unseren Werten und Zielen kein Problem haben.

Die Krise werden – gegen Sozialstaat und Sozialhilfe

Der Staat hat durch seine Schaffung von Eigentum, vor allem am Boden, und der damit einhergehenden Enteignung der ländlichen Bevölkerung, erst die Bedingungen geschaffen, die Millionen zu Lohnabhängigen machten und ihnen die Mittel genommen sich selbst und ihre Gemeinschaften mit Nahrung zu versorgen. Heute verwaltet der Staat Armut, enteignet weiterhin die Ärmeren (z.B. im Rheinland für RWE) und seine Polizei unterdrückt alle, die sich nicht an diese Ordnung halten. Manche glauben trotzdem an den sogenannten Sozialstaat, doch alle seine „Absicherungen“ sind angeeignet: Arbeiter*innen, Handwerk*innen, Bäuer*innen haben sich schon immer selbstorganisiert und gegenseitig abgesichert. Hauptzweck des Sozialstaates war und bleibt die Verhinderung von Aufständen, die Staat und Kapitalismus zerstören könnten und damit den Ursachen von Armut ein Ende setzen würden. Der Sozialstaat entwürdigt außerdem die Menschen und kontrolliert sie permanent. Anträge auszufüllen, um zu überleben, macht Menschen zu Verwaltungsobjekten, nicht zu selbstbestimmten Wesen. Viele der Ressourcen, die sozialstaatliche Almosen möglich machen, kommen zudem auf der kolonialen Ausbeutung eines Großteils der Weltbevölkerung. Menschen zu unterstützen muss für uns immer heißen, den Widerstand gegen das bestehende System voranzutreiben, deshalb wollen wir neben Lebensmittel auch inhaltliches Material, mit weitergehenden (revolutionären) Perspektiven verbreiten und eventuell auch Flyer für Veranstaltungen beilegen. Außerdem verstehen wir unser Projekt als einen (kleinen) Bausteinen lokaler und weltweiter anti-autoritärer und anarchistischer Bewegungen, nicht als vereinzelte Form der Sozialhilfe. Außerstaatliche Sozialhilfe wie z.B. die Tafeln setzt die bestehende Ordnung fort und stabilisieren sie teilweise indem sie Menschen Almosen geben aber die Abhängigkeit von Unternehmen und Stadt oder reichen Spender*innen weiterführen. Es fehlt die weitergehende Perspektive, nämlich Macht und Ressourcen so dezentral zu verteilen, dass niemand andere in die Armut zwingen kann. Und bei Organisationen wie der Tafel müssen Menschen ihre Bedürftigkeit nachweisen (wie bei Ämtern) bzw. müssen teils noch Gebühren zahlen, um Unterstützung zu bekommen. Beides soll es bei uns nicht geben. Abschließend ist es uns wichtig, dass Arme nicht nur die Reste unsere Gesellschaft bekommen (wie z.B. beim Foodsharing*), sondern die gleichen Produkte wie Reichere.

Wie geht es weiter?

Nach dem Gründungstreffen werden wir auf unserem Blog weitere Informationen veröffentlichen. Wir wollen dann möglichst schnell mit der ersten Lebensmittellieferung beginnen. Falls ihr später mit machen wollt, könnt ihr uns jederzeit per Mail an alhbo(((at)))riseup.net ereichen. Auf in eine Gesellschaft/Gesellschaften ohne Hunger, Armut und Herrschaft!«

*Das trotzdem ein sinnvolles Projekt ist.

Blog der Anarchistischen Lebensmittelhilfe: https://alhbo.blackblogs.org/

An einen Bonzen

An einen Bonzen
Kurt Tucholsky


An einen Bonzen:
„Einmal waren wir beide gleich.
Beide: Proleten im deutschen Kaiserreich.
Beide in derselben Luft,
beide in gleicher verschwitzter Kluft;
dieselbe Werkstatt – derselbe Lohn –
derselbe Meister – dieselbe Fron –
beide dasselbe elende Küchenloch …
Genosse, erinnerst du dich noch?

Aber du, Genosse, warst flinker als ich.
Dich drehen – das konntest du meisterlich.
Wir mußten leiden, ohne zu klagen,
aber du – du konntest es sagen.
Kanntest die Bücher und die Broschüren,
wußtest besser die Feder zu führen.
Treue um Treue – wir glaubten dir doch!
Genosse, erinnerst du dich noch?

Heute ist das alles vergangen.
Man kann nur durchs Vorzimmer zu dir gelangen.
Du rauchst nach Tisch die dicken Zigarren,
du lachst über Straßenhetzer und Narren.
Weißt nichts mehr von alten Kameraden,
wirst aber überall eingeladen.“

Du zuckst die Achseln beim Hennessy
und vertrittst die deutsche Sozialdemokratie.
Du hast mit der Welt deinen Frieden gemacht.
Hörst du nicht manchmal in dunkler Nacht
eine leise Stimme, die mahnend spricht:
»Genosse, schämst du dich nicht –?«

Brief an Verschwörungsgläubige wegen Covid-19

Liebe „Schwurbler“ und „Erwachte“ und Widerständler“.

Ich gehöre zu den Schlafschafen, zu den Menschen die tatsächlich den bösen studierten Virologen glauben, zu den Menschen, die freiwillig eine Maske beim Einkaufen tragen. Und ich bin einer von denen, die entsetzt sind, was vermeintlich intelligente, mir bekannte Menschen teilweise an Beiträgen, Textbildern und Videos in ihren Profilen teilen. Für die habe ich ein paar Antworten auf ungestellte Fragen.

1. Wir sollen alle zwangsgeimpft werden?

Nein! Es gibt keine Zwangsimpfungen gegen SARS-CoV2 und wird auch keine geben. So etwas ist nicht geplant, auch wenn die AfD oder KenFM euch auf lustigen Bildchen oder YouTube Videos etwas anderes sagen.
Wie soll das auch gehen?
Es gibt nicht einmal einen Impfstoff!

2. Ihr habt eure Belege und Fakten aus dem Internet?

Natürlich, man kann vieles googlen. Aber das heißt noch lange nicht, dass es auch der Wahrheit entspricht.
Was irgendwelche Schwurbler online verfassen, ohne wirkliche Belege, ist ganz sicher vieles, aber nicht die Wahrheit.

3. Die Eliten wollen euch versklaven?

Klar, die Eliten wollen euch versklaven, aber kriegen es nicht hin, eure seltsamen Gruppen bei Facebook, wo ihr euer Geschwurbel teilt, zu löschen. Da hört die Macht der Eliten dann auf. Merkt ihr selbst, oder?

4. Die Maßnahmen sind ein Eingriff in eure Grundrechte?

Welches Grundrecht meint ihr? Das Grundrecht auf Haare schneiden oder Nägel machen zu lassen?

5. Die Meinungsfreiheit ist in Gefahr!

Klar, deshalb dürft ihr euer Geschwurbel auch frei äußern, eure Meinung frei äußern, oder stand die Polizei schon bei euch vor der Tür und hat euch mitgenommen, weil ihr bei Facebook euren Dünnpfiff verbreitet habt?

6. Die Masken bringen nichts?

Ok, ich erkläre es mal einfach für Leute, die Schuhe mit Klettverschluss benötigen:
Wenn wir alle nackt rumlaufen und jemand pinkelt dich an, bist du nass. Trägst nur du eine Hose, kommt weniger durch, du bist also besser geschützt. Trägt der Pinkler aber auch eine Hose, kommt bei dir nichts mehr an, weil die Pisse bei ihm in seiner Hose bleibt.
Ganz leicht zu verstehen, oder?

7. Ihr fühlt euch mit den Masken eingeschränkt?

Klar, verstehe ich ein Stück weit. Ich finde es auch sehr unangenehm, unter der Maske ist es nicht besonders angenehm zu atmen.
Aber hey, mal ganz ehrlich. Für die 10 Minuten im Rewe bekommen wir das doch wohl hin, wenn wir damit uns und andere schützen. Und die Maskenpflicht wird ja kaum für immer gelten.

8. Merkel möchte die Wirtschaft vor die Wand fahren?

Ganz bestimmt. Davon hat ganz speziell und vor allen anderen gerade die Frau Merkel (die im übrigen nicht alleine entscheidet) natürlich total viel, wenn die Wirtschaft am Boden liegt, das Land pleite ist und wir Millionen von Arbeitslosen haben. *Achtung, Sarkasmus* – muss man ja hier dazuschreiben, falls es doch einer von euch Realitätsverweigerern und Staatsquerulanten liest.

9. Ihr denkt in Deutschland werdet ihr mit den paar Tagen „Quarantäne‘ und „Ausgeverbot“ in Eurer Freiheit beschnitten?

Dann geht Mal in andere Länder und versucht da zu demonstrieren und Euren Blödsinn zu verbreiten.
Einerseits habt Ihr dort gar nicht die Möglichkeit, da Ihr dort von der Staatsmacht NICHT mit Samthandschuhen angefasst werdet und Euch zudem die Bevölkerung ganz schnell klar macht, das Ihr die Regeln zu befolgen habt, ansonsten ist nämlich nix mit einkaufen, tanken usw.

10. Ihr seid der Widerstand, aufgewacht und wollt Deutschland retten?!

Nein! Ihr seid einfach nur peinlich. Ihr meint, ihr denkt selbst, lasst aber lieber irgendeinen AfD Zahnarzt oder rechte Populisten und Reichsbürger oder am Ende auch noch Xavier Naidoo für euch denken, ihr hinterfragt nichts, sondern glaubt jeden Blödsinn ungefiltert. Und ihr teilt jeden noch so grossen, offensichtlichen B.U.L.L.S.H.I.T. in euren Timelines und vergesst dabei, dass das Netz nichts vergisst.

Fazit

Die Erde ist übrigens eine Scheibe, einfach weil isso!!!!!!
Ihr gebt euch selbst öffentlich der Lächerlichkeit preis!
Also, wenn ihr meint, ihr seid das Opfer einer großen Verschwörung, meinetwegen.

Dann glaubt das gerne, aber geht uns Schlafschafen damit bitte nicht auf die Nüsse und auch nicht auf die Eier, lasst uns weiter schlafen, damit wir von den Reptiloiden zwangsgeimpft werden, die uns dann in die Hohlerde verschleppen, wo Bill Gates mit Elvis Presley zum Jailhouse Rock tanzen.

Alle anderen: Bleibt gesund!
???
Diese Krise wird mit An- und Verstand überstanden!

Syfo 14 im April 2020 erschienen

Im April 2020 ist die 14. Ausgabe von „Syfo – Neuigkeiten aus dem Institut für Syndikalismusforschung“ herausgegekommen. In diesen Zeiten geht es natürlich auch um den Corona Virus. Themen sind unter anderem:

– Corona – der Klassenkampf verschärft sich
– Sonderseite der Freien ArbeiterInnen Union (FAU) Jena zu arbeitsrechtlichen Fragestellungen zu Corona
– Themenseite Gegen die 60-Stunden Arbeitswoche, gegen den 12-Stunden Arbeitstag bei Labournet
– Großer Erfolg in Wien – Unterstützung muss weiter gehen
– Neu: „Anarchistische Vereinigung“ um Erich Mühsam Band 1: „Organisierter Anarchismus in Deutschland

Selber lesen? Download von Syfo 14

Das Institut für Syndikalismusforschung, als Herausgeber von Syfo ist im web unter www.syndikalismusforschung.info zu finden.

Extinction Rebellion – Inneneinsichten einer ökopopulistischen Sekte

Extinction Rebellion – Inneneinsichten einer ökopopulistischen Sekte.
Extinction Rebellion ist weder radikal, noch basisdemokratisch oder offen für Kritik – Ein Erfahrungsbericht. https://www.heise.de/tp/features/Extinction-Rebellion-Inneneinsichten-einer-oekopopulistischen-Sekte-4701351.html?seite=all

XR Symbol Sanduhr.
Foto: Schwarze Katze, 04.09.19